www.bx4.ch

Etappenlog Atlantik/Karibik 2016/17

Logbuch Etappe 9:
Biskaya-Passage und Bilbao

von La Rochelle nach Bilbao (Las Arenas) 

(10.08.2016 - 15.08.2016), Anzahl Tageseinträge: 6

Von La Rochelle segelten wir nach Bilbao über die eher berüchtigte Biskaya. Zuerst ankerten wir noch bei der kleinen Insel Aix, bevor wir dann direkt nach zwei Nächten Bilbao erreichten. Bilbao und die Sehenswürdigkeiten haben wir gerne besucht und angeschaut.


Die Touristen werden von den Fähren wieder abgeholt: Insel Île d'Aix

La Rochelle - Île d'Aix, 11 sm.

Wetter: sonnig, NW3 bis NW5..

Vorbereitung für die Biscaya-Passage

Alle Nachbarn legten früh ab. Wir waren noch hier, weil die bestellte Ware im Yachtshop erst am späten Vormittag geliefert wurde.
Das Boot wurde für die lange Überfahrt vorbereitet, der Wassertank gefüllt und alles gut aufgeräumt und verstaut. Inzwischen war auch die Lieferung eingetroffen. Die Dinghiräder sind riesige Brummer, etwas kleiner hätte auch gereicht, das gabs aber nicht. Und die ganz kleinen wollten wir nicht, denn über die Steine rollen sie nicht so gut.
Es wurde Mittag, bis wir ablegen konnten. Nach 3 Tagen Liegenbleiben war das Speedometer verklemmt (von Algen eingewachsen?), es funktionierte aber nach kurzer Fahrt wieder. Wir segelten an der île de Re vorbei und ankerten im Süden der Insel Île d'Aix.
Inzwischen war der Wind auf 5 bf aufgefrischt, an eine Dinghifahrt für einen Inselrundgang war nicht mehr zu denken (die Räder waren natürlich auch noch nicht montiert). Die Wellen waren kurz und bis zu ½ Meter hoch. So sahen wir die ersten 2 Stunden dem Anker-/Bojenspektakel zu: Boote kamen und fuhren weg, bis dann am Abend nur noch 3 Boote da waren. Auf der Insel standen die Tagesbesucher auf der Mole und warteten auf die Fähren. Es kamen viele Fähren und es ging bis ca. 20 Uhr, bis die Menschenmassen von der Insel weggeschafft waren. Dann wurden noch zwei Fähren an den Bojen festgemacht und es kehrte Ruhe ein.
In der Nacht nahm der Wind wieder ab und wir konnten doch relativ gut schlafen.


Mit dem Blister kann man auch noch bei 4kn Wind etwas vorwärts kommen

Île d'Aix - unterwegs, sm.

Wetter: NE3, später N0-1, dann NW3-4, schön.

Parkiert auf dem Meer

Der Wecker läutete vor Sonnenaufgang und um 7 Uhr wurde der Motor eingeschaltet. Aber das Ankerheben wurde eine längere Prozedur: die Kette und der Anker war dick mit Lehm eingepackt. So musste der Schlauch der Salzwasserpumpe montiert und die Kette cm um cm abgespritzt werden. Endlich konnten wir losfahren. Der Wind kam von NE mit 3 bf. Wir freuten uns auf den schönen Segeltag.
Aber zu früh gefreut! Schon nach 7 sm war der Wind weg. Wir mussten wieder motoren, denn jetzt waren wir an der Nordspitze der Île d’Oleron und da ist es untief. Mit dem Fernglas sah ich mir die Strände von Oleron an, dort schwamm ich vor über 50 Jahren im Meer!!
Am Mittag gab es wieder etwas Wind und der Blister wurde installiert. Aber mit 1 bf Wind mag auch der Blister mit seinem dünnen leichten Tuch nicht stehen. Wir nahmen ihn wieder runter und assen erst mal Reissalat und liessen uns treibend dazu schaukeln. Wir überlegten, was wir machen sollten: umkehren, nach La Rochelle oder nochmals in die Schaukelbucht? Dazu hatten wir keine Lust. Nur motoren? Dazu hatten wir wohl zu wenig Diesel im Tank. Einfach auf den Wind warten (gemäss Wetterbericht sollte es Wind haben)? Eigentlich könnte uns Lotta etwas irischen Wind abgeben, die haben zu viel, wir zu wenig. Aber warten bis die Herbststürme kommen, ist auch nicht lustig.
¾ Stunde später konnte der Blister wieder gesetzt werden, für 4 Stunden ein ideales Segeln. Am Abend frischte der Wind zu 3-4bf auf und wir segelten mit Genua und Gross in die Nacht.


Bei Nachttörns immer sehr speziell: Der Sonnenaufgang, Licht und Wärme kommen wieder

unterwegs - unterwegs, sm.

Wetter: schön, zuerst NW3, später NE3 und E5.

Vor dem Wind in der Biskaya

Es gab viele Sternschnuppen zu sehen. Der Grosse Wagen stand genau hinter uns. Wir segelten gemütlich mit meistens 3 bf von NW. Jeder hatte 3 Stunden Wache und konnte dann 3 Stunden liegen. Mitten in der Nacht musste Toni eine Halse fahren, der Wind wechselte langsam von NW nach NE und sollte weiter nach E drehen. Am Morgen kamen viele Delphine vorbei. Es ging gemütlich weiter und wir kamen recht gut vorwärts.
Gegen Mittag schien der Wind wieder etwas einzuschlafen, um dann am Nachmittag wieder kräftiger zu werden. Am frühen Abend blies er dann mit 5 bf. aus E und Regina flitzte mit über 7 Knoten übers Meer. Allerdings wurden dann die Wellen immer höher und unangenehmer. Die berüchtigte Biskaya machte sich bemerkbar. Regina fing an zu schaukeln und zu rollen. Die Wellen kamen zwar ungefähr von achtern und waren nicht allzu gross, ca. 1 m, ab und zu höher. Aber sie waren nicht gleichmässig, sondern kamen kreuz und quer wegen der Atlantikdünung aus West (gegen den Wind) und dem Strom gegen den Wind, und entsprechend bewegte sich das Boot.
Um besser den tiefen Kurs halten zu können, wurde das öfter schlagende Grosssegel eingerollt und wir fuhren nur noch unter Genua, was die Schauklerei aber nicht verbesserte, aber segelschonender war. Es war ein fürchterliches, nerviges, unangenehmes, holpriges Geschaukel, wie wir es noch selten erlebt hatten.
Eigentlich war geplant, am Abend im Hafen anzukommen. Das schafften wir nach dem aufgedrängten Gebummel am Vortag natürlich nicht. So fuhren wir in die zweite Nacht. Der Appetit vergeht uns nicht, aber das Kochen ist anspruchsvoll, weil nichts stehen bleibt und die Köchin sich vor dem Herd festklemmen muss. Aber ein Geburtstagsessen für Toni gab es trotzdem: Milchreis mit Apfelmus.
Schlafen war auch kaum möglich, aber ein bisschen Liegen tat schon gut. Diesmal stand die Kassiopeia hinter uns. Die Küste von Spanien war schon beim Znacht vor dem Sonnenuntergang in 50 sm Entfernung zu sehen und wurde immer höher.
Das Gerolle wurde nicht besser, im Gegenteil. Das Meer ist draussen tief, über 2400m und wird zur Küste hin sehr schnell untief (20-100 m) und wird zusätzlich an der felsigen Küste reflektiert, und das produziert mit den Atlantikwellen den Schwell und die Kreuzwellen. Keine Angst kleine Lotta, ihr schafft das auch. Aber vielleicht ist für euch ein «Mer-calm» zu empfehlen?


Die Biskaya-Brücke ist eine mechanische Schwebe-Fähre für Personen und Autos, sie wurde 1897 gebaut und ist ein UNESCO-Weltkulturerbe

unterwegs - Bilbao (Las Arenas), 240 sm.

Wetter: sonnig, warm.

In Spanien angekommen

Mit etwa 8 Stunden Verspätung erreichten wir um 3 Uhr (der Mond war gerade untergegangen) gut geschüttelt die Mole des Hochseehafens Bilbao, nach etwa einer weiteren Stunde dann das ruhige Hafenbecken mit den Marinas. Hier hat es auch genügend Platz zum Ankern, so mussten wir keine nächtlichen Hafenmanöver machen. Um etwa 4:20 war der Anker mitten im Hafenbecken fest, der Motor aus, ein Honigbrot und etwas Tee als Ankertrunk, dann der Sprung in die Koje.
.
Gegen 11 Uhr schauten wir wieder raus und verlegten Regina anschliessend in die Marina Las Arenas. Boot abspritzen, uns selber duschen, Internet, etwas Essen, Kaffee, und anschliessend ein Spaziergang durch das Städtchen Las Arenas.
Wir waren sehr überrascht: Hier fanden wir die Biskaya-Brücke, ein UNESCO-Weltkulturerbe, die wir in Bilbao erwartet hatten. Wir schauten uns das technische Wunderwerk aus 1897 an, es ist immer noch in Betrieb und funktioniert bestens: Es ist eine Fähre, die nicht im Wasser fährt, sondern an einer Brücke angehängt ans andere Ufer fährt. Diese Brücke stammt aus der Zeit, wo man den Fluss bis Bilbao für die Schifffahrt aufbereitete und die Sümpfe hier meliorierte. So entstand dann auch der Hochseehafen hier und nicht mitten in der Stadt. Die Brücke kann man unten auf der Fähre nutzen (40 Cent) oder über die Brücke, mit Lift erschlossen und mit Infotafeln versehen, hoch über dem Wasser queren (7 Euro). Nun, wir machten beides. Auf der anderen Seite in Portugalete hatte es gerade ein Stadtfest mit vielen Ständen und andere Attraktionen (Velo-Bergrennen).
Erst sehr spät kamen wir wieder zurück zum Schiff, den Znacht gab es schon zu recht spanischen Zeiten.


Das berühmte Guggenheim-Museum von Bilbao mit der von Louise Bourgois gestalteten Spinne (diese stand auch schon mal in Zürich am Bürkliplatz)

Bilbao (Las Arenas) - Bilbao (Las Arenas), 0 sm.

Wetter: schön und heiss.

Stadtbesichtigung Bilbao und Guggenheim-Museum

Heute besuchten wir Bilbao. Mit der Metro gelangten wir einfach bis mitten in die Stadt.
Zuerst spazierten wir durch die Altstadt (Casco Viejo). Hier hatte es sehr viele Touristen, diese ist allerdings auch sehr schön zum Bewandern und zum Kaffeetrinken, insbesondere die grosse Plaza mitten in den hohen Häusern. Die hohen Häuser, viele mit Erker, sind auch wunderschön, oft mit Blumen und Pflanzen geschmückt. Es wurde ziemlich heiss, die Leute und auch wir suchten den Schatten.
Dann spazierten wir durch die neuen Geschäftsviertel zur Plaza Moyua und durch einen der grossen Pärke zur Brücke Puente Euskalduna bei der Musikhalle und dem Maritimen Museum. Die Brücke ist sehr Calatrava-ähnlich, hat einen breiten Veloweg und eine noch breitere Fussgängerfläche, die beide gedeckt sind!
Ziemlich erschöpft und «ausgebrannt» (es war bis 35° heiss) kamen wir zum berühmten Guggenheim-Museum. Es ist wirklich ein architektonisch spannendes Gebäude. Zuerst mussten wir uns aber stärken. Danach beschlossen wir, obwohl es schon später Nachmittag war, doch noch das Museum zu besuchen. Innen war es angenehm kühl. Wir schauten uns die Ausstellung von Louise Bourgeois an, wo die «Structures of Existence: The Cells», ein spezieller Stil der Künstlerin mit der Verarbeitung ihrer Kindheit, gezeigt wurde. Auch Andy Warhols «Shadows» und «150 Marilyns» waren ausgestellt. Zum Abschluss besuchten wir noch die Masterpieces, einige sehr grossformatige Gemälde und Skulpturen aus der neuesten Zeit.
Kurz vor Schluss der Öffnungszeit verliessen wir das Haus wieder und schauten das Gebäude von aussen an und die Objekte, die öffentlich zugänglich waren, u.a. das blumenbepflanzte Puppy (scheint das meist fotografierte Objekt für Selfies zu sein).
So wanderten wir dem schattigen Ufer entlang zur Fussgängerbrücke «Zubizuri» (von Santiago Calatrava) zu den markanten Hochhäusern «Isozaki Towers» und dann wieder durch neuere Quartiere zur nächsten Metrostation. Nach 21 Uhr waren wir wieder zurück im Hafen.


Beim Abendspaziergang durch Las Arenas waren wir nicht allein: die Bars und Restaurants waren knallvoll.

Bilbao (Las Arenas) - Bilbao (Las Arenas), 0 sm.

Wetter: heiss, am Abend Gewitter.

Pause und Planung

Heute blieben wir im Hafen. Am Morgen war es bewölkt und es regnete sogar ein bisschen. Doch schnell waren die Wolken wieder weg und es wurde wieder heiss. So heiss, dass wir die Ventilatoren aus dem Schrank nahmen und wieder montierten. Diese hatten wir abmontiert, weil wir sie nie gebraucht hatten und sie nur Staubfänger waren. Mit etwas Wind um die Nase ist es gleich angenehmer. Aber am Abend gab es dann ein richtiges Gewitter mit starken Windböen und Regen. Gegen Mitternacht gab es dann noch ein Feuerwerk beim Stadtfest des Nachbarorts Portugalete, das wir vom Boot aus schön verfolgen konnten.
Sonst ein fauler Tag: Heute wurden Haushaltsarbeiten erledigt (und eingekauft) und die Weiterfahrt für diese neue Etappe bis A Coruña geplant. Es gibt nur selten Marinas, und am Anfang gibt es kaum Buchten zum Ankern. Sicher werden wir Santander und Gijon anlaufen, dazwischen aber kleinere Fischerhäfen oder eben doch eine versteckte Bucht. Der langfristige Wetterbericht ist nicht überragend: immer schön, aber Wind von West und Schwell von NW. Die Planung ist noch nicht abgeschlossen.


 


Zu den Etappen der Abschnitte Atlantikküste 2016, Atlantikpassagen 2016, Karibik 2017, Atlantikpassagen 2017, Atlantikküste 2017.

 

Das ist der Text in der Fusszeile.