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Etappenlog Atlantik/Karibik 2016/17

Logbuch Etappe 7:
Raz-de-Sein, Bretagne

von Brest nach Lorient 

(23.07.2016 - 28.07.2016), Anzahl Tageseinträge: 6

Von Brest fuhren wir über den zahmen Raz-de-Sein zu den Glénan-Inseln und besuchten Concarneau und Lorient. Jetzt hatte es bedeutend mehr Leute / Schiffe unterwegs: Sommerferien in Europa. Aber mit Ankernächten konnte man das Gedränge in den Marinas etwas umgehen.


Etwas südlich von Camaret-sur-Mer bei der Pointe de Pen-Hir, die Felsen heissen Les Tas de Pois

Brest - Ste. Evette, 43 sm.

Wetter: meist sonnig, meist SW1-2, am Anfang SW2-4.

Zahme Stromschnellen

Nach dem Abschiedszmorge mit unserem Gast mit frischem Baguette und Croissant gab es noch einiges zu tun: Hafengebühr bezahlen, Ölkontrolle, Wassermacher spülen, die Wasserpumpe pflegen und den Wassertank auffüllen, Benzin für das Dinghi besorgen.
So fuhren wir erst um 11 Uhr los. Vorher wäre es sowieso nicht sinnvoll gewesen, wir hätten gegen den Strom fahren müssen. Hier um Brest ging es wieder zu wie auf dem Zürisee, Wochenende und entsprechend viele Boote unterwegs. Schon bald setzten wir die Segel. Die Befestigungen und die Bunker vom Krieg auf der Halbinsel Presqu’ile de Crozon und de Quélern waren gut vom Boot aus zu sehen. Wir sahen Schaumkronen beim Leuchtturm und hatten auch schon 13 Knoten Wind, also wurde schnell das Grosssegel gerefft. Allerdings musste bald wieder ausgerefft werden, weil der Wind wieder abflaute. Am frühen Nachmittag war er dann ganz eingeschlafen und der Motor musste helfen. Wir versuchten es noch einige Male mit dem Segeln, aber richtig vorwärts brachte es uns nicht.
Wir waren etwas früh an der berüchtigten Stelle Raz-de-Sein, wo die Strömung stark sein sollte und vor allem bei starkem Wind gegen den Strom äusserst gefährlich ist. Im Handbuch wird empfohlen, genau in einem Zeitfenster von einer halben Stunde, wenn gerade Slack ist (Wechsel zwischen Ebb- und Flutstrom mit Stillstand). Aber bei dem schwachen Wind und unter Motor war es überhaupt kein Problem, diese Stelle zu passieren, sogar eine halbe Stunde zu früh.
Znacht assen wir unterwegs und waren erst nach 21 Uhr am Ankerplatz ausserhalb des Bojenfeldes des Dorfes Ste. Evette bei Audièrne.


noch fast im Morgengrauen, Elisabeth beim Anker-auf-Manöver

Ste. Evette - Île de Glénan, 29 sm.

Wetter: bedeckt, selten Sonne, NW0 bis W2.

Von Ankernacht zu Ankernacht

Wir starteten früh und fuhren mit dem Ebbstrom zum Leuchtturm von Penmarc’h, allerdings gab es keinen Windhauch vom prognostizierten NW 3-4, das Meer lag einfach flach da.
Elisabeth nutzte die Gelegenheit zum Fischen vor der Küste beim Hafen Lesconil, der Hafen war aber nicht tief genug für uns, so ging es weiter zu den Îles de Glénan. Irgendwann kräuselte sich die Meeresobefläche, wir setzten zuerst das Genua, später dann versuchten wir es mit dem Gennaker, ganz langsam kamen wir voran, dank dem Schub durch die Strömung kamen die Inseln langsam näher.
Hier bei den Îles de Glénan herrschte Wochenendtrubel im Bojenfeld, hinten am Strand und mehrreihig auch unter Anker, die Bucht war randvoll. Und soweit wir sehen konnten, hatte es auch bei den anderen Inseln viele Segelschiffe und Motorboote unter Anker oder Schlauchboote am Strand. Auch die Segelboote der Segelschule waren fleissig unterwegs. Erst gegen 17 Uhr verliessen dann einige Boote die Inseln und fuhren zurück zum Festland. Ab 21 Uhr hatten wir Ruhe und schwojten unter Anker bei der Nordinsel der Glénan-Inseln in die Nacht hinein, ab 22 Uhr (nach dem Sonnenuntergang) begannen auch die Seezeichen und die Leuchttürme zu blinken.


In der Cité close gab es mehrere Patisserien, die das originalbretonische Kouign Amann anboten

Île de Glénan - Concarneau, 12 sm.

Wetter: schön, NNW2-3.

überfüllte Marina

Anker auf zu moderater Zeit, viele andere waren schon abgefahren.
Heute gabs Wind, in der Nacht hatte er gedreht auf NW und blies mit etwa 2bft, entsprechend schaukelte es nachts auch ein bisschen. Die Segel konnten gleich gesetzt werden, ohne Reff. Wir segelten zum Festland hinüber und waren kurz vor Mittag im Hafen von Concarneau. Es gab noch genügend Platz, was sich dann am Abend markant ändern sollte.
Wir spazierten den ganzen Nachmittag durchs Städtchen. Die Altstadt bzw. die ummauerte «Cité close» mit den vielen Touristen kannten wir schon von unserem letzten Besuch vor 12 Jahren, aber heute schien es, dass es noch mehr Touristen hatte. Die Hauptgasse bestand eigentlich nur aus Souvenirboutiquen, Kleiderläden, Glacé-Ständen und Patisserien, die für die bretonischen Spezialitäten warben. Heute besichtigten wir auch den anderen Teil des Städtchens. Es war an der Sonne richtig heiss, die Leute suchten den Schatten. In einem Park unter den Bäumen konnten wir uns im Wind wieder abkühlen.
Und am Abend staunten wir, wie viele Boote in diesem Hafen untergebracht werden konnten, auch noch 50-Füsser, die erst gegen 8 Uhr einfuhren. Diese hatten dann keine Box mit Fingersteg mehr, sondern wurden in der dritten Reihe im Päckli am Wellenbrecher untergebracht.


Elisabeth mit erfolgreicher Fischbeute

Concarneau - île de Groix, Anker, 28 sm.

Wetter: bedeckt, windstill, am Nachmittag W2 und etwas mehr.

Windstille und Fischfang

Eigentlich wollten wir heute um 8.30 Uhr ablegen, aber es war windstill. So liessen wir uns Zeit und legten erst 45 Minuten später ab, viele andere Boote auch. Aber es war noch immer windstill. Nach gut 2 Stunden hatten wir genug vom Motorbootfahren und stellten den Motor ab. Der Wind, der laut Prognose mit mindestens 2 bf blasen sollte, war immer noch nicht da. So liessen wir uns über eine Untiefe treiben (sie war immer noch bis mehr als 14 m tief). Der Fischerversuch war erfolgreich: bei ca. 25 m Tiefe biss eine grosse Makrele an, wie ich mir es immer gewünscht hatte. Ich spürte es sofort: es gab keinen Zug mehr auf die Leine, denn die Makrele schwimmt schnell hin und her um sich zu befreien. Doch das gelang ihr nicht…….
Nach drei Stunden Pause und einem Salat-Zmittag (die Makrele gibt’s erst morgen zum Znacht, so lässt sie sich einfacher filetieren) motorten wir weiter, bis endlich am Nachmittag der Blister gesetzt werden konnte, als der ersehnte Windhauch kam. Wir nutzten den Wind (am Schluss hatten wir bis 16kn Wind) und segelten südlich um die Ile de Groix herum und ankerten im Osten der Insel vor einem Badestrand.
Die Tagestouristen fuhren nach und nach ab und wir versetzten unseren Anker nochmals, um nicht so nahe beim Bootsnachbarn zu liegen. Für Elisabeth gab es noch einen Schwumm ums Boot. Bis es dunkel wurde kamen noch viele andere Segelboote und wir hatten beim Znacht Ankerkino. Teilweise wird der Anker einfach ins Wasser geworfen und fertig ist das Manöver, und später sahen wir, dass wir fast die einzigen mit einem Ankerlicht waren.


Trockengefallen

Île de Groix, Anker - Lorient, 7 sm.

Wetter: Nebel und Niesel, SW3-5, später schöner.

Schöner Segelwind

Am Morgen war es grau, es nieselte sogar ein wenig aus dem Nebel und die Sicht war auch schlecht, wir sahen nicht mal das Festland.
Trotzdem machten wir uns parat und hoben den Anker. Bald war auch die Sicht wieder frei. Schnell wurde die Genua ausgerollt und wir segelten ziemlich schnell, bei 4-5 bf waren wir schon nach etwas mehr als einer Stunde am Ziel. Eigentlich schade, bei dem schönen Wind!
Der Hafen von Lorient war relativ leer, viele Boote kamen uns entgegen, und wir fanden einen schönen Platz. Weil wir das Städtchen noch nicht gesehen haben, bleiben wir hier 2 Tage. Vor 10 Jahren waren wir schon hier, hatten aber keine Zeit für Besichtigungen.
Wieder mit Internet, gab es einiges zu tun. Am Nachmittag brauchten wir noch Bewegung und wir liefen durch das Villenviertel mit den hübschen Häusern zum Einkaufszentrum. Viel brauchten wir nicht, nur Gemüse und Früchte und Milch. Am Strand entlang ging es schnell wieder zurück zum Hafen, hier sahen wir die trockengefallenen Schiffe.


Blick ins Innere des U-Boot-Bunkers

Lorient - Lorient, 0 sm.

Wetter: meist grau, teils Nieseln, selten Sonne.

U-Boot-Bunker Lorient

Mit der Hafengebühr erhielten wir auch zwei Tageskarten für den öV. Diese nutzten wir heute aus. Wir fuhren mit dem Bus in die Stadt in die Gegend des Bahnhofes und der Fussgängerzone und flanierten noch relativ früh durch die Strassen, besuchten den übervollen Stadthafen, genossen einen Espresso mit Croissant, und fuhren dann, wieder mit dem Bus, zur «La Base».
«La Base» besteht aus mehreren Teilen, einerseits die Cité de la Voile Eric Tabarly mit mehreren segelorientierten Events (interaktives Museum zum Hochseeregattasegeln, 4D-Kino, Bootsbesichtigungen), andererseits aber die Besichtigung des historischen U-Boot-Stützpunktes der Deutschen im 2. Weltkrieg (zusätzlich Museum und U-Bootbesichtigung), und als drittes der Standort für die Entwicklung von Rennyachten (etwa 5 Teams haben hier ihren Stützpunkt).
Für das Segelmuseum wollten wir kein Geld ausgeben, aber die Geschichte des U-Boot-Bunkers interessierte uns. Wir nahmen an einer fast zweistündigen Führung teil und konnten sehr viele Örtlichkeiten sehen und spüren. Die U-Boote wurden tatsächlich im Bunker versorgt, und der Bunker war so stark, dass er von den Alliierten nicht zerstört werden konnte (dafür wurde die Stadt Lorient total bodeneben bombardiert). Die Franzosen benützten die Bauten nach dem Krieg bis 1997 für die eigene U-Bootflotte. Die bis 9 m dicken Betonmauern lassen sich nicht vernünftig abbrechen, deshalb werden sie nun heute anderweitig genutzt: die riesigen Hallen eignen sich offenbar für die Regatten-Teams als Aufbewahrungs- und moderne Entwicklungsumgebung.
In unserem Hafen liegt ein besonderes Boot mit Schweizer Flagge: Ein riesiger Trimaran mit Solarzellen, angeschrieben mit «Race for Water»; es ist der Solar-Boot Turanor (Links siehe unten).
Ziemlich erschöpft erreichten wir – nach einer letzten Busfahrt – unseren Hafen. Die Vorbereitungen für den morgigen Tag laufen noch, wahrscheinlich werden wir die nächsten paar Tage ankern oder an einer Boje liegen.


 


Zu den Etappen der Abschnitte Atlantikküste 2016, Atlantikpassagen 2016, Karibik 2017, Atlantikpassagen 2017, Atlantikküste 2017.

 

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