Logbuch Etappe 8:
Trondelag
von Anker Golma (Tustna) nach Rørvik
(29.05.2018 - 02.06.2018), Anzahl Tageseinträge: 5
Von Kristiansund an Trondheim vorbei nach Rörvik, eine sehr abwechslungsreiche Küste und Insellandschaften mit schönen Ankerplätzen und kleinen Häfen.
Dienstag, 29.05.2018:

Anker Golma (Tustna) - Kvenvær (Hitra), 39 sm.
Wetter: sonnig, aber kalt, zwischendurch neblig, zuerst NW1-2, später N3 bis N5.
In Trondelag (Nord-Norwegen) angelangt
Als der Wecker klingelte, war ich schon längst von der Sonne geweckt worden. Obwohl das Dinghi aufgeblasen auf dem Vordeck liegt, die Luke ist abgedeckt und von oben kommt kein Licht durch, scheint die Sonne durch ein anderes Fenster ins Gesicht.
Bereits nach 50 Minuten, trotz gemütlichem Frühstück an der Sonne, wurde der Anker gehoben. Der Wind war allerdings noch nicht da, aber durch die engen Schären mussten wir eh motoren. Nach 4 sm konnten die Segel gesetzt werden, aber plötzlich sahen wir nichts mehr: es war neblig geworden. Der Radar wurde eingeschaltet, bis die Sonne wieder durchkam. Wir sahen noch die deutsche X-Yacht «Cutting Edge im Dunst verschwinden, Richtung Trondheim segelnd. Am Funk wurde eine «Near Gale» Warnung für die südliche Gegend bei Ålesund durchgegeben, wahrscheinlich werden wir auch etwas davon abkriegen.
Wir entschieden uns kurzfristig, anstatt in der Trondheimleia an der Nordküste der Insel Hitra einen Gästehafen zu besuchen. Wir kreuzten zwischen den Inseln Hitra und Smøla nach Norden zum Frøyfjord auf, später führte die Route mitten durch die Schären. Schon zur Kaffeezeit waren wir als einziger Gast am Gästesteg von Kvenvær. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir faul im sonnigen, windgeschützten Cockpit.
Kvenvær war früher ein kleiner Handelsort mit Kirche und wahrscheinlich auch einer kleinen Fischerindustrie, heute ist es ein typischer Fischertourismusort, d.h. es gibt hier Ferienwohnungen/-häuser mit Motorboot zu mieten. Und es waren auch schon einige Feriengäste hier. Einer von ihnen fischte an unserem Steg und zog einen grossen Pollack aus dem Wasser, den er aber nicht unbedingt selber haben wollte und Elisabeth schenkte. Sie war dann beschäftigt, den Fisch zu reinigen, auszunehmen und zu filetieren. Aber immerhin, so hatte sie den ersten Norwegenfisch zum Znacht.
Mittwoch, 30.05.2018:

Kvenvær (Hitra) - Hopsjøbrygga (Hitra), 11 sm.
Wetter: wolkenlos sonnig, NE5-6, später NE4-5.
Starkwind abwettern
Der starke Wind kam tatsächlich, aber gemäss Wetterbericht sollte es am Abend abflauen und in der Nacht auf S drehen. Die ganze Nacht und fast den ganzen Tag orgelte der Wind mit über 20 kn im Rigg, und auch draussen war es unangenehm und kalt, trotz wolkenlosem Sonnenschein.
Wir genossen das Nichtstun bzw. beschäftigten uns mit Spleissen von Leinen und Stricken. Und die Vorbereitung für die nächste Strecke stand an, denn wir werden nächstens wieder zweimal über offenes Meer fahren müssen. Der langfristige Wetterbericht sagt aber nur schwache Winde aus verschiedenen Richtungen und Sonnenschein voraus und warnt vor der grossen Waldbrandgefahr.
Mit den deutschen Fischern kamen wir auch ins Gespräch. Sie fahren jedes Jahr für eine Woche Männerurlaub hierher und fischen, was sie können. Man darf offenbar 20kg Fischfilet pro Person ausführen, das sind einige Fische. Sie sagen, dass sie diese Fischmenge bereits Mitte Woche erreichen werden, und dass sie nur zum Plausch fischen. Die Fische werden alle filetiert, vakuumverpackt und eingefroren, so hätten sie gut für ein Jahr Fische zu Hause. Heute aber sei es zu windig, sie werden am Abend spät rausfahren und während der Nacht fischen, die Nacht ist ja hell, die Sonne ist gerade mal 3 Stunden unter dem Horizont.
Um 16 Uhr legten wir ab und fuhren mit Motor genau gegen den Wind durch ein Fahrwasser um die vielen Inseln und Untiefen zu einem weiteren Gästehafen im Norden von Hitra. Gute 2 Stunden später erreichten wir Hopsjøbrygga, das ehemalige Handelshaus dieses Dörfchens, das 1730 gegründet wurde und früher 4 Kirchen und das Inselgericht beherbergte. Nun, vom Kaufmannshaus ist eigentlich nichts mehr vorhanden ausser vielleicht die Brücke, aber sonst ist alles zweckmässig modernisiert (Restaurantbetrieb). Dieser Ort ist auch von Land gut erreichbar, der Parkplatz ist grösser als der Gästehafen. Es scheint also ein beliebter Ausflugsort zu sein (ab Saisoneröffnung 15.6.18, jetzt ist alles geschlossen). Wir sind die einzigen Gäste.
Donnerstag, 31.05.2018:

Hopsjøbrygga (Hitra) - Kuringvågen Marina Stokksund, 49 sm.
Wetter: unterschiedlich bewölkt und warm, W1 bis NW2, zwischendurch kurz NW5.
Viele kurze Segelstrecken
Von unserem einsamen Restaurant Hopsjøbrygga, das sich im Morgenlicht im unbewegten Wasser spiegelte, mussten wir vorsichtig im Fahrwasser um die Inseln, Steine und Pfosten kurven, ungeeignet fürs Segeln, aber es hatte sowieso noch keinen Wind. Erst als wir den Sund zwischen den Inseln Frøya und Hitra in Richtung offenes Meer, im Frohavet, verliessen, kam ein zarter Hauch von Wind auf. Sobald er 6 kn erreichte, setzten wir den Gennaker und konnten zuerst langsam, später etwas schneller über den wellenlosen Frohavet gleiten.
Irgendwann war fertig mit Wind, der Gennaker baumelte am Mast, wir standen mitten auf dem Meer, unter Motor gings dann weiter. In der Nähe der Inseln auf der anderen Seite kam der Wind wieder, wir setzten den Gennaker nochmals. Aber sehr schnell hatten wir markant zu viel Wind für das grosse Segel, 17kn-Böen fegten über das Boot, mit über 8kn Speed legte sich Regina auf die Seite und luvte dann an. Alle Reaktionen waren zu spät, zum ersten Mal machten wir mit Regina einen Sonnenschuss.
Die Böe war bald weg, wir bargen den Gennaker und segelten mit Gross und Genua, jetzt hatte es ja genügend Wind für diese Konfiguration. Und ja, bald standen wir wieder da, Segel weg, Motor an. Und das machten wir heute noch einige Male.
Am Gästesteg des Coop auf Stokköya machten wir um viertel vor sieben fest in der Hoffnung, noch einkaufen zu können. Aber Pech gehabt, 9-18 ist die Öffnungszeit. Aber immerhin konnten wir noch schnell den Wetterbericht vom Kunden-Internet runterladen, bevor wir dann zur nahen Marina Kuringvågen tuckerten.
Freitag, 01.06.2018:

Kuringvågen Marina Stokksund - Seter Brygga, 34 sm.
Wetter: am Morgen und Abend sonnig/bewölkt, unterwegs bedeckt und trüb, N2-3.
Aufkreuzen zwischen den Inseln
Am Morgen war es schön warm und sonnig. Wir fuhren mit den Velos zum Einkaufen und machten auch sonst einen gemütlichen Morgen. Diese Marina gehört dem Bootsclub und ist sehr gepflegt, das Clubhaus steht offen und alles ist zugänglich, es hat WC, Dusche, Waschmaschine/Tumbler, Küche und Aufenthaltsraum, Wifi, und auch einen schönen breiten Steg in tiefem Wasser mit Strom und Wasser.
Gegen Mittag kam dann etwas Wind auf, und wir fuhren auf der Route der Hurtigruten gegen Nordost, allerdings mit einigen Ecken mehr als das grosse Schiff. Wir konnten aber die Wenden beim Aufkreuzen fast immer so legen, dass wir nachher eine längere Strecke am Wind segeln konnten, also nicht im Fahrwasser der grossen Schiffe, sondern um andere Inseln oder Untiefen herum.
Bei den Passagen von Bessaker und Sandviksbergen mussten wir die Segel bergen und jeweils ein kurzes Stück motoren, das Fahrwasser ermöglicht hier das aufkreuzen bei diesem Wind nicht, zudem trafen wir auch Frachterverkehr an. Am Schluss überholte uns die nächste Hurtigrute, die «Finnmarken».
Der kleine Hafen Seter hatte neben einem Gästesteg recht viele kleine Motorboote für die Hobbyfischer, die hier in Rorbuer Fischerferien machen, und eine Pier für die Tankstelle und die Fähre. Viele verschiedene Seevögel sind hier offensichtlich zu Hause und machen ihren Lärm. Im Hintergrund hatte es weit verzettelt das Dorf Seter, und auf der Seeseite steht der Leuchtturm Buholmråsa. Der Hafen machte uns einen sehr ungepflegten und teilweise lädierten Eindruck, aber vielleicht wird das mit Saisonbeginn noch korrigiert.
Samstag, 02.06.2018:

Seter Brygga - Rørvik, 54 sm.
Wetter: schön und kalt, NE4.
Wieder ein langer schöner Segeltag
Wieder strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Die Segel konnten gleich vor der Mole gesetzt werden, denn der Wind war schon da. Und er war den ganzen Tag stabil. Nur 2x wurde das Grosssegel zwischendurch gerefft, bei 15 Knoten, denn es ging wieder den ganzen Tag hart am Wind. Anfangs gab es eine Wende nach 3 Stunden, später dann häufiger. Nur zwei Frachtern begegneten wir, sonst waren wir hier alleine unterwegs. Die Luft war frisch, aber an der Sonne im Windschatten war es angenehm. Wir waren den ganzen Tag damit beschäftigt, aufzupassen, dass die Segel richtig getrimmt waren und wir nicht in die Steine fuhren, oder besser gesagt, vorher wendeten.
Nach 10 Stunden kamen wir in Rørvik an. Leider war nur noch ein einziger zu kurzer Platz am Gästesteg frei. Das Anlegen war bei ablandigem Wind und nahe am anderen Boot nicht so einfach, so musste 3x Anlauf genommen werden. Denn das Grosi wollte nicht mit 1m Abstand vom Boot auf den Steg springen (1/2 Meter springt sie!!!). Gekocht wurde schnell und dann liefen wir durchs Städtchen zur Hurtigrutenanlegestelle, weil jetzt gerade das nord- und das südgehende Schiff hier waren, das Trollfjord und die Polarlys. Doch sie waren gerade dabei abzulegen.
Das Städtchen hier hat sich sehr verändert und es sind in den letzten 10 Jahren viele neue Häuser gebaut worden, nur gerade beim Museum «Norveg» hat es noch einige ursprüngliche Hafenhäuser.