Logbuch Etappe 5:
Blekinge-Schären bis Kalmar
von Simrishamn nach Kalmar
2024-06-04 - 2024-06-13, 10 Tageseinträge, 150 sm.
Durch die Schärenwelt Blekinge mit Besuch Karlshamn und Karlskrona bis nach Kalmar, auch eine Ankernacht bei den Inseln. Von wenig Wind am ersten Tag bis fast zu viel Wind am letzten Tag und einigen Tagen abwettern in Karlskrona hatten wir alles. Dafür hatten wir auch Zeit, das Land anzuschauen, Museen und ein Schloss zu besuchen und eine grössere Velotour zu machen.
Dienstag, 04.06.2024:

Simrishamn - Åhus, 25 sm.
Wetter: schön, W-SW2-3, später S1.
Leider nur kurzes Segeln
Obwohl es nicht weit war, starteten wir schon früh, um möglichst lange vor dem angekündigten Windloch segeln zu können. Aber es hatte sehr wenig Wind, und als wir dann weniger als 3kn segelten, wechselten wir auf den Flautenschieber.
Das Städtchen Åhus hat wohl eine lange Geschichte (Wikinger, Mittelalter, Hochseehafen, etc.), aber von den alten Bauten gab es kaum etwas zu sehen. Die Kaufmann-Strasse war ziemlich ausgestorben. In der kleinen «Altstadt» hatte es doch einige hübsche Fachwerk- und Holzhäuser. Aber dominierend war bei der Hafeneinfahrt das vorgelagerte Industriegebiet (offenbar kommen hier durch das enge Fahrwasser auch grössere Frachter vorbei) und ein riesiger Getreidesilo. Beim Spaziergang sahen wir das Fabrikationsgelände beim alten Hafen, wo der offenbar weltbekannte Wodka «absolut.» hergestellt wird (und dafür braucht es den Winterweizen). Es ist wie beim Feldschlösschen in der Schweiz ein schöner alter gepflegter Bau.
Mittwoch, 05.06.2024:

Åhus - Karlshamn, 28 sm.
Wetter: beim Aufstehen sonnig, später bedeckt und etwas Regen bei S-SW5, am Nachmittag wieder schön.
Schnelle Fahrt
Wir standen früher auf als geplant, die Sonne weckte uns. Schon im Hafen war der aufkommende Wind spürbar. Das kleine deutsche Motorboot mit der netten Frau wollte heute nicht losfahren, bei dem starken Wind.
Unsere schwere Regina bewegte sich jedoch sehr schnell und fuhr nur unter Genua Reff 1 bis über 7.5 Knoten. Die Wellen waren allerdings auch ganz schön hoch und es spritzte sogar einmal bis ins Cockpit.
In Karlshamn war das Festmachen gar nicht so einfach: die Fingerstege sind hier keine Stege, nur schmale Finger (heissen hier Bom), und vom hohen Boot den Festmacher durch die Ösen einzufädeln ist eher anspruchsvoll. Zum Glück half der Nachbar bei der Bugleine, denn auf den Steg hinunter ist es weit. Unsere Bugleiter kam wieder mal zum Einsatz.
Karlshamn erinnert teilweise an Norwegen. Es gibt Strassen mit farbigen Holzhäusern. Ansonsten war hier viel los: hupende Autos und Lastwagen mit Leuten und Musik auf der Ladebrücke fuhren durch die Strassen. Es war Semesterschluss, der letzte Schultag und es wurde gefeiert
Donnerstag, 06.06.2024:

Karlshamn - Anker Almö Tumma-Fjärden, 27 sm.
Wetter: meist schön mit W4-5, Böen 6, am Nachmittag einige Tropfen.
Blekinge Schären
Der Stadthafen war nicht gerade sehr anmächelig, so fuhren wir gerne weiter. Das Ausfädeln aus den schmalen Fingern brauchte aber zuerst einige Vorbereitung.
Heute gab es den ganzen Tag genügend Wind, um auch hinter den Schäreninseln mit dem zweifach gerefften Genua – ohne Grosssegel – auf dem Fahrwasser Richtung Osten zu segeln. Und das war wunderschön und faszinierend, denn die meiste Zeit hatten wir flaches Wasser und keine Wellen, die sich sonst bei 5bft bilden. Wir fuhren entlang von vielen Sommerhäuschen und -villen, mit Slalom um viele Inselchen und Inseln, Steine und auch Vogelreservate. Es waren kaum anderen Schiffe unterwegs, aufpassen musste man aber trotzdem sehr, denn ausserhalb des markierten Fahrwassers hat es Steine und Untiefen.
Trotz des starken Windes wollten wir ankern, Toni suchte gestern auf den Karten lange nach einer geeigneten Bucht. Und heute änderten wir dreimal unsere Meinung, bis wir den geeignetsten Platz gefunden hatten. Erste Besichtigungen machten wir noch vor der Hasslö-Brücke (die Öffnungszeit hatten wir knapp verpasst, so hatten wir genügend Zeit für den Umweg), und auch nach der Brücke schauten wir uns zuerst einen anderen Platz an.
Die weite Bucht Tumma-Fjärden (an der leeseitigen Ostküste der Insel Almö) ist von Wäldern gesäumt, in der Ferne sieht man einen Ausläufer der Stadt Karlskrona und einmal sahen wir eine grosse Autofähre zwischen den Inseln verschwinden, sonst waren wir weit und breit allein.
Am Abend wurde es mit dem starken Wind kalt, auch wenn man beim Ankern eigentlich im windgeschützen Cockpit sitzt, so verzogen wir uns vor dem Sonnenuntergang ins Schiff.
Freitag, 07.06.2024:

Anker Almö Tumma-Fjärden - Karlskrona, 7 sm.
Wetter: schön, W-SW 2-4, eher frisch.
Sehr kurzer Schlag nach Karlskrona
Die Sonne weckte uns wie jeden Morgen. Es war eine ruhige Nacht. Nur die Seevögel hier waren schon wieder unterwegs. Es ist ein Vogelschutzgebiet.
Ankern ist schön, es müssen keine Festmacherleinen und keine Fender versorgt werden. Dafür muss die Kette und der Anker tüchtig gespült und gereinigt werden, weil hier kein Sand- sondern Muduntergrund wahrscheinlich mit Steinen ist. Wir hatten zur Sicherheit unsere Ankerboje gesetzt.
Nur unter Genua segelten wir mit achterlichem Wind gemütlich nach Karlskrona und fanden im Gästhamn einen guten Platz längs an einem hohen Schwimmsteg.
Die Marina hier ist grosszügig und die Stadt ebenso. Wir schauten uns die schönen Stein- und Holzhäuser an. Es ist hier städtisch, die grossen Häuser haben 5 Stockwerke. Allerdings gibt es einige Strassenzüge, wo die Häuserzeilen eher trist anzuschauen waren – fast kasernenartig, wahrscheinlich, weil Karlskrona schon seit über 500 Jahren der Stützpunkt der Schwedischen Marine ist. Eine hohe Mauer, die mitten durch die Stadt führt, trennt das Militärgebiet vom zivilen Teil der Stadt und kann nicht betreten werden, auch ist fotografieren verboten, wahrscheinlich darf man nicht einmal die Mauer fotografieren.
Ein kurzer Besuch im lokalen Blekinge-Museum, ein Spaziergang durchs ehemalige «Arbeiterviertel» Björkholmen mit ganz kleinen alten Holzhäusern und ein längerer Rundgang im Areal um das Schiffsmuseum auf der Insel Stumholmen mit den schön gepflegten und zu Wohnungen umgenutzen Häusern (waren früher die Logistik-Betriebe für die Marine) gab einen Eindruck, wie früher hier gearbeitet und gewohnt wurde. Alle diese Teile wie auch das Militärgebiet ist UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Wind war sehr kühl, aber man sieht die meisten Leute in kurzen Hosen oder im Sommerkleidchen.
Samstag, 08.06.2024:

Karlskrona - Karlskrona, 0 sm.
Wetter: wechselnd bewölkt, wenig Sonne, SW-liche starke Winde, am Abend SE und etwas Regen, dann wieder SW.
Velotour «Karlskrona runt»
Gestern am späten Abend entschieden wir uns, hier abzuwettern. Wir sind vom gleichen Tief betroffen wie die Schweiz, hier hat es starken Wind, in der Schweiz soll es (schon wieder) regnen, das insbesondere am Sonntag, und im etwas westlicheren Dänemark gibt es Sturmwarnung. Aber heute ist das Wetter tagsüber noch gnädig.
Wir machten am Nachmittag eine Velotour, die über 35 km durch Karlskrona und die umliegende Landschaft, die Vororte und angegliederten Dörfer führte. Die Tour war anregend und schön, wir hatten durchwegs eine Cycle Lane oder dann autoleere Quartierstrassen. Die Route war mit Wegweisern markiert, allerdings stand der Wegweiser nur an Abzweigungen und nur sehr selten unterwegs, es gab so längere Strecken ohne Wegweiser, auch wenn die Strasse nicht immer nur geradeaus führte. Die Velostrasse führte durch Wälder und wenige landwirtschaftlich genutzte Gegenden, aber immer wieder durch grössere und sehr grosszügige Einfamilienhaus-Siedlungen. Und wenn man mal eine Hauptstrasse queren musste und zufällig ein Auto kam, so hielt es sicher 10m vor der Kreuzung und winkte uns durch. Wir kamen nur gerade einmal durch eine Art Dorfzentrum, sonst sahen wir nur Einfamilienhaus-Siedlungen. Die älteren, bescheideneren Holzhäuser waren rot, die neuen, grösseren weiss gestrichen. Es gab auch villenähnliche aus Stein gebaut.
Die Hinfahrt zum nördlichen Ende der Gemeinde ging häufig bergauf, aber mit Rückenwind. Bei der Rückfahrt staunten wir, wie viele Höhenmeter wir offenbar gefahren waren, aber dafür hatten wir heftigen Gegenwind
Sonntag, 09.06.2024:

Karlskrona - Karlskrona, 0 sm.
Wetter: starkwindig aus W, meist sonnig, zwischendurch heftige Regenschauer.
Abwettern in Karlskrona
Heute genossen wir das Ausschlafen. Der Stadtspaziergang durch die heute sehr ruhige Stadt war nur kurz. Der Wind war kalt und unfreundlich, aber an der Sonne und in unserer Kuchenbude windgeschützt wars angenehm.
Einige Reinigungsarbeiten am Boot wurden erledigt (Wasserlinie bürsten, Fenderleinen und den Ankerkasten spülen).
Am Nachmittag kam Besuch vom Schweizer Nachbarboot «Winggis 42» zum Kaffee.
Dazwischen rüttelten die Böen am Boot und brachten es zum Schaukeln. Heute blieben alle Segler im Hafen.
Montag, 10.06.2024:

Karlskrona - Karlskrona, 0 sm.
Wetter: starkwindig aus SW, meist sonnig, trocken.
Hafentag mit Museumsbesuch
Auf wiederholte Empfehlung hin besuchten wir heute doch noch das Marinmuseum. Es ist schön gemacht und riesig, eigentlich ein Tagesprogramm. Die Schiffsmodelle von sämtlichen Seeschlachten und Kriegen in der Ostsee können da besichtigt werden. Auch ins U-Boot kann man reingehen. Nach 4 Stunden waren wir aber erschöpft. Das Museum ist mehr ein Museum über die schwedische Marine als ein Museum über maritime Themen.
Zum Apero waren wir auf der Winggis 42 und besichtigten das von den Eignern in vier Jahren selber um- und ausgebaute Stahlschiff. Beeindruckend! Und sie leben das ganze Jahr auf dem Boot.
Die Wetterprognose für morgen ist nicht erfreulich: Regen und zur Abwechslung kein Wind. Hoffentlich ändert sich das noch über Nacht! Aber wir sehen, wie sich einige Schiffe schon für die morgige Weiterreise vorbereiten. Und wir hatten heute ein wunderschönes feuriges Abendrot (die Wolken kommen schon).
Dienstag, 11.06.2024:

Karlskrona - Karlskrona, 0 sm.
Wetter: sehr wenig Wind aus allen Richtungen, am Nachmittag etwas Sonne.
Nochmals Warten auf den richtigen Wind
Schon früh hörten wir, wie einige Schiffe ablegten. Unser nächstes Ziel wäre etwa 4 Stunden Motorfahrt entfernt gewesen, denn das Wetter hielt sich an die Vorhersage: Regen und kein Wind. Morgen soll es mehr Sonne und etwas mehr Wind geben, also ein genussvolleres Reisen.
Am Morgen blieben wir auf dem Schiff und liessen es regnen, am Nachmittag nach dem Regen gabs noch einen Spaziergang in die Stadt. Elisabeth machte einen Extraspaziergang zum Einkaufen, Toni bereitete die Albumbilder der ersten und zweite Etappe auf; sie sind allerdings noch nicht online.
Mittwoch, 12.06.2024:

Karlskrona - Kalmar, 63 sm.
Wetter: unterschiedlich bewölkt, SW-S 4-6, am Abend Regen.
Rassige und lange Segelfahrt
So früh sind wir schon lange nicht mehr aufgestanden. Aber wir wollten genug Zeit haben. Das Endziel hatten wir nicht festgelegt, es gab einige Möglichkeiten in Gästehäfen unterwegs bis nach Kalmar.
Der Anfang war allerdings nicht so lustig, zuerst mussten wir gegen den Wind im Fahrwasser von Karlskrona auf die andere Seite der Inseln kommen. Und später hatten wir wenig Wind. Wir fuhren einige Zeit mit 4 kn oder weniger. Ganz langsam drehte der Wind nach Süd und wurde stärker, von Vollsegel über Reff im Gross bis zum Segeln ohne Gross und mit 2. Reff im Genua (bei 6bft) mussten wir unsere Segelgarderobe laufend anpassen. Aber auch mit wenig Segel ging es immer mit 6 -7kn vorwärts. So liessen wir die ersten beiden Gästehäfen auf der Seite und peilten einen Hafen bei Öland an. Uns graute aber etwas vor dem Hafenmanöver im kleinen Hafen mit 24 kn Seitenwind, so liessen wir uns vom Wind weiter bis Kalmar schieben.
Und wie es so sein muss: Genau beim Anlegemanöver begann es zu regnen, immerhin hatten wir hier im Stadthafen kaum Wind. Nach 12 Stunden von «Motor an» bis «Motor aus» mit 58 Seemeilen aktives Segeln dazwischen (ohne Autopilot!) waren wir dann, auch wegen des frühen Aufstehens, ziemlich geschafft.
Donnerstag, 13.06.2024:

Kalmar - Kalmar, 0 sm.
Wetter: meist schön, am Nachmittag Regenschauer, südliche Winde.
Sightseeing Kalmar
Es war eine ruhige Nacht. Unser Bojenplatz ist auch abseits der Strasse und hinter einer Hotelfassade, so haben wir auch fast keinen Wind. Die Bootsnachbarn fuhren auch nicht am frühen Morgen los wie sonst, die meisten blieben im Hafen.
Am Vormittag spazierten wir durch das Städtchen, das uns gut gefällt. Das Zentrum ist noch nicht so alt, die Strassen sind quadratisch angelegt, und die Häuser sind 2- oder 3-stöckig, Kopfsteinpflaster überall, und alles ist Fussgängerzone mit vielen Veloparkplätzen (es gibt keine wild abgestellten Velos), eigentlich ruhig und gemütlich.
Wir schauten uns im Bootsausrüstershop um, und wie meistens verliessen wir den Laden nicht, ohne etwas gekauft zu haben.
Nach dem Regen am Nachmittag gingen wir ins Schloss von Kalmar (Ursprung im 13. Jh., ausgebaut meist um 1600, das Schloss sei das besterhaltene aus der Renaissance-Zeit) und durch das «Gamle Kalmar», das wohl mittelalterliche Strukturen und Geschichte hat, die Häuser sind aber alle aus der neueren Zeit (19. Jh. und laufend erneuert).
Der Hafen füllte sich am Abend und die Boote, die längs liegen, bekamen ein Boot im Päckchen. Am Abend klarte es auf und es kühlte ab.