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Baltic Sea 2024, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 11:
Åland und die vielen Inseln

von Korpoström nach Gräddö 

2024-08-02 - 2024-08-08, 7 Tageseinträge, 110 sm.

Die Inseln um Åland sind etwas kleiner, kleinräumiger und weniger hoch als jene im Finnischen Inselmeer. Dennoch war es sehr schön hier. Wanderungen und Velotouren ergänzten das Segeln, auch eine schöne Ankerübernachtung mit Dinghi-Survey zu den umliegenden Inseln war spannend. Auf der Hauptinsel von Mariehamn unternahmen wir eine grössere Velotour. Meist war es schön und warm, der Wind aber eher schwach. Wegen ungünstigen Langzeit-Wetterprognosen segelten wir am Schluss direkt nach Schweden anstatt auf dem Inselslalom rund um die Hauptinsel.



Autoparkplatz auf der Insel Kökar auf der schrägen Granitplatte statt Mole: Man beachte die spezielle Autonummer und die Flaggenmasten mit Finnland, Åland und Schweden.

Korpoström - Kökar Sandvik (Åland), 26 sm.

Wetter: NW3-5, meist bedeckt, sonst stark bewölkt.

Schnelle Segelpassage nach Åland

Wir warteten noch etwas auf die Sonne bzw. das Ende der Regentropfen. Die Sonne kam nicht, aber ohne Regen lösten wir uns von der Boje, ein bisschen vorher legten das deutsche und das niederländische-Segelboot ab. Die Deutschen fuhren mit Motor gegen den Wind Richtung Mariehamn, die Holländer und wir (10 Min. später) nach WSW. Wir konnten die ganze Strecke segeln, zwischendurch zwar etwas überhart am Wind, um der Fähre auszuweichen, sonst aber immer sehr schnell, obwohl wir meist im zweiten Reff segelten. Und es ist immer spannend, wenn man mit 7kn Geschwindigkeit um die Steine und Markierungen kurven kann (spannend=ziemlich viel Adrenalin).
Die Holländer waren etwa 10 Minuten vor uns im Hafen, und wir konnten beobachten, wo und wie sie einen noch leeren Platz suchten. Wir warteten noch etwas, bis sie festgebunden waren, und nahmen dann die Boje gerade daneben. Der Gästesteg ist etwas eigenartig angeordnet, auf beiden Seiten hat es markierte Untiefen (weniger als 1.5m), die man beim Bojenmanöver zu berücksichtigen hat. Trotz des starken Windes klappte es bei uns bestens.
Der Hafen besteht aus dem Gästesteg, einem kleinen Restaurant und einem Campingplatz mit Cabins und mit Infrastruktur (WC, Dusche, Sauna mit Badesteg, Küche, Aufenthaltsraum). Es gibt keine Mole, sondern nur eine schräge Felsplatte, die vom Campingplatz zum Wasser führt und dort wahrscheinlich weitergeht. Und auf dieser schrägen Platte steht ein ehemaliger Fischerkahn auf dem Trockenen, und oben dient sie als Autoparkplatz.


Auf der Wanderung nach Otterböte auf der Insel Kökar: Bäume, Büsche und glatte Granitplatten.

Kökar Sandvik (Åland) - Kökar Sandvik (Åland), 0 sm.

Wetter: leichte NW-Winde, am Morgen noch Regen, später sonnig.

Velotour und Wandern auf der Insel Kökar

Nach dem Mittag – am Morgen regnete es noch – hievten wir die Bromptons über den Bug auf den Steg und fuhren nach Süden nach Karlsby, der «Hauptort» der Insel. Hier gibt es eine Post, einen kleinen Laden, ein Hotel und nochmals einen Gästehafen. Dieser war sehr hübsch, aber für uns nicht zugänglich, das Fahrwasser dorthin ist unter 1.80m.
Auf der Rückfahrt über die schöne Landschaft machten wir einen Stopp beim Beginn eines Wanderwegs quer durch die Gebüsche und Wälder und Felsen. Wir gelangten so zu Otterböte. Hier hatte es eine archäologische Fundstelle, vor etwa 3000 Jahren (Bronzezeit) siedelten hier in einem windgeschützten Tälchen Robbenjäger. Ausser ein paar angeordneten Steinen war für uns nicht wirklich eine Siedlung zu erkennen. Gleich oberhalb der Fundstelle war ein Aussichtspunkt, wo man über die bewaldeten Felsen bis zum Meer schauen konnte.
Auf der Weiterfahrt machten wir einen Umweg über die Nordspitze der Insel. Dort war eine Kirche und der Inselfriedhof, ein Leuchtturm und eine Aussichtsplattform für Vogelbeobachtung. Im Frühling und im Herbst machen hier viele Zugvögel Pause. Wir genossen den schönen Blick aufs Meer mit den vielen kleinen Inseln.


Regina vor der Insel Husö, Åland

Kökar Sandvik (Åland) - Anker Husö, 10 sm.

Wetter: N-NW 1-2, morgens bedeckt, dann sonnig und warm.

Ankern mit Dinghi-Ausflug

Wir wussten, dass wir heute zu wenig Segelwind haben würden. So wurde eine kurze Etappe geplant. Wir fuhren unter Motor zwischen den vielen Steininseln, schön auf der Route nach Seekarte. Schon vor dem Mittag waren wir da. Wir ankerten zwischen den beiden Inseln Johansholm und Husö auf 4-5 m. Die Leine der Ankerbojen mussten sehr gekürzt werden.
Nach dem Essen pumpten wir unser Dinghi auf, nahmen den Motor vom Heckkorb, und dann kam der spannende Moment! Der Motor lief sogar, obwohl er keinen Winterservice bekommen hatte, wunderbar. Wir fuhren zum Inselchen Johansholm hinüber, suchten eine Stelle zum Anlanden und banden das Bötchen an einem Stein fest. Wir spazierten auf der Insel ohne Wege und ohne Bewohner und bewunderten die Aussicht auf den Schärengarten. Den Weg mussten wir uns suchen, es gab nämlich gar keinen. Zurück beim Dinghi beschlossen wir, noch die andere Insel zu besuchen.
Schon bei der Fahrt zum Ankern konnten wir den schönen langen Steg sehen und auch das Schild «privat». Jetzt waren zwei finnische Segelboote am Steg, wo wir auch unser Dinghi festmachten.
Auch an Land war nochmals «privat» zu lesen, als eine Frau vom finnischen Boot kam, um ihr Abwaschwasser ins Gras zu schütten. Auf unsere Frage, ob wir hier ein paar Schritte machen dürften, redete sie sehr freundlich fast ununterbrochen. Vom Åland-Segelclub, dem der Steg gehöre, dass es nicht so ideal hier sei für Familien mit Kindern usw. Wir spazierten auf dem markierten Weg und sahen die vielen ungepflegten, nicht mehr genutzten Hütten und den kleinen, ehemaligen Fischerhafen. Einige Sommerhäuschen und einen Bauernhof hat es aber auf der Insel, und auch eine Fährverbindung.
Lange hielten wir uns nicht auf und fuhren bald wieder zurück zur Regina. Motor und Dinghi kamen wieder an ihren Platz, die Luft wieder raus und das Dinghi eingerollt, dazwischen gab es Znacht und danach waren wir müde.
Hier ist es sehr ruhig. Nur am Nachmittag kamen zwei Seeadler, die von den Möwen mit viel Lärm verscheucht wurden.


Segeln am Vormittag in der Inselwelt von Åland, wir fahren nach NW, dieses Schiff nach SE.

Anker Husö - Degerby Lotsudden, 18 sm.

Wetter: NNW-N 2-3, meist sonnig.

Segeln auf allen Kursen

Wir hatten eigentlich erwartet, dass die Ankerkette und der Anker total vermoort wären, aber wir zogen eine fast saubere Kette herauf, und am Anker klebte etwas Lehm. Dieser Platz wäre auch für mehr Windstärken geeignet gewesen.
Zuerst mussten wir genau nach Nord gegen den schwachen Wind fahren, später gings hart am Wind segelnd weiter, am Schluss hatten wir den Wind genau von achtern und wir segelten Butterfly. Da es zwischen den Inseln kaum Wellen hatte, nur zwischendurch Windablenkungen, war das Segeln gemütlich und die Segel schlugen beim Vorwindkurs kaum.
Am Steg, der wie hier immer sehr sehr tief ist, half uns ein finnischer Segler beim Festmachen, bevor er danach ablegte. Die Bugleiter war zwar schon montiert, aber dann schnell absteigen oder fast abspringen ist nicht so bequem.
Das Dörfchen hier war schnell angeschaut. Es gibt einen kleinen Laden, den Fähranleger, ein Museum, ein Tourist-Office, eine Bibliothek und einen Abstellplatz für Camper. Es war warm und wir konnten bis Sonnenuntergang draussen im Windschatten vom Cockpit sitzen.


In Mariehamn auf Åland: Torg (Hauptplatz) mit der Einkaufsstrasse.

Degerby Lotsudden - Mariehamn (Westhafen), 20 sm.

Wetter: NNE-NW 1-2, sonnig, später bewölkt und wenige Tropfen, am Abend wieder sonnig.

Fahrt nach Mariehamn

Der Wecker weckte uns, wir wollten beizeiten los. Und wir lösten von allen fünf Booten hier am Steg als erste die Festmacher.
Es war schwachwindig, kein Segelwind. Und zwischen den Steinen und hinter den Bäumen wechselte der Wind ständig. Kurz konnten wir segeln, aber sonst ging es unter Motor zwischen den Seezeichen durch nach Westen. Viele Boote kamen uns entgegen, die Finnen fahren heim.
Wir hatten einen Platz in Mariehamn reserviert. Vorher ging es zur Tankstelle und zum Schmutzwasserauspumpen. Ungewohnt war das Längsanlegen.
Auf dem Boot wurde es schnell zu heiss und wir spazierten durch eine lange, schattige Lindenallee in die Stadt. Es regnete einige Tropfen, aber unter den Bäumen blieb es trocken und danach war es wieder sonnig.
Die Hauptstadt der Ålandinseln ist überschaubar und sehr belebt. Für uns eine Abwechslung, Schaufenster und viele Menschen zu sehen. Znacht assen wir gleich in der Innenstadt draussen an der Sonne, wo es fast zu heiss war. Aber der Rückweg unter den Linden kühlte.
Im Hafen war viel los, es kamen immer mehr Boote an. Ab dem Wochenende wird hier eine Europaregatta stattfinden und die Segler kommen schon jetzt. Wir bleiben morgen noch hier.


Beim Strand und Spielplatz von Kungsö, in der Nähe von Mariehamn auf Åland.

Mariehamn (Westhafen) - Mariehamn (Westhafen), 0 sm.

Wetter: schön, wenig Wind zuerst aus N, dann aus S.

Velotour auf Åland

Am frühen Morgen wurde die Waschmaschine genutzt.
Später fuhren wir mit den Velos los, als es uns in der Marina zu heiss wurde. Unterwegs mit Fahrtwind war es angenehm. Wir fuhren zur etwas nordwestlich gelegenen Halbinsel Kungsö. Neben der Autostrasse hatten wir einen breiten Veloweg, später auf der schmalen Landstrasse waren wir fast allein. Auf einem Spielplatz mit Tisch und Bank und Strand stärkten wir uns mit dem mitgebrachten Lunch. Einige Sommerhäuschen und einige Villen waren in Sichtweite. Einen Schattenplatz gab es nicht, aber mit dem Wind vom Meer her war es auszuhalten. Der Badeplatz war ziemlich zugewachsen und voll mit Algen, so fiel der Verzicht nicht schwer. Später machten wir Halt bei einer russischen Batterie vom WW1, mit Aussichtsturm. Wegen dem wollten wir dorthin. Leider war der Turm gesperrt, es war wohl baufällig. Doch es gab Heidelbeeren im Wald und das kleine Döschen war schnell gefüllt.
Auf der wunderschönen Route übers Land sahen wir viel Landwirtschaft und die auffällige Kirche Prestgården. Wir machten in Jomala in einem Einkaufscenter nördlich von Mariehamn noch den Wocheneinkauf und stärkten uns mit Åländer Pfannkuchen. Das ist aber kein Omelett, sondern gekochter Gries, dann gebacken mit Zwetschgen und Schlagrahm. Ziemlich mastig, aber genau das konnten wir jetzt vertragen.
Auf dem grosszügigen Veloweg, den es in Stadtnähe und bei den grossen Strassen hier gibt, waren wir dann gegen Abend wieder zurück.


Die Schwedische Schärenküste sieht genau gleich aus wie jene in Finnland und auf Åland, hat aber viel weniger Seezeichen zu Orientierung.

Mariehamn (Westhafen) - Gräddö, 36 sm.

Wetter: am Morgen schön, später bedeckt, SSE4-5, am Abend Regen.

Passage von Åland nach Schweden

Eigentlich wären wir gerne noch einige Tage auf den Inseln von Åland geblieben. Aber die Windprognose – auch wenn man nicht immer alles glauben darf – sah so aus, als ob noch genau heute der richtige Wind für die Überfahrt unter Segel sein würde, später zu stark, als Gegenwind, oder zu schwach zum Segeln. Gestern hofften wir immer noch, dass eines der Tiefs bei Norwegen eine andere Bahn nehmen würde, heute früh war es aber definitiv nicht so und wir entschieden uns für die heutige Passage.
Das Segeln war sehr angenehm, wir konnten fast immer mit Halbwind (beim wahren Wind) bei 12-16kn SSE segeln, mit einem Reff im Gross krängte das Schiff wenig, und wir hatten fast immer über 6kn Speed. Wir fuhren an den letzten Inseln von Åland vorbei, wo das Fahrwasser immer gut markiert ist, um ja keinen Stein zu treffen. Und bei den ersten Inseln in Schweden gab es überhaupt kein Seezeichen, woran man sich hätte orientieren können, einzig die Inseln selber und die Zwischenräume (und auch die Seekarte und die Waypoints auf dem Plotter) bestimmten den Kurs.
Der Gästehafen ist eigentlich ein grosser Motorboothafen der Einheimischen, die von hier aus zu ihren Sommerhäuschen auf den Inseln fahren. Markant ist die grosse Tankstelle, die auch gut frequentiert wird. Es gab gerade mal einen Steg mit Bojen für Gäste, und am Abend waren fast alle Bojen besetzt.
Nach der Ankunft machten wir noch einen Spaziergang ins Dorf. Es gibt aber kein wirkliches Zentrum dieser Häuseransammlung, nur um das Hafenbecken einige Dienstleister für die Boote (Werften, Motorenservice, Bootsverkäufer, Winterlagerhallen und mehrstöckige-Gestelle für das Lager von kleineren Motorbooten und ein Haus des Bootsclubs).
Unsere Uhren müssen wieder auf MEZ zurückgestellt werden, und wir sind jetzt nicht mehr nördlich vom 60sten Breitengrad.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.