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Rund England 2023, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 11:
Scottish Highlands, Cape Wrath

von Stornoway nach Wyre-Sound, Rousay 

2023-07-18 - 2023-07-21, 4 Tageseinträge, 173 sm.

Wir queren den North Minch von Stornoway zum North West Highland von Schottland, umrunden das Cape Wrath mit tüchtig Wellen, ankern 2x an der Nordküste gut geschützt im Loch Eriboll und segeln einen sehr langen Tag lang zu den Orkneys.



Im Loch a Chadh-Fi, ein Seitenarm des Loch Laxford, ankern wir fast wie in einem Bergsee.

Stornoway - Loch Laxfort (im Loch a Chadh-Fi), 50 sm.

Wetter: bedeckt, SW3-4, wenig Regen, ausser am Abend.

Ankern im Bergsee

Um 7 Uhr standen wir bereit und prüften am AIS, ob die Fähre schon losgefahren war, denn dieser wollten wir nicht in den Weg kommen. Um halbacht tasteten wir uns langsam und vorsichtig aus dem Visitorhafen und sahen, dass immer noch Autos eingeladen wurden, so fuhren wir los. Die Fähre kam dann später auch, mit einer ganzen Stunde Verspätung.
Die ersten paar Meilen waren wir noch zu nahe unter Land und hatten zu wenig Wind. Nachher segelten wir mit sehr achterlichem Wind langsam über den North Minch auf die andere Seite, zum schottischen Hochland. Wie vorgesehen hatten wir lange Zeit Mitstrom, doch als der Strom kippte, kamen wir mit diesem Wind äusserst langsam vorwärts, dazu hatten wir eine Dünung des Tiefs bei Island, die Wellen waren teilweise über 2m hoch. So musste uns der Motor weiterhelfen.
Wir machten einen kleinen Umweg und fuhren der Insel Handa entlang, eine sehr bekannte Vogelinsel mit tausenden von Seevögeln, die hier brüten. Die Brutsaison ist allerdings vorbei, dennoch konnte man bei ganz genauem Hinschauen die vielen weissen Flecken in den senkrechten Wänden sehen.
Nach dem Geschaukel waren wir sehr froh, uns in ein Loch verkriechen zu können. Das Loch Laxfort hat einige Seitenarme, einer davon schien uns geeignet als Ankerplatz. Wir waren hier rundum umgeben von Bergen, einige unbewohnte Hütten, ein paar Aquakultur-Anlagen, kein anderes Boot, wir waren allein und es war ruhig. Auch kein Internet und nur ein sehr schwaches Telefonsignal.
Wir zogen mit dem Spifall unseren 4G-Internetlink auf den Mast, hatten so eine Verbindung und konnten das Wetter für morgen runterladen. Allerdings kam das kleine Böxchen nicht mehr von alleine runter, es war viel zu leicht. Elisabeth musste auf den Mast, Toni kurbelte sie mit dem Kutterstagfall so weit hinauf, bis sie das Spifall erreichte und runterziehen konnte. Kaum unten und alles versorgt, begann es zu regnen, heute der erste Regenschauer.


Dieses 100m hohe Ungeheuer bewacht den Eingang vom Loch Eriboll.

Loch Laxfort (im Loch a Chadh-Fi) - Loch Eriboll, 48 sm.

Wetter: NW4-5, bedeckt, Regenschauer, selten ein sonniges Wolkenloch.

Achterbahn ums Cape Wrath

Noch früher als gestern aufgestanden hoben wir den Anker aus dem Mud dieser schönen Ankerbucht und spritzten ihn und die Kette gleich sauber. Nach der Slalomfahrt im Loch Laxfort um die Inseln, Steine, Aquakulturen und Fischerbojen setzten wir am Fjordeingang die Segel und fuhren dann immer hart am Wind zum Cape Wrath, das wir aber in grosser Distanz umrundeten. Wir trafen riesige Wellen der Dünung, diesmal mehrere Male über 3m hoch oder tief. Aber mit dem starken Wind kam Regina fast ins Fliegen, nur die Landung in der nächsten Welle war häufig etwas abrupt. Trotz der hohen Wellen waren wir zwischendurch mit 7 oder 8kn unterwegs. Wir trafen kein anderes Segelboot an, aber drei Frachter umrundeten das Kap ebenfalls, wobei diese gar nicht so viel schneller waren, sie hatten ebenfalls mit den Wellen zu kämpfen.
Nach der Umrundung des Kaps konnten wir mit Raumwind segeln, und die hohen Wellen kamen von hinten; das ist zwar auch nicht besonders angenehm, aber doch besser, dafür muss man aufpassen, dass die Segel beim seitwärts schaukeln nicht schlagen.
Vor der Einfahrt des Lochs mussten wir zweimal halsen, damit wir genügend Abstand von den wellenumtosten Inselchen und Steinen hatten. Beim vorgesehenen Ankerplatz standen schon drei Schiffe, und dieser war erst noch windexponiert, da hier der Wind eher aus SW kam, offenbar tüchtig abgelenkt von den umliegenden Bergen. So fuhren wir bis ganz hinten in Loch Eriboll und setzten dort den Anker, absolut kein Schwell wegen der Dünung, dafür halt auch noch starker Wind, der die Berge herunterkam, aber keine Windwellen. Etwas später wechselte eines der drei Schiffe vom vorderen Ankerplatz in unsere Nähe.


Im Loch Eriboll, ganz zu hinterst im Tal.

Loch Eriboll - Loch Eriboll, 0 sm.

Wetter: bewölkt, tagsüber Sonne, abends Regenschauer, variable NW-Winde.

Pausetag

Wegen zu viel Wind- und Wellen auf der Strecke zu den Orkney-Inseln machten wir heute Pause. Gut und lange schlafen in der ruhigen Bucht hier war erholsam. Es war hier sogar windstill bis zum Nachmittag.
Ein Landgang lockte uns nicht. Die Berge sahen zwar wundschön und steil aus, es gab aber keine Wege. Durch Sumpf und Farnkraut zu laufen schien uns nicht so günstig. Ausserdem gab es auch keinen Steg, wir hätten am Strand in den Steinen oder Seegras anlanden müssen.
Langweilig wurde es trotzdem nicht! Und Toni hatte endlich Zeit, seine Fotos der Etappe 5 aufzubereiten und hochzuladen.


Grüne sanfte Hügel im Inselarchipel von Orkney, Rousay im Abendlicht.

Loch Eriboll - Wyre-Sound, Rousay, 75 sm.

Wetter: am sehr frühen Morgen Regen, dann trocken, am Abend gar einige Sonnenstrahlern, meist NW4-5, sehr kühl.

Kalte Passage

Als heute um 4 (vier!!) Uhr der Wecker klingelte, kübelte es draussen und kalt war es auch. Doch schon eine halbe Stunde später, als der Anker gehoben wurde, hatte es schon wieder aufgehört. Und es sollte den ganzen Tag trocken bleiben.
Unser Zeitfenster war knapp berechnet. Wir wollten 6 kn segeln bei dem angesagten starken Wind, um dann pünktlich mit dem letzten Rest des Flutstroms den Sound of Hoy nach Stromness segeln zu können. Doch bald wurde uns klar, dass wir das Zeitfenster der Tide nicht einhalten werden können. Die Wellen bremsten, der Wind war nicht immer so stark und der Strom anfangs auch gegen uns. Das wussten wir: Es wurde ein anstrengender, kalter, schaukeliger und langer Tag.
Anstatt 5 oder 6 Stunden irgendwo vor dem Sound of Hoy auf den nächsten Flutstrom zu warten, änderten wir den Kurs dann gleich nach Kirkwall, mussten also die Westküste von Orkney hinaufsegeln. So müssten wir nur 2 1/2h auf eine «fair tide» warten und sind dann erst noch schon in Kirkwall.
Zu sehen gab es heute nicht viel: nur 2 Frachter, ein Fischer, der hinter uns durchfuhr und ein norwegisches Segelboot, das nach Süden fuhr. Und dann natürlich Seevögel, 3 kleinere Wale, die vorbeizogen und Wellen, viele, viele Wellen (die Dünung von Norden…).
Für den Flutstrom waren wir dann zu früh am Fjordeingang Sound of Eynhallow. So drehten wir bei und warteten 2 Stunden und drifteten dabei schon in die richtige Richtung. In dieser Zeit studierten wir nochmals die Hafenhandbücher und Seekarten und fanden dann unweit hinter der nächsten Insel Rousay im Wyre-Sound eine freie Boje. Daran festgemacht nach 17 Stunden unterwegs werden wir diese Nacht sehr gut schlafen!


 

Das ist der Text in der Fusszeile.