www.bx4.ch

Norwegen 2018, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 9:
Helgeland und Polarkreis

von Rørvik nach Bodø 

2018-06-03 - 2018-06-11, 9 Tageseinträge, 207 sm.

Auf der Reise von Rørvik bis nach Bodø überfuhren wir den Polarkreis und erreichten die Mitte von Norwegen (gleich weit zum Nordkapp wie zum Lindesnes). Wir besuchten die Insel Lovund und bestiegen den Rødøyløve.



Mitte Norwegen in Brønnøysund

Rørvik - Brønnøysund, 48 sm.

Wetter: bedeckt, am Abend Regen, SW4-5 (Böen 6).

Mitte Norwegen erreicht

Eine Tafel weist in Brønnøysund darauf hin, dass es zum Nordkapp wie auch zum Kapp Lindesnes 840 km sind. Es ist also nicht mehr ganz so weit, v.a. weil wir ja mit Seemeilen rechnen.
Heute morgen wollten wir mit dem Strom von Rørvik nach Norden fahren, aber wir hatten überraschend Gegenstrom, obwohl wir nicht zu früh losgefahren sind. Der Wind war noch schwach und hinter den Inseln sehr unregelmässig, deshalb fuhren wir die ersten Meilen mit Motor, später hatten wir dann genügend Wind, dass auch nur eine gereffte Genua für das zügige Fortkommen reichte. Wir segelten vor der Insel Leka durch den Schärengürtel, hier hatten wir sicher mehr Wind als auf der Leeseite dieser Insel mit ihrem hohen Berg. Je länger wir unterwegs waren, desto grauer wurde es draussen (und auch kälter!). Und am Schluss, kurz vor Brønnøysund, begann es zu regnen.
Eine halbe Meile vor dem Hafen wurden wir von der Hurtigrute angefunkt, weil sie gerade ablegen wollte und wir ihr in die Quere kommen könnten. So warteten wir vor dem Hafen, bis die «Kong Harald» weg war. Im Gästehafen trafen wir die niederländische «Fram», die wir in Tananger erstmals und dann immer wieder sahen, und auch der freundliche Engländer, der Stegnachbar von Rørvik, kam später noch angesegelt.
Im Stromhandbuch stimmt die Zeit schon, die wir berechnet hatten, allerdings muss man wegen der Sommerzeit eine Stunde dazuzählen, wir waren also 1 Stunde zu früh für den richtigen Strom.


Das Schiff «Lofoten» der Hurtigruten fährt bei starkem auflandigen Wind den Anker ein und dampft in die Ankerkette ein, um sanft an die Pier zu gelangen, und damit es auch wieder wegfahren kann.

Brønnøysund - Brønnøysund, 0 sm.

Wetter: bedeckt, Regenschauer, stürmisch aus NW.

Abwettern in Brønnøysund

Es war so wie der Wetterbericht voraussagte: kalt, nass und stürmisch (bis 36kn) aus NW. Also absolut kein Ferienwetter, aber Grund um sehr lange auszuschlafen. In einer Regenpause machten wir einen kleinen Spaziergang und dann einen Besuch im neuen Einkaufszentrum «Amfi», das gerade neben dem Gästehafen lag (bzw. im dortigen Kaffee mit Internet). Elisabeth füllte noch zwei Waschmaschinen, Toni bearbeitete die Bilder fürs Album der 4. Etappe (Dänemark, Schweden).
Am Nachmittag kam das südgehende alte Hurtigrutenschiff «Lofoten», das eindrückliche Seemannschaft bewies. Trotz des sehr starken auflandigen Windes konnte es sanft an der Pier anlegen und vor allem konnte es wieder ablegen: Dank dem Anker, der im Hafenbecken gesetzt wurde und zum Eindampfen fürs Anlegen und Ablegen benützt wurde.
Damit es nicht langweilig wurde, kam noch der Trimaran in den Hafen, den wir in Selje getroffen hatten (und zwischendurch auch aus der Ferne gesehen hatten), und mitten während den stärksten Starkwindböen kam noch ein norwegisches Segelschiff und machte am Aussensteg fest. Um Mitternacht kam nochmals ein kleiner Kutter an den Aussensteg.


Blick von unserem Schiffssteg bei Brønnøysund: Die Schneefallgrenze lag etwa bei 200 Meter, das ist weder Velo- noch Bergtourenwetter, zum Segeln ebenfalls nicht

Brønnøysund - Brønnøysund, 0 sm.

Wetter: Starkwind aus NW, gegen Abend etwas abflauend und manchmal ein Sonnenschein.

Pausetag

Eine eigenartige Wetterlage liegt über Nordeuropa: Ein stabiles Hoch über Island und Grönland und ein Tief über Spitzbergen und Barentsee führt zu den starken NW-Winden (hier eine grosse Ausnahme) und kalter Luft und später, wenn sich das Islandhoch bis hierher ausweiten wird, werden wir keine nennenswerten Winde mehr haben.
Wir verbrachten den Tag in Brønnøysund. Erst überlegten wir, einen Ausflug mit dem Velo zum Torghatten, dem Berg mit dem Loch zu machen. Aber der Wind war immer noch stark, es regnete zwischendurch und die Luft war kalt. Auf den höheren Bergen war der Neuschnee zu sehen. Und der Pausetag ist ja schliesslich zum Pause machen da!


Das holländische Segelschiff «Fram» segelt ebenfalls nach Norden, zwischen Brønnøysund und Sandnessjøen

Brønnøysund - Sandnessjøen, 38 sm.

Wetter: bedeckt, wenig Sonne, kalt, SW4, am Abend Regen mit Starkwindböen.

Kaltwettersegeln

Wir waren die ersten am Steg, die ablegten. Auch die Holländer von der «Fram» waren damit beschäftigt, ihre Leinen zu lösen. Nur von den Engländern war noch nichts zu sehen.
Gleich vor dem Hafen konnten die Segel gesetzt und der Motor abgestellt werden. Schon nach 15 Minuten musste das erste Reff eingerollt werden, der Wind frischte auf 5 bf auf.
Bald sahen wir die «Fram» hinter uns und auch der Trimaran kam aus einer Ankerbucht. So wurde getrimmt, wieder ausgerefft, optimiert, wie bei einer Regatta. Doch die «Fram» fuhr schon bald auf der Waypoint-Linie unter Motor. Die Norweger vom Trimaran wechselten die Segel je nach Wind und waren fleissig. Wir dachten auch daran, den Blister zu holen, aber kaum hatten wir daran gedacht, frischte der Wind wieder auf und wir liessen ihn an seinem Platz. Der Wind wechselte laufend die Stärke und die Richtung, also kein schöner Blisterwind.
Die Lufttemperatur bewegte sich im einstelligen Bereich, wir hatten die Merinoschicht plus zwei Faserpelze an und wärmten uns die Hände an der heissen Kaffeetasse. Wir waren die letzten, die noch segelten, das Trimmen und Kursändern hielt auch ein bisschen warm. Auch legten wir am Gästesteg des Segelclubs an, während die anderen alle, später auch der Engländer, im Stadthafen festmachten. Das sahen wir dann bei unserem Stadtrundgang.


Lovund, die Insel mit dem 650m hohen Berg, ist schon von weitem sichtbar

Sandnessjøen - Lovund, 36 sm.

Wetter: NW3-4, bewölkt und sehr kalt.

Unterwegs zu den Puffins auf Lovund

Wir legten erst gegen 11 Uhr ab, weil es draussen bei der Insel Lovund, unserem heutigen Ziel, noch bis zum Mittag starken Wind haben sollte. So durften wir ausschlafen. Wir fuhren den ganzen Tag hart am Wind, mussten trotz optimaler Route um die Inseln mehrere Wenden fahren, aber der Wind war nicht mehr so stark. Schon vor der Vogelinsel konnten die Papageientaucherchen (auf englisch Puffin, norwegisch Lunde) auf dem Wasser beobachtet werden. Sie schwammen und schaukelten über die ½ Meter hohen Wellen. Und auch ihr Flug ist speziell: sie fliegen recht tief über das Wasser und flattern fast wie Fledermäuse.
Die Hafeneinfahrt war nicht sehr tief und kompliziert. Wir tasteten uns von einem Pfosten zum nächsten und waren dann ganz alleine am Gästesteg. Es war schon fast 7 Uhr, als der Motor abgestellt wurde. Schnell wurde gekocht und nach dem Essen alles aufgeräumt.
Gegen 9 Uhr wanderten wir los. Abends ist die beste Zeit, um die Vögel zu beobachten. Und kaum waren wir am Aussichtspunkt sahen wir sie: In grossen Schwärmen kamen sie zurück, der Himmel war übersät mit Vögeln, es sah fast wie ein Bienenschwarm aus. Leider konnten wir nicht näher ins Brutgebiet, so sahen wir nur ab und zu einen Vogel auf dem Felsen landen und im Nest verschwinden. Plötzlich segelte weit oben ein Seeadler durch und alle Puffins waren weg, um bald wieder zurück zu kommen.
Bis 1905 das Fangen verboten wurde, assen die Norweger das Fleisch. Aber für 1 kg Fleisch mussten 100 Vögel geschlachtet werden. Im 2. Weltkrieg wurde das Fangen nochmals kurz erlaubt, jetzt sind die Puffins geschützt.
Gegen 23 Uhr waren wir zurück auf dem Boot. Toni wäre noch gerne auf den 600 m hohen Berg der Insel gestiegen, aber der sah sehr steil aus. Die Sonne ging heute Morgen um 1 Uhr in Sandnessjøen ein letztes Mal für 20 Minuten unter, ab jetzt nicht mehr. Wir waren etwa 12 Seemeilen südlich des Polarkreises.


Um Mitternacht in Lovund, ohne Wolken könnten wir die Sonne sehen

Lovund - Rødøya (Klokkergården), 27 sm.

Wetter: bedeckt, manchmal Regen, SSW4-5.

Sprung über den Polarkreis

Die Nacht war sehr kalt, wir hatten am Morgen noch 10 Grad im Boot, aber draussen unter der Kuchenbude wärmte noch die Sonne, die durch die Wolken drückte. Dort konnten wir frühstücken.
Wir legten früh ab, weil es am Abend auffrischen und regnen sollte. Die Sonne verschwand bald hinter den dunklen Wolken. Der Wind kam heute schwach von hinten. Toni dachte schon ans Genakersetzen, aber das war nicht nötig, denn schon bald hatten wir 5 bf. So ging es immer schneller um die Schäreninseln und Steine. Schon vor 2 Uhr waren wir am Ziel, und es begann zu regnen.
Bald schon kamen die Norweger mit ihrem Trimaran und machten hinter uns fest. Bei einem Kaffee in unserem Cockpit konnten sie die Fotos von ihrem Boot anschauen, die Toni am Mittwoch gemacht hatte. Wir spazierten noch die 2 km zum Dörfchen, und zurück auf dem Boot machten wir es uns unten im Salon mit der Heizung gemütlich.
Heute passierten wir um 12:36 Uhr den Polarkreis 66°33.0’ Nord, und die Temperatur ist im Moment arktisch.


Aussicht vom Rødøyløve nach Südwest auf die Inseln und Schären, links am Horizont die Insel Lovund

Rødøya (Klokkergården) - Rødøya (Klokkergården), 0 sm.

Wetter: am Morgen trüb und Regen und kein Wind, am Nachmittag immer noch kein Wind, aber etwas Sonne.

Kein Wind, dafür Bergtour

Am Abend und in der Nacht war es windig und es regnete immer wieder. Am Morgen beim Aufwachen war das Meer spiegelglatt, später regnete es wieder. So machten wir es uns gemütlich, lasen, sortierten Bilder, planten die Weiterfahrt, hatten unseren Kaffee.
Irgendwann gegen Mittag hatte es etwas Wind (4-5 kn), und der Trimaran legte ab und verschwand im Nebel. Aber der Wind verschwand, der Regen kam wieder, es war feucht und kalt und unangenehm draussen. Erst am späteren Nachmittag blinzelte die Sonne mal durch die Wolken, weiterhin hatten wir keinen Wind.
Um 17 Uhr war es dann angenehm warm, wir zogen unsere Bergschuhe an und bestiegen den 440m hohen Rødøyløve, den Berg gerade über uns. Hier hatten wir eine herrliche Aussicht auf die Inseln und Schären um uns herum bis weit ins Meer hinaus, Die Inselberge von Træna und Lovund waren am Horizont auch gut zu sehen, nur ins Landesinnere zum Gletscher war die Aussicht wegen den Wolken beschränkt.


Sicht in die vernebelten Berge, der Schnee liegt hier noch tiefer als weiter im Süden

Rødøya (Klokkergården) - Fleina (Anker), 39 sm.

Wetter: am Morgen noch Regen, dann bedeckt, grau, trüb und trocken, am Abend wieder Regen, unterwegs SW5.

Schnelles Raumwindsegeln bei trübem Wetter

Das Aufstehen fällt einem schon schwer, wenn es draussen noch regnet; aber zum Glück hörte es bald auf, und es kam etwas Wind auf. Noch zwischen den Schäreninseln setzten wir unsere Segel und segelten raumwinds oder vor dem Wind gegen Nordosten. Ursprünglich hatten wir vorgesehen, auf diesem Abschnitt den Gletscher Svartisen zu besuchen, aber in den Bergen war es noch grauer als hier auf dem Meer. So verzichteten wir auf den Abstecher dorthin.
Wir kamen sehr schnell voran, bei Windstärke 5 auch nicht wirklich ein Problem. Unterwegs überholten wir gar ein etwa gleich grosses Segelschiff. Die Route zwischen die Inseln zu legen, um möglichst wenige Halsen fahren zu müssen, war auch faszinierend. So segelten wir schnell an den Inseln Bolga und Støtt vorbei, umrundeten das Kap Kunna und fuhren an der Insel Fuglöy vorbei zur kleineren Insel Fleina. Hier hatte es gemäss unserem Segelführer auf der Südseite eine schöne Ankerbucht.
Die Bucht war schwierig zu finden, ein Durchgang zwischen Schären und Untiefen führte zu einer lagunenartigen Bucht, von fast allen Seiten umgeben von Inseln und Steinen, und der Ankerplatz war auf Sand. Allerdings setzten wir den Anker dreimal, bis er am richtigen Ort und mit genügend Abstand zu den Steinen im Sand steckte. Der Wind war zwar noch nicht optimal, aber später drehte er wie im Wetterbericht vorausgesagt nach W und NW, und so hatten wir auch fast keinen Wind mehr beim Boot (allerdings auch nicht mehr beim Windgenerator).


Die modernen Gebäude der Konzerthalle und der Bibliothek prägen das Zentrum Bodøs beim Hafen

Fleina (Anker) - Bodø, 19 sm.

Wetter: am Morgen noch Regen, später immer freundlicher und etwas Sonne, W3.

Stadt Bodø erreicht

Vor der Abfahrt versuchte Elisabeth erfolglos noch zu fischen. Und für einen Dinghi-Ausflug zur Insel war alles noch zu nass. Also, Anker auf und weiter. Es ging auf der Hauptroute aller Schiffe zwischen Trondheim und Bodø nach Norden. Entsprechend war auch der Verkehr, auf mehrere Frachter und grosse Fischerboote musste geachtet werden. Auch kam wieder ein Hurtigrutenschiff, die Nordlys, die wir schon mal nordwärtsfahrend gesehen hatten, und überholte uns. Und wir wurden freundlich mit 3x kurz Hupen gegrüsst, da winkten wir gerne hinauf zum Steuermann. Wie immer bei einer Vorbeifahrt wurden wir von vielen Passagieren fotografiert.
Die hinteren drei Piere des Gästehafens waren schon besetzt, so suchten wir uns den besten Platz am Pier 4 aus, dem Aussensteg der Marina. Allerdings waren wir hier soweit weg von den anderen Schiffen, vom WC/Dusche, von der Wifi-Antenne, von der Stadt, fast wie wenn wir ankern würden.
Bodø ist eine Stadt mit hohen Häusern und grossem Einkaufszentrum, mehrstöckigen Wohnhäusern, Verwaltungsgebäude, Konzerthalle, Flughafen, Hurtigruten-Hafen, Industriehafen, Bahnhof (Zug nach Trondheim), aber trotzdem ist alles noch sehr übersichtlich und kann zu Fuss erkundet werden. Nach der Spazierrunde durch die Stadt und grösserem Einkauf gingen wir am Abend wieder einmal seit langem auswärts essen und genossen eine lange heisse Dusche.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.