Logbuch Etappe 3:
Belgien, und Besuch von Brügge
von Breskens nach Dunkerque
(11.06.2016 - 17.06.2016), Anzahl Tageseinträge: 7
Von Breskens, einem kleinen Dörfchen mit Fährhafen südlich der Mündung der Schelde (Fluss von Antwerpen), segelten wir entlang der belgischen Küste nach Frankreich Richtung Calais mit vielen wetterbedingten Unterbrüchen. Unterwegs besuchten wir Brügge, die Weltkulturstadt der UNESCO.
Samstag, 11.06.2016:

Breskens - Zeebrugge, 11.4 sm.
Wetter: Regen, später trocken und am Nachmittag sonnig.
Ganz neu: es regnet
Nachts regnete es, das hatten wir bis jetzt noch nie!! Es regnete auch am Vormittag, als wir ablegten. So hatten wir die Regenhosen,-Stiefel und -Jacken an. Aber schnell wurde es zu warm für die Temperaturen hier. Es hörte auch bald wieder auf zu regnen und wir konnten das Ölzeug wieder ausziehen. Der Wind war nicht gerade so, wie man es sich wünscht, er war zu schwach. Wir nutzten jeden Windhauch, wurden natürlich auch noch geschoben mit 2-3 Knoten und kamen so auch mit Schwachwind vorwärts.
In Zeebrugge angekommen, es gibt dort gleich 3 Häfen, machten wir im hintersten Privathafen fest. Es war kein Hafenmeister da, es gab kein Internet und auch sonst wirkte alles sehr ausgestorben. Nachdem wir uns gestärkt hatten, legten wir wieder ab und fuhren zum königlichen Yachthafen (RBSC, Royal Belgian Sailing Club) wieder 300 m zurück. Dort hatte der Hafenmeister einen Platz in einer breiten Box mit Schwimmsteg für uns, und hier bleiben wir für 3 Nächte, vor allem wegen dem Besuch in Brügge (Unesco Weltkulturerbe).
Danach spazierten wir durch den Ort, der Hafenmeister von Breskens hat uns den Ort überhaupt nicht empfohlen, ist auch nicht sonderlich hübsch, sehr weitläufig und alles wirkt etwas ungepflegt. Wir kamen zum langen Strand, auch dort waren wenig Leute und sehr viele Wohnungen zum Verkauf ausgeschrieben. Hier scheint die Touristensaison noch nicht angefangen zu haben.
Sonntag, 12.06.2016:

Zeebrugge - Zeebrugge, 0 sm.
Wetter: bedeckt, ab und zu Regen.
Anstrengendes Welterbe
Für heute hatten wir uns den Besuch der Stadt Brugge vorgenommen. Zuerst gings mit dem Tram zum Bahnhof und dann mit dem Zug zur Stadt.
Brugge ist eine Weltkulturerbestadt mit vielen wunderschönen alten Häusern, Plätzen, Grachten und natürlich entsprechend vielen Touristen. Man kann mit dem Sightseeingbus fahren oder mit der Pferdekutsche, mit dem Boot auf den Kanälen oder zu Fuss gehen. Wir bewegten uns natürlich! Wir besuchten den Rozenheidkaai, den Beginenhof, die Burg, das ehemalige Hanseviertel, die Liebfrauenkirche, sahen die Stiftungshäuser, das moderne Konzertgebäude und den Marktplatz. So schlenderten wir durch die Gassen. Nicht nur die grossen Sehenswürdigkeiten waren herausgeputzt, auch in anderen Gassen, wo es keine Touristen gibt, sind die alten Häuser gepflegt, die UNESCO-Auszeichnung ist also verdient. Nur für Besuche von Museen hatten wir keine Lust und auch keine Zeit.
Überall waren wir nicht allein: Tausende von Touristen strömten durch die Strassen zu den Sehenswürdigkeiten. Sie kauften Schokolade, geklöppelte Spitzenwaren und Bier, von dem es hier 60 verschiedene Sorten gibt, wir kauften uns nur Crocs-Sandalen und assen eine belgische Waffel.
Müde und erschöpft und mit schweren Beinen kamen wir zurück. Kaum auf dem Boot, setzte starker Regen ein.
Montag, 13.06.2016:

Zeebrugge - Zeebrugge, 0 sm.
Wetter: bewölkt, starker Wind.
Werkeln auf dem Boot
Heute konnten wir ausschlafen.
Danach wurde das Wassersystem (Druckausgleichbehälter) gepflegt, verschiedenes geräumt, geputzt, gebastelt, die scharfen Ecken am Solarpanel entschärft, Einzahlungen gemacht, Bedienungsanleitungen eingeordnet, etc.
Einige Probleme lösen sich von alleine, z.B. der Laptop bzw. das Windows 10 geht wieder perfekt, der Espressokrug tut wieder normal, und auch die klemmende WC-Pumpe wird immer besser. Zu langes Nichtbenutzen scheint nicht gut zu sein.
Am Nachmittag fragte ich im Marinatechnik-Geschäft nach unserer Sendung für den Wassermacher aus Holland nach, die aber anscheinend oder besser hoffentlich morgen kommen soll.
Es hatte heute ziemlich Wind, der in den Wanten pfiff, aber wir müssen ja hier auf das Material für den Wassermacher warten.
Dienstag, 14.06.2016:

Zeebrugge - Zeebrugge, 0 sm.
Wetter: passabel, manchmal heftige Regenschauer, starker Wind aus SW.
Noch immer in Zeebrugge
Eigentlich wären wir ja heute gerne weiter gesegelt, aber jetzt sind wir immer noch hier. Der eine Grund: am Mittag war unsere Sendung mit den Wassermacherteilen noch nicht eingetroffen, am Abend, als wir sie abholen wollten, war der Laden heute schon nach 17 Uhr geschlossen, obwohl uns gesagt wurde, dass bis 17.30 Uhr offen sein sollte. Komische Sitten hier!! Also können wir morgen sicher das Päckchen abholen. Der zweite Grund: der Wind, der heute genau aus der Richtung blies, in die wir fahren sollten und zwar ziemlich stark und mit heftigen Regenschauern, morgen geht’s gemütlicher.
So ist es nicht so schlimm, dass wir immer noch hier liegen, auch wenn in diesem Dorf bzw. in diesem Hochseehafen absolut nichts läuft. Zutun gab es heute genug: der Wassermacher funktioniert nun wieder und dicht ist er auch, dank der passenden Abschlussschraube, die wir hier kaufen konnten, denn das Manometer ist definitiv hinüber und spritzt nur noch so um sich. Er produziert Wasser. Wir liessen ihn aber noch nicht sehr lange laufen, denn das Hafenwasser ist vielleicht nicht das beste von allem, auch wenn es gut gefiltert wird.
Toni räumte seine Ordner mit all den Handbüchern und Dokumentationen neu um und ein, ich war irgendwie auch immer beschäftigt. Dafür ist Regina jetzt entstaubt und glänzt vor Sauberkeit.
Mittwoch, 15.06.2016:

Zeebrugge - Oostende, 19 sm.
Wetter: Regengüsse mit Sonnenschein, W2-3, später W5.
Endlich wieder segeln
Endlich haben wir unser Wassermachermaterial (3 Filter und 3 chemische Lösungen für Reinigung und Langzeitlagerung). Wir lassen noch die zwei Regengüsse über uns durchlaufen, und nach dem Mittag zog der Gezeitenstrom für uns richtig nach SW. Der Wind aber war mit 4, später 5 bft aus W, recht stark, und wie immer spürt es die Crew, wenn Wind gegen Strom herrscht, es holpert heftig. Aber trotzdem genossen wir die Fahrt hart am Wind, mit einer Wende weit draussen schafften wir einen schnellen Törn bis nach Oostende.
Zuerst schauten wir den königlichen Yachthafen weit hinten im Hafengelände an, der Gästesteg war bei diesem Wind aber ein bisschen sehr exponiert, und hinten ist gerade die Hauptstrasse mit dem Tram. So fuhren wir wieder zurück zum Hafeneingang, hier hat es eine kleine Marina hinter hohen Mauern mit mehreren freien Plätzen. Der freundliche Hafenmeister kam auch bald und gab uns eine Touristendokumentation der Stadt. Und der Club startete gerade seine Abendregatta, wir schauten noch etwas bei den Vorbereitungen zu, später sahen wir sie auf dem Meer hin und her kreuzen.
Ja, Oostende ist eine richtige Stadt, mit engen Strassen und Gassen, hohen Häusern und vielen Läden und Fussgängerzonen. Vorne am Strand gibt es einen breiten Boulevard. Wir sind allerdings etwas spät unterwegs, die Läden sind schon alle geschlossen (also nur eine halbe Stadt).
Donnerstag, 16.06.2016:

Oostende - Oostende, 0 sm.
Wetter: bedeckt und sonnig, wenige Tropfen, kein Wind.
Stadtwanderung und Reparatur
Es war starker Regen mit Nullwind angesagt, so beschlossen wir, schon wieder Pause zu machen. Sonst sind wir ja nicht so wasserscheu und segeln bei fast jedem Wetter, aber wir haben ja Zeit. Der Wetterprognose darf man aber auch nicht mehr trauen: es war den ganzen Tag trocken (ok, 2 kleine kurze Regentropfenperioden), teilweise mit Sonne sogar warm. Das Meer war allerdings flach.
Wir bummelten nochmals ins Städtchen, heute war Markttag und viele Leute waren unterwegs. Nach dem Einkauf von frischem Gemüse nahmen wir die Fähre auf die andere Seite des Hafens. Der Yachtzubehörladen «Compas» war dann aber eine Enttäuschung, es war kein Laden wie wir ihn kennen, immerhin kauften wir den Bloc Marine, das Hafenhandbuch für France Atlantique. Zu Fuss gings dann über den Fischerhafen um die ganze Bucht herum, über einen alten Fährhafen zurück zum Zentrum des Städtchens. Wir stärkten uns mit belgischer Waffel und Apfelstrudel, kauften noch Boxen für die Bordapotheke und einen passenden Schraubenschlüssel für die Ankerwinsch. Und an der Strandpromenade sahen wir die kunstvollen Skulpturen.
Unser Schränkchen unter der Ankerwinsch hatte gestern Salzwasser abbekommen. Toni inspizierte gestern noch die Befestigung, denn dort ist das Wasser von oben reingekommen. Nach dem Znacht zog er die gelockerten Schrauben besser an (bzw. fügte die Muttern von 2 der 4 Schrauben wieder ein; das wäre ein Desaster geworden, wenn die Ankerwinsch aus der Halterung rausgefallen wäre). Wir hoffen, dass jetzt alles dicht ist und die Ordner dort wieder versorgt werden können.
Freitag, 17.06.2016:

Oostende - Dunkerque, 24 sm.
Wetter: zuerst Regen, später trocken, noch später sonnig, NE1-NW2.
Flaches Wasser
Der Wetterbericht und der Regenradar verhiessen keinen besonders schönen Tag: Regen und kein Wind. Trotzdem, wir wollen weiter. Der Hafen Calais ist aber wegen Umbau geschlossen (haben wir vom Londoner in Scheveningen erfahren und im Internet überprüft, es ist so), so segelten bzw. motorten wir nur bis hierher, dafür ist es morgen etwas weiter nach Boulogne. Aber für morgen ist mehr Wind angesagt.
Vor der Abfahrt liessen wir noch den heftigen Regenguss über Regina ergehen, und noch vorher konnten wir trocken nochmals in die Stadt zum Einkauf von frischen Lebensmitteln spazieren. Heute war nicht mehr Markt, so hatte es etwas weniger Leute in der Stadt.
Das Wasser war wirklich spiegelnd flach, kein Wind kräuselte die Oberfläche. Wir waren etwas zu früh mit dem Strom, erst nach einer Stunde wechselte er in unsere Fahrtrichtung. Und nach zwei Stunden kam so etwas wie Wind auf, so probierten wir bei 4-5 kn NW-Wind die Segeln zu setzen, und es ging tatsächlich mit etwa 6 kn Richtung Dunkerque (davon etwa 2.5kn Strom).
Im Hafen, wir sind in der Gran Large Marina, trafen wir auch andere Schiffe, die ebenfalls von Oostende hierher kamen. Und einen freundlichen und aufgestellten Hafenmeister. Und wir versuchten auch erstmals wieder etwas Französisch zu sprechen.
Im Laufe des Abends haben wir herausgefunden, dass es hier sogar ein UNESCO-Weltkulturerbe hat, der Belfried (auf englisch Belfry genannt, auf französisch Beffrois), ein gotischer Glockenturm (von diesen Belfrieds hat es einige hier in Belgien und Frankreich, den weiterführenden Text dazu findest du unten im Link). Da wir aber morgen weitersegeln und heute spät angekommen sind, reicht es nicht mehr für ein Sightseeing. Vielleicht später einmal. Und in Boulogne gibt es auch einen, vielleicht können wir uns den anschauen.
Zu den Etappen der Abschnitte Atlantikküste 2016, Atlantikpassagen 2016, Karibik 2017, Atlantikpassagen 2017, Atlantikküste 2017.