Logbuch Etappe 14:
Insel Öland
von Idö nach Kalmar
2024-08-31 - 2024-09-09, 10 Tageseinträge, 91 sm.
Vom sehr kleinen Inselhafen von Idö erreichten wir mit einer grösseren Segelpassage die Insel Öland. Hier verbrachten wir mehrere Tage beim Erkunden mit dem Velo, zuerst ganz im Norden mit den dichten Wäldern und Naturschutzgebieten, später in der Mitte mit der aktiven Landwirtschaft (und in Borgholm, dem Hauptort der Insel), wo wir auf die andere Seite der Insel fuhren, und dann im Süden mit der Alvar-Hochebene. Zuletzt gab es einen Einkaufs- und Hafentag in Kalmar.
Samstag, 31.08.2024:

Idö - Byxelkrok, 24 sm.
Wetter: W4, später NW3, am Schluss SW1, sonnig.
Wiedermal längeres Segeln, Passage nach Öland
Wir waren froh um den gestrigen Wechsel des Hafenplatzes, bei diesem Wind war es einfach abzulegen. Auf nochmaliges Schärenfahrwasser hatten wir keine Lust mehr, wir freuten uns auf die längere Etappe über den Kalmar Sund zur Insel Öland. Zu Beginn waren wir rassig unterwegs, aber mit der Zeit drehte der Wind langsam achterlicher nach NW und wurde schwächer. Es war an der Zeit, wieder einmal mit dem Gennaker zu segeln. Und wir konnten bis 2 Seemeilen vor den Hafen segeln, bis der Gennaker in sich zusammenfiel und kurze Zeit später der Wind auf SW drehte.
Im Gästehafen hatte es nur wenige Boote, wir konnten unseren Lieblingsplatz auswählen. Noch vor dem Besuch beim Hafenmeister gab es den Nachmittagskaffee, das Birchermüesli mit den feinen Beeren hatten wir während des Segelns genossen.
Das Hafengelände sah sehr verschlafen aus, es waren nur wenige Touristen und Camper und Segler da, die Fähre von/nach Oskarshamn fährt nicht mehr, die vielen Läden und Boutiquen waren fast alle geschlossen, nicht mal der Glace-Kiosk war noch offen, nur einige Restaurants hatten offene Türen und Terrassen. Die Saison ist hier vorbei, unter der Woche wird es noch reduzierter sein.
Sonntag, 01.09.2024:

Byxelkrok - Byxelkrok, 0 sm.
Wetter: stark bewölkt, zuerst starker N, später immer schwächer, am Abend windstill.
Velotour im Ökopark Böda, Öland
Einige Schiffe fuhren sehr früh los, andere erst gegen Mittag, diese hatten dann keinen Segelwind mehr. Am Abend standen noch genau 4 Segelschiffe im ganzen Gästehafen, nur eines ist heute angekommen. Auch bei den Campern hatte es noch sehr viele Lücken.
Nach dem Mittag fuhren wir mit den Bromptons zuerst der Küste entlang nach Süden, später durch fast unendliche Wälder zum Informationszentrum, Hotel, Café und Museum des Ökoparks Böda bei Skäftekärr. Allerdings: «geschlossen, willkommen im Sommer 2025».
Aber den Thujawald mit den grossen Bäumen dort konnten wir dennoch anschauen, und auch an den eisenzeitlichen Siedlungen bzw. deren Überreste konnten wir vorbeifahren. Wir besuchten dann aber noch die grössten Überreste der eisenzeitlichen Siedlung bei Rosendal. Aber ausser einigen Steinhaufen und ein paar Infotafeln konnte man dort nicht wirklich viel sehen, immerhin lagen die Steine dort wie sie die Archäologen gefunden hatten und es wurde nichts irgendwie neu aufgebaut. Die Eisenzeit bzw. die Besiedlung hier war etwa 300-650 n.Chr., es sei die beste erhaltene Siedlung bzw. Bauerndorf in Skandinavien aus dieser Zeit. Der Phantasie, wie es damals ausgesehen hatte und wie die Leute lebten, wurde mit den Infotafeln nachgeholfen.
Wieder durch dichte Kieferwälder und an ziemlich vielen Ferien- und Sommerhäusern vorbei ging es wieder zurück nach Byxelkrok auf einer einsamen Land- bzw. Waldstrasse. So hatten wir heute eine wunderschöne Velotour auf Strassen und Wegen, wo etwa alle halbe Stunde ein Auto vorbeifuhr. Am Abend war es windstill, und wir sahen den Sonnenuntergang genau in der Hafeneinfahrt zwischen den Molen.
Montag, 02.09.2024:

Byxelkrok - Byxelkrok, 0 sm.
Wetter: bewölkt, südliche Winde, am Vormittag einige Regentropfen.
Naturschutzgebiet Trollskogen
Nach der Waschmaschine-Nutzung mussten wir noch etwas warten, bis der Regen definitiv vorbei war. Mit den Bromptons fuhren wir nordwärts, der speziellen Küste entlang. Hier gab es keinen Sandstrand, sondern Kalkplatten bis weit ins Meer hinaus, die früher für den Export abgebaut wurden.
Anstatt zur Nordspitze Ölands mit dem Leuchtturm fuhren wir zum Trollskogen, einem Naturschutzgebiet mit ganz verschiedenen Wäldern. Ein Wanderweg führte um die Halbinsel herum und streifte die sehenswerten Orte des Parks. Es gab Eichenwälder, Kiefernwälder, Mischwälder, solche mit Viehhaltung, andere mit viel Totholz. An der Ostküste hatte es knorrige Kiefern, die hier im sehr rauen Klima und auf Sand und Kies wuchsen und selten gerade standen, fast ähnlich wie die Arven in den Schweizer Alpen. Eine 900jährige Eiche wurde mit einem Zaun vor den Touristen geschützt. Und natürlich hatte es auch eisenzeitliche Steinhaufen und sonstige Zeugen der Kriege der letzten 1000 Jahre.
Das familiengerechte Museum «naturum» und das Café hatten bis 15 Uhr offen, daneben war ein grosser Parkplatz, der sogar heute rege benützt wurde. Auch eine ehemalige Forsteisenbahn fährt während der Touristensaison hierher. Dieser Ort ist offensichtlich eines der Highlights von Öland.
Über Naturstrassen fuhren wir durch die Wälder wieder zurück zum Hafen, wir waren hier ganz allein.
Am Abend fuhr noch ein Segler in den Hafen, zur Zeit sind wir drei Schiffe. Es ist das neue Segelboot des CCS, die Sailing Swiss IV, die gerade nach Stockholm unterwegs ist.
Dienstag, 03.09.2024:

Byxelkrok - Borgholm, Öland, 31 sm.
Wetter: sonnig, ESE3-5.
Schöne schnelle Segelfahrt
Das Warten auf den richtigen Wind hat sich gelohnt. Wir sausten mit fast immer 7kn mit einem Reff im Gross und Genua und mit ablandigem Wind, also ohne grosse Wellen, nach Süden. Schon am frühen Nachmittag kamen wir an und fanden einen schönen Platz längs an der Mole.
Beim Spaziergang durchs Städtchen Borgholm, die «Hauptstadt» von Öland, landeten wir in einem Café. Danach gings an die Arbeit auf dem Boot: Dinghi reinigen und wegpacken, um- und frisch einräumen, erste Bootspflege mit Boracol. Am Abend waren wir ganz schön müde.
Mittwoch, 04.09.2024:

Borgholm, Öland - Borgholm, Öland, 0 sm.
Wetter: schön und warm, starke SE-Winde.
Velotour Öland zur Ostsee
Nach einem gemütlichen Morgen auf dem Schiff fuhren wir mit den Velos nach Osten, hart gegen den Wind, gefühlsmässig immer bergauf. An der Küste auf Ostseite der Insel kamen wir zur Ruine der Sankta Britas kapell, die im Mittelalter als Handelsplatz des Hafens Sikavarp diente. Etwas später fuhren wir an einem kleinen botanischen Garten vorbei (alles «stengt») und fanden im Weiler und Gutshof Äpplerum neben einem Verkaufsladen für Schafprodukte (Leder, Wolle, Stoff, Kissen, und vieles mehr) auch den Kaffee mit Apfelkuchen.
Die letzte Velotour im Norden von Öland war geprägt durch die vielen Wälder und teilweise die eigenartige Küste mit den Kalksteinplatten. Bei dieser Rundfahrt ungefähr in der Mitte der Insel trafen wir auf viel Land- und Viehwirtschaft, der Boden scheint hier sehr fruchtbar zu sein. Neben den Ruinen der alten Holzwindmühlen waren hier mehrere grosse Windturbinen, meist als Windfarmen angelegt.
Am Schluss kamen wir wieder an Alvaren vorbei, grössere Flächen mit wenig Vegetation auf Kalkstein. Und hinter der Kuhweide sahen wir die riesige Ruine des Borgholm Slot, die wir beim Besuch im Frühling angeschaut hatten. Um Bornholm hat es die vielen Campingplätze, Ferienhäuser und die urbane Infrastruktur für eine ganze Insel (z.B. grössere Supermärkte, ein riesiger Baumarkt, Möbelladen, etc).
Wieder war es eine schöne Velotour im Inneren der Insel, das von den «schnellen» Seglern im Transit gar nicht wahrgenommen werden kann. Es war warm, T-Shirt und Velohose genügten für den Genuss.
Donnerstag, 05.09.2024:

Borgholm, Öland - Borgholm, Öland, 0 sm.
Wetter: schön und warm, östliche Winde.
Arbeitstag auf dem Schiff
Nach dem gemütlichen Morgen starteten wir einen Arbeitstag auf Regina.
Wieder einmal eine gründliche Aussenreinigung war nötig und eine Boracol-Verteilung an den Holzteilen. Die steifen Festmacher mussten auch gewässert/entsalzt werden, der Wassertank brauchte wieder Wasser. Toni war lang mit dem Computer beschäftigt, einerseits war wieder einmal ein Backup fällig, andererseits musste die Plotter-Seekarte ein Update bekommen. Dieses Update funktionierte seit Frühling nicht. Mit Hilfe des Navionics-Supports konnte das Problem behoben werden, und wir haben nun eine ganz aktuelle Seekarte auf dem Plotter.
Erst am späten Nachmittag gab es noch einen Spaziergang in die Stadt und zum kleinen Einkauf.
Freitag, 06.09.2024:

Borgholm, Öland - Kalmar, 18 sm.
Wetter: NNE-ENE 3-4, sonnig.
Schnelles Raumwindsegeln
Es dauerte eine Weile, bis wir alle unsere Leinen geborgen hatten, denn sie wurden gegen das Durchwetzen auf der hohen Steinpier geschützt mit den notwendigen Massnahmen. Aber kaum aus dem Hafen konnten wir die vollen Segel setzen und mit Raumwind nach Süden segeln. Einmal kam uns ein Fischer entgegen, in weiter Ferne ein kleines Motorboot, sonst waren wir im Kalmarsund allein. Erst kurz vor der Ölandbrücke kamen uns zwei schwedische Segler entgegen, die hart-am-Wind und schräg nach Norden unterwegs waren. Zwischendurch hatten wir mal keinen Wind, etwas später drehte er zu unseren Gunsten nach ENE.
In Kalmar fanden wir einen schönen Längsplatz mit Sonne und Wind. Nach dem Kaffee gingen wir beim Hafenmeister bzw. hier im Touristoffice vorbei, anschliessend zum Yachtshop der Baltic Werft. Das bestellte Ersatzteil des Genuarollers wird erst am Montag geliefert!
Was machen wir bei dem schönen Wetter und dem idealen Segelwind in Kalmar? Nichts; wir werden morgen nochmals nach Öland segeln und den südlichen Teil der Insel erkunden und dann am Montagmorgen wieder zurück nach Kalmar kommen.
Samstag, 07.09.2024:

Kalmar - Mörbylånga, 9 sm.
Wetter: sonnig und warm, SE3.
Wechsel zu kleinem Gasthafen auf Öland
Einige deutsche Segelboote fuhren schon los, als wir noch zum nahen Coop gingen, um Milch und Brot einzukaufen. Dann legten auch wir ab. Für die ersten 1 ½ sm brauchte es noch Diesel, dann konnten wir segeln. Wellen gab es heute keine, so bewegte sich Regina schnell durchs Wasser. Schon zum Zmittag waren wir im dem kleinen Hafen, wo wir längs festmachen konnten, obwohl schon alles für die Heckboje vorbereitet war.
Hier war heute ein Oldtimer-Autotreffen mit Musik und vielen Menschen vor dem Hafen. Die Musik mit dem Sänger schallte über das Hafenbecken. Wir spazierten durch die Ortschaft, wo es ausser vielen hübschen, meist Holzeinfamilienhäusern mit Gärten, einem alten Brunnen und einer alten Windmühle nichts weiter zu sehen gab. Die Sonne schien warm, es war wohl einer der letzten Sommertage (Wetterbericht: 26°C).
Wir genossen im Servicegebäude die Dusche mit Meerblick (meistens sind die Duschen ohne Fenster), von der Sonne gut aufgeheizt.
Sonntag, 08.09.2024:

Mörbylånga - Kalmar, 9 sm.
Wetter: sonnig und warm, ESE3-4.
Das grosse Alvar (Stora Alvaret)
Mit den Velos fuhren wir gegen den starken Wind auf das Alvar hinauf, die Hochebene Ölands mit der Trockenvegetation auf den Kalkplatten. Die Strasse quer durch das Naturschutzgebiet war schnurgerade und eindrücklich, denn es hatte nur sehr wenige Bäume. Die Landschaft beschränkte sich auf kleinere Büsche, Weideland, offene steinige Flächen und auf wenige ewig lange Steinmauern, der Gegenwind wurde durch nichts gebremst.
Mittendrin war ein See, der grösste von Öland, der für die Zugvögel eine Bedeutung hat. Bei diesem See, Möckelmossen, machten wir Pause, besuchten die Aussichtsterrasse (leider hatte es um diese Tages- und Jahreszeit nichts zu beobachten) und kehrten um. In der halben Zeit erreichten wir mit Rückenwind wieder unsere Regina, vorher fuhren wir aber noch durch das fruchtbarste Landwirtschaftsgebiet Schwedens, Mörbylånga ist dafür bekannt. Viele Felder waren schon abgeerntet, es gab noch Mais- und Kartoffelfelder. Wir begegneten einigen Traktoren auf unserer schmalen Velostrasse.
Noch vor dem Mittag legten wir ab und fuhren mit raumem und achterlichem Wind wieder nordwärts nach Kalmar, schön gemütlich nur mit dem Genua. In Kalmar war unser Lieblingsplatz noch frei. Es lagen im Gästehafen noch weniger Boote als vorgestern.
Wir machten einen grösseren Spaziergang durch die Innenstadt von Kalmar, diesmal im östlichen Teil, den wir beim letzten Besuch im Vorsommer nicht angeschaut hatten. Aber am Sonntagnachmittag war in der Innenstadt nicht viel los, alle Läden waren geschlossen, einige Restaurants mit Aussenbestuhlung hatten noch geöffnet.
Montag, 09.09.2024:

Kalmar - Kalmar, 0 sm.
Wetter: warm und bewölkt, am Abend heftiger Regen, ganzer Tag starker Wind aus SE, später S.
Pause- und Einkaufstag
Vor dem Einkaufen gab es auch noch den Waschtag. Einkaufen im Einkaufscenter Giraffen mit dem Velo war ohne Probleme, ausser dass wir auf dem Rückweg mit dem vielen Gepäck gegen den Wind fahren mussten. Wegen des starken SE-Windes hatte es auch Schwell im Hafen und das Boot schaukelte in alle Richtungen.
Am späten Nachmittag begann es zu regnen, seit langem wieder das erste Mal (ideal als Schiffspülung), die Vegetation hier wird das Wasser auch sehr begrüssen. Die Schweden, die ihre Rasen vor dem Haus fleissig mähen, hatten jetzt nichts mehr zu mähen, weil alles braun und vertrocknet ist.
Heute ist niemand rausgefahren, 3 neue Schiffe sind angekommen. Ist ja auch Hafentagwetter.