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Etappenlog Atlantik/Karibik 2016/17

Logbuch Etappe 2:
Ijsselmeer, Waddenzee, westliche Nordseeküste, Seeland

von Medemblik nach Breskens 

(05.06.2016 - 10.06.2016), Anzahl Tageseinträge: 6

Die erste Etappe unter Segel. Wir gewöhnten uns ans Schiff, probierten alles wieder mal aus und genossen einfach das Segeln. Wir segelten von Medemblik bis in den Süden von Holland an der belgischen Grenze, nach Breskens.


In Enkhuizen am IJsselmeer, früher war das hier an der Zuiderzee und eine Fischersiedlung.

Medemblik - Enkhuizen, 12 sm.

Wetter: wolkenlos schön, N4-5.

Schönstes Segeln auf dem Ijsselmeer

Es gab doch noch einiges, das vor der Abfahrt erledigt werden musste. Das Dinghi festbinden, Fender neben die neuen Solarpaneelen befestigen, Logbuch eröffnen, und vor allem das Schiff innen noch aufräumen und zuletzt nochmals das Schiff richtig abduschen.
Kurz vor der Abfahrt gab es noch einen Lunch, um viertel nach eins starteten wir den Motor. Zuerst ging es durch die Gracht zur nächsten Schleuse, und dort 2 m hinauf aufs Wasserniveau des Ijsselmeers in den Westerhaven, dann durch eine Hebebrücke in den Osterhaven und dann aufs offene Wasser.
Die Handgriffe zum Segelsetzen und Trimmen sassen noch nicht so automatisch, aber das wird noch werden. Auf alle Fälle genossen wir den ersten Segeltag bei praktisch wolkenlosem Himmel und Windstärke 4-5 von Nord, mit gerefften Segeln ging es mit 7 kn auf Enkhuizen zu. Kurz vor dem Stadthafen wurde auf Motor umgestellt, eine Ehrenrunde bestätigte, dass es hier keinen freien Platz direkt am Kai hat (teilweise 4er-Päckli), so gings gleich weiter zur Marina. Es hatte ziemlich viel Verkehr (Motor- und Segelboote), aber praktisch alles nur Einheimische, die vom Weekend wieder nach Hause kamen. Nach 6 Uhr, nach unserem Spaziergang durchs warme sonnige Enkhuizen, hatte es keine Boote mehr unterwegs.
Morgen werden wir noch Einkäufe tätigen, und dann am Nachmittag gegen den Wind nach Norden, nach Stavoren segeln.


Elisabeth beim herrlichen Segeln auf dem IJsselmeer

Enkhuizen - Stavoren, 20 sm.

Wetter: sonnig und schön, N4-5.

Man gewöhnt sich schnell ans Segeln

Am Morgen waren wir nochmals in der Stadt am Einkaufen, wahrscheinlich der letzte grössere Einkauf für ein Weilchen. Die beiden Einkaufszentren waren aber leider nicht gerade bei der Marina, so gab es doch einen längeren Spaziergang bzw. Wanderung mit schwerem Gepäck.
Anschliessend besuchten wir noch den Yachtsportladen und kauften das noch notwendige technische Zeugs und den Reeds 2016, das Hafenhandbuch für die Küste bis nach Portugal. Ja, und auch schon das erste Reparaturmaterial, denn die Leuchtdiode für die Betriebsanzeige des Bugstrahlers brannte nicht mehr und muss ersetzt werden.
Aber um 13 Uhr war es endlich soweit: Motor an und aus dem Hafen tuckern. Noch in der Einfahrtszone konnten wir das Segel setzen. Mit etwa 3 bf hatten wir Vollzeugs und segelten hart am Wind ungefähr nach Norden. Es hatte merklich weniger Segelschiffe auf dem IJsselmeer als gestern, aber alleine waren wir trotzdem nicht. Der Wind wurde langsam immer stärker, am Schluss hatten wir 17 kn hart am Wind und über 8kn Speed und eindeutig zu viel Segel, also gings das erste Mal wieder ans Reffen. Die Abläufe funktionieren immer noch . . . , aber zu einem Espresso reichte es nicht mehr, es war doch etwas zu holprig.
Mit 2 Zickzacks erreichten wir so die Hafeneinfahrt von Stavoren und den Meldesteg im Aussenhafen. Wir erhielten einen Platz ganz zuhinterst im Hafen zugeteilt. Die Boxe mit den zwei Pfählen war etwas knifflig, zwar war der Wind nicht mehr so stark, aber die beiden Solargeneratoren ragen auch zusammengeklappt etwas über die Reling hinaus und berühren die Pfosten, wenn man das Manöver nicht sorgfältig und langsam durchführt. Aber ohne Blessur konnten wir Regina festmachen.
Ein kleiner Spaziergang ins Dorf zum alten Hafen gab uns wieder die nötige Bewegung.


Waddenzee, die "braune Flotte" ist mit grossen Gruppen unterwegs.

Stavoren - Oudeschild (Texel), 32 sm.

Wetter: sonnig, N3-4.

Durch die Schleuse in die Waddenzee

Nach einer frischen Nacht im sehr ruhigen Hafen mussten wir uns am Morgen nicht beeilen. Wir wollten nicht vor Mittag an der Schleuse sein, um nicht gegen den Strom segeln zu müssen. So legten wir gemütlich gegen 9.30 Uhr ab.
Leider schlief der Wind noch, es ging nur langsam vorwärts. Gegen 11 Uhr war er dann wach und die Fahrt wurde schneller, aber er drehte fortlaufend (bis zu 25°) und man musste dauernd den Kurs am Wind korrigieren. Wir regattierten mit einer neuen Bavaria 50 und konnten gut mithalten, bei der letzten Kreuz waren wir gar 100 m vor ihr.
Vor der Schleuse war Warten angesagt, bis sie endlich die Sportboote reinliessen. Danach liessen sie uns noch vor der Brücke warten, bis diese endlich aufging, und dann waren wir im Wattenmeer.
Schnell die Segel wieder hoch und dann ging die Fahrt los, mit Tidenstrom lief Regina über 8 Knoten über Grund. Spät assen wir unseren vorbereiteten Reissalat. Die Sonne wärmte, aber im Wind war es frisch, also für uns kein T-Shirtsegeln (die Holländer segeln in kurzen Hosen). Schön den Bojen entlang, bis wir vor Oudeschild auf der Watt-Insel Texel die Segel bergen konnten. Nun, so sind wir im Hui im UNESCO-Weltnaturerbe unterwegs gewesen, eigentlich fast enttäuschend, nichts davon zu spüren. Aber in den Unterlagen zur Insel, die wir bei der Hafenmeisterin erhielten, war durchaus ersichtlich, dass praktisch die ganze Insel Naturschutzgebiet ist und der Tourismus davon tüchtig profitiert.
In der Hafeneinfahrt bremste die Fahrt im Schlick, wir waren auch gerade im Niedrigwasser Tiefststand, aber etwas mehr Schub vom Motor nützte problemlos. Im Hafen gab es noch einige freie Plätze und wir waren froh um die Hilfe der Stegnachbarn wegen des Seitenwinds. Danach gabs Hafenkino, es kamen nach uns noch mindestens 7 Boote, die meisten hatten das gleiche Problem mit dem Wind und man half sich, wie es hier so üblich ist.
Bis gekocht, gegessen und wieder abgewaschen war, wurde es 21 Uhr, die Sonne schien noch, Sonnenuntergang ist so gegen 21.40 Uhr.


Mit dem Gennaker unterwegs

Oudeschild - IJmuiden, 34 sm.

Wetter: meist bedeckt, N3-5.

Blistern

Heute war am Vormittag noch Zeit für Büroaktivitäten: Rechnungen mussten gezahlt werden, und das ebanking funktionierte auch hier auf der Insel. Wir legten erst nach dem Znünikaffee ab. Dafür wurden wir nachher geschoben und zwar tüchtig, mit 2-3 Knoten. Weil der Wind aber nicht so stark blies, durfte der Blister aus der Vorkabinenkiste. Wir konnten ihn über zwei Stunden nutzen, dann kamen plötzlich Böen, mit bis 18 Knoten. Der Wind war auch stets stärker geworden. Leider klemmte der Bergeschlauch, so wurde der Blister konventionell geborgen und kam direkt durch die Luke ins Vorschiff und den Salon.
Nach dem Znacht gings ans Blisterversorgen: Bergeleinen entwursteln, 80 Quadratmeter Blister sortieren, somit war der Salon mit Blister gefüllt. Schlussendlich zogen wir den Bergeschlauch mit dem sortierten Blister nochmals hoch, damit er gut geordnet in sein enges Plätzchen hinunter gestopft werden konnte.
Das Internet, das beim Ankommen noch funktionierte war zu Tonis Kummer abends abgeschaltet. Ein Abend ohne! Dafür Gezeitenberechnung für den nächsten Tag, ab jetzt wird das wieder üblich bis weit in den Süden (Bretagne).


Scheveningen Dorp, die Haupt-Fussgängerzone im alten Teil der Stadt

IJmuiden - Scheveningen, 23 sm.

Wetter: schön, N3.

Dreier-Päckli

Der Wassermacher brauchte wieder seine Spülung, die ja automatisch geht. Aber wir wollten nochmals kontrollieren, und bemerkten, dass er nicht dicht ist. Der Druckanzeiger muss definitiv ersetzt werden und verschiedene Dichtungen, aber das wussten wir ja schon.
Zuerst gings hoppelig über die heute deutlich höheren Wellen. Es war gar nicht so einfach, den Teigwarensalat zu essen. Zum Glück machen uns die Wellen sonst nichts aus. Später fuhr Regina besser, das Meer war flacher und zügig konnten wir alle Schiffe überholen. Mit Gross und Genua Reff 1 kamen wir gut voran, die meisten anderen fuhren nur unter Genua.
Durch die enge Einfahrt gings in den 2. Hafen. Wir konnten gerade noch den bequemen Platz längs am Steg erwischen, Pfosten mag ich nicht so besonders, weil es dann schwierig wird, wenn der Luvpfosten verpasst wird. Nach uns kamen dann noch ganz viele Boote, am Abend lagen alle im 2 oder 3 er Päckchen. Auch wir hatten einen Nachbar, ein altes Holzsegelboot aus London.
Wir waren ja schon am Nachmittag hier, die Zeit reichte schön für einen ausgiebigen Spaziergang zum Dorp und Strand, und zum Einkaufen. Der Nachbar von IJmuiden ist auch da und gibt uns gute Tipps, die Nebenlieger aus London fahren nach Norwegen und bekommen von uns Tipps.
Berechnungen für morgen müssen noch gemacht werden: Wahrscheinlich nach Roompotsluis oder Anker dort, übermorgen nach Belgien.


Bei der Hafeneinfahrt von Rotterdam wurden wir geführt, damit es keinen Crash mit einem solchen 300m-Frachter gibt.

Scheveningen - Breskens, 52 sm.

Wetter: zuerst sonnig und ohne Wind, später N2-3, noch später ohne Sonne NE2.

Langer Motorentörn

Auch heute hatten wir es nicht pressant, der Gezeitenstrom war frühestens um 11 Uhr für unsere Richtung verwendbar. Trotzdem waren wir schon um 10:30 bereit und und fuhren etwas gegen den Strom. Ans Segeln war sowieso nicht zu denken, wir hatten etwa 4 kn Wind genau von achtern, dieser Wind kann uns nicht einmal den leichten Stoff des Gennakers etwas lupfen, geschweige etwas Vortrieb geben.
Die Ueberquerung der Fahrstrasse zum Hafen von Rotterdam bei Hoek von Holland war spannend, wir meldeten uns per Funk an und wurden per Radar geführt, hätte es Probleme gegeben. Der Verkehr war aber übersichtlich, vor allem mit dem AIS hatten wir den Durchblick über die Richtung und Geschwindigkeiten der Riesenschiffe (das Bild zeigt einen 300m-Frachter bei der Einfahrt hinter uns).
Der Rest des Tages war langweilig, wir waren dauernd mit dem Motor unterwegs und orientierten uns an den Bojen unterwegs, um nicht in eine Sandbank zu fahren, zwischendurch segelten wir eineinhalb Stunden, bis der Wind uns wieder verliess.
Spannend war höchstens die Auswahl unseres Tageszieles. Ursprünglich wollten wir zur Schleuse Stellendam und dann am Folgetag nach Zeebrugge fahren, dabei muss man aber mehr als 7 nm ins Land fahren und wieder zurück. Die Schleuse Roompot wäre etwas besser gewesen, hier hat es allerdings eine Brücke mit 17m, der Mast unserer Regina geht bis 19.50 in die Höhe. Und ein Uebernachten vor der Schleuse ist eigentlich nicht möglich. Also dann Vlissingen, aber hier gibt es bei einem Hafen ein Süll, man kann nur HW +/-4h ein- und ausfahren, und der andere Hafen ist hinter einer Schleuse und der Beginn der Stande-Mast-Route nach Rotterdam und Amsterdam, wohl am Freitagabend von vielen Schiffen schon besetzt. So geht es halt noch ein bisschen weiter: Am Schluss entschieden wir uns für Breskens, bereits auf der anderen Seite der Schelde bzw. dem Meeresarm nach Antwerpen.
Hier in Breskens sind wir zwar nicht gerade allein, aber es hat noch viel Platz, ganz anders als beim letzten Ort. Der Hafenmeister hatte allerdings bereits Feierabend, so suchten wir unseren Platz selber. Früh gingen wir schlafen, der lange Tag ...


 


Zu den Etappen der Abschnitte Atlantikküste 2016, Atlantikpassagen 2016, Karibik 2017, Atlantikpassagen 2017, Atlantikküste 2017.

 

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