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Baltic Sea 2024, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 8:
Inseln von Westestland

von Ventspils nach Dirhami 

2024-06-29 - 2024-07-12, 14 Tageseinträge, 198 sm.

Wir besuchten die Inseln Saaremaa, Abruka, Muhu, Hiiumaa und Vormsi und konnten viele Wanderungen und Velotouren unternehmen und das Inselinnere kennenlernen. Zum Ankern gibt es keine Buchten (alles zu flach), aber es hatte hier wunderbar eingerichtete Gästehäfen und immer genügend Platz.
Und erstmalig ein defektes Brompton!



Der leere Gästehafen Montu auf der Insel Saaremaa, Estland.

Ventspils - Montu, 45 sm.

Wetter: sonnig, nicht mehr heiss, W 4-5.

Passage Lettland - Estland

Gewitter kam in der Nacht keines mehr, aber es regnete. So wurde Regina wieder gründlich geduscht und die Spuren der Schwalben, die hier gerne auf der Reeling sassen, abgewaschen.
Wir legten als erstes Boot ab, der Regattasegler neben uns war aber auch schon auf.
Die ersten 3.5 sm ging es im Fahrwasser genau gegen den Wind und die Wellen unter Motor, die Stockholm-Fähre und ein Frachter kreuzten uns. Nach der letzten Boje konnten wir den Kurs anpassen und segeln.
Die Fahrt war mit den Wellen aus verschiedenen Richtungen sehr schaukelig und nicht so gemütlich. Und Gegenstrom hatten wir auch. Wir waren alleine hier unterwegs. Nur weit weg sahen wir einen Frachter. Die letzten beiden Stunden waren wir in der Landabdeckung und wir hatten eine Dünung weniger, so war es angenehm und schnell zu segeln. Nach 8.5 Std. kamen wir in Estland auf der Insel Saaremaa im Hafen Montu an. Und es lagen nur zwei abgestellte Boote im Hafen, sonst war alles leer. Wir machten an einem kurzen Fingersteg fest. Hier hat es das Hafengebäude und die Infrastruktur der beiden grossen Fischerboote, eine Tankstelle und weiter entfernt ein Lagerhaus, sonst nichts. Am Abend kamen noch 3 andere Segler, der Hafenmeister war bis spät im Einsatz.


Der Eingang zur Bischofsburg von Kuressaare (Insel Saaremaa).

Montu - Kuressaare (Roomassaare Marina), 22 sm.

Wetter: schön S-SE 2-3, am Abend SE6-7 und bedeckt.

Kuressaare Castle

Vom Wetterbericht her war es angebracht, wieder früh aufzustehen und loszufahren. Dafür waren wir zum Zmittag schon in der Marina und konnten einen guten Platz gegen den Starkwind von heute Abend auswählen.
Am späteren Nachmittag fuhren wir mit den Velos in die Stadt bzw. nur gerade zur Bischofsburg von Kuressaare, die wir ausgiebig besichtigten. Die riesige Burg oder besser fast Schloss wurde spannend renoviert und rekonstruiert, und die Räume enthielten Ausstellungen über verschiedene Zeitepochen, vom Mittelalter mit der Funktion als Bischofssitz, später als Burg in den folgenden unfriedlichen Zeiten. Die Ausstellung zeigte auch ausführlich die Sowjetische Besetzung und die Befreiung Estlands 1991. Zum Glück wurde nicht nur Kriegerisches und Militärisches gezeigt, auch z.B. eine typische einheimische Wohnung aus den Jahren 1960-70 war zu besichtigen (einige Sachen davon kamen uns auch bekannt vor). Und das Café im 7. Stock des Turmes (nur über Treppen erreichbar) war auch wie in den 60er Jahren eingerichtet. Das «Saaremamuuseum» war also eine Art Landesmuseum.
Vor der Rückfahrt besuchten wir noch den anderen Gästehafen der Stadt und trafen den Mannheimer an, der in Lauterhorn unser Nachbar war. In unserem Hafen angekommen sahen wir vor dem Marina-Office auch die Schweizer Flagge im Wind. Und der schwere Betonsteg, an dem unsere Regina festgemacht war, schaukelte fast mehr als Regina in der Dünung, die wegen des Starkwindes durch die Hafeneinfahrt reinkam.


Im Zentrum von Kuressaare, die Autos auf der Hauptstrasse fahren hier 10km/h.

Kuressaare (Roomassaare Marina) - Kuressaare (Roomassaare Marina), 0 sm.

Wetter: am Morgen grau, einige Tropfen, starker W, später immer freundlicher, aber kühler.

Velotrip um Kuressaare

Das Gewitter in der Nacht war heftig mit schnellem Windwechsel von SE auf W, d.h. unser Boot krängt nun auf die andere Seite. Mit dem Aufstehen hatten wir es heute nicht eilig, weil uns keine Sonnenstrahlen weckten
Erst am Nachmittag wurde das Wetter etwas freundlicher. So fuhren wir mit den Velos in die Stadt, am Schloss vorbei und dann durch die Innenstadt auf die andere Seite an den Stadtrand. So wirklich alte Häuser sahen wir nicht, aber die meisten Häuser waren höchstens 2- oder 3stöckig. Im Zentrum gab es dann auch einige moderne Häuser mit den heute üblichen Läden und Boutiquen eines Zentrumsortes (diese Stadt hat ca. 15`000 Ew. und ist der grösste Ort der Insel). Auch hier blühen die vielen Linden, die es in allen Ortschaften hier gibt. Am Stadtrand gab es dann auch die grösseren Einkaufszentren, Fachmärkte und Gewerbeanlagen. Wie immer kamen wir dann mit schwerem Gepäck wieder zurück zum Boot.
Im Siedlungsgebiet und neben der Hauptstrasse fanden wir immer einen Radweg, allerdings nach deutscher Sitte häufig bei jeder Strasseneinmündung mit Randstein. Nur die letzten beiden Kilometer zwischen Marina und Flughafen mussten wir auf der Strasse fahren, hier hatte es aber überhaupt keinen Verkehr.


Im Wald des Naturschutzgebietes der Insel Abruka.

Kuressaare (Roomassaare Marina) - Abruka, 4 sm.

Wetter: schön, S3, am Abend W4 und bewölkt.

Wanderung auf der Insel Abruka

Wir waren die einzigen Gäste im Hafen, die Hafenmeisterin hatte die CH-Flagge schon hochgezogen, bevor wir angelegt hatten – eine schöne Geste. Die Flagge sieht sehr neu aus oder wie frisch gebügelt mit Bügelfalten. Dieses Jahr wurde sie zum ersten Mal gesetzt.
Wir wanderten längs durch die Insel an den südlichsten Punkt. Der Weg führte zuerst über Landwirtschaftsgelände (ziemlich viel brach oder bereits vergandet), dann durch einen wunderschönen Wald. Dieser Wald ist das erste Naturschutzgebiet von Estland seit 1939. Es ist ein schöner Mischwald mit vielen Baumarten, Laub- und Nadelbäumen. An der Südspitze ist die Vegetation wie in einem Alvar, trocken und nur eine dünne Schicht Erde über den Steinen, wird aber hier offensichtlich als Kuhweide genutzt. Neben der vielfältigen Vegetation hatte es auch viele Schmetterlinge und sehr viele unterschiedliche Vögel – und jede Menge sehr aktive Mosquitos.
Der Rückweg führte uns zum historischen Zentrum der Insel – im ältesten vorhandenen Steinhaus war ein «Museum» eingerichtet, und wir tranken einen Kaffee aus einer Jura-Maschine. Das Museum bestand vor allem aus Bildertafeln an der Wand, allerdings alles auf Estnisch beschrieben, da konnten wir nur die alten Bilder anschauen und die Jahreszahl. Und gleichzeitig war es die Galerie einer kunstschaffenden Person auf der Insel mit schönen Aquarellen.
Die Wanderung schlossen wir mit einer Dusche ab, die Infrastruktur dieses Kleinst-Gästehafens ist hervorragend.


Reges und lautes Vogelleben auf der Insel gerade neben dem Gästehafen.

Abruka - Koiguste, 25 sm.

Wetter: SW3, bedeckt, später bewölkt und SW4-5.

Vorwindsegeln entlang Saaremaa

Nur kurz mussten wir motoren, bis wir aus dem Windschatten der Insel Abruka kamen. Dann gings immer an der Grenze zwischen Raum- und Vorwind nach Nordosten der Küste entlang bis zum Gästehafen von Koiguste. Von der Küste sahen wir nicht viel, wegen dem flachen Wasser hielten wir viel Distanz zum Land.
Im Hafen war ein schöner Platz längs frei, wo wir festmachten. Sonst hilft der nette Hafenmeister, der auch deutsch spricht, aber er war gerade beschäftigt. Die Hafenanlage ist neu und modern, von der EU gesponsert. Gegenüber ist eine winzige Insel, die von den Seevögeln, vor allem Seeschwalben bewohnt wird. Sie kommunizieren sehr laut.
Auch hier wurde, kaum waren wir angemeldet, die Schweizer Flagge gesetzt. Bis zum Abend füllte sich der Hafen mit finnischen Booten.


Von Koiguste nach Muhu: Wieder schönes Segeln wie gestern.

Koiguste - Lounaranna Sadam, 25 sm.

Wetter: zuerst bedeckt und S4, später sonnig mit SSE3-4.

Schon wieder Seevögellärm

Die vielen finnischen Boote um uns herum erlaubten uns nicht, einfach so wegzufahren, zuerst musste ein Boot verschoben werden. Da der Wind aber sowieso unangenehm stark war, machten wir die Kaffeepause noch im Hafen. Erst nach 10 Uhr konnten wir in die Spring eindampfen (und ein Finne staunte, wie einfach das Ablegen gegen den Seitenwind war).
Heute kamen wir sehr schnell vorwärts, meist mit über 6kn schaukelten wir dem (weit entfernten Ufer) entlang.
In der Ferne sahen wir ein grösseres Boot, das aussah mit ein Militär- oder Küstenwache-Schiff. Und ziemlich plötzlich kam uns ein schnelles Motorboot mit 3 schwarz uniformierten Männern entgegen. Sie machten Fotos von der Regina und kehrten um und fragten uns aus (zu verzollen, wieviele Personen, von wo, nach wo), wünschten uns eine gute Reise und brausten wieder zu ihrem grossen Schiff zurück.
Der kleine Hafen auf der Insel Muhu – empfohlen vom Hafenmeister von Koiguste – war wirklich klein. Der beste Platz hinter der Mole war von einem Motorboot besetzt. So vertäuten wir das Schiff in einer Box mit viel zu kurzen Fingerstegen. Kaum waren wir fertig damit, fuhr das Motorboot davon. So wechselten wir den Platz und genossen das einfache Anlegemanöver (nach dem etwas stressigen Ablegemanöver) an einer Pier mit richtiger Höhe mit genügend Klampen.
Erst nachher realisierten wir, dass keine 50m von hier auf der anderen Seite der Hafeneinfahrt wieder eine Vogelinsel mit Seevögeln und Seeschwalben liegt, die dicht bevölkert und demzufolge auch sehr laut war.
Die Reception des Campingplatzes war auch gleichzeitig das Hafenbüro und ein Restaurant. Und das Sänitärhäuschen ist recht weit weg von unserem Platz (und das WLAN auch). Obwohl wir die einzigen Bootsgäste in der Marina waren, fühlten wir uns nicht allein. Fast alle Campingleute und Restaurantgäste machten mal einen Spaziergang auf die Mole und schauten aufs Meer hinaus.


Velotour auf der Insel Muhu, auf den Naturstrassen waren wir allein

Lounaranna Sadam - Lounaranna Sadam, 0 sm.

Wetter: unterschiedlich bewölkt, Gewitter, starke Winde aus S und SW.

Insel-Velotour auf Muhu

Weil für den Vormittag Regen angesagt war, schliefen wir aus. Doch es regnete gar nicht richtig. Etwas Regen mit Gewitter kam dann aber, als wir schon mit den Velos unterwegs waren. So standen wir kurz im Wald unter.
Der Hafen liegt ziemlich einsam und abseits und wir brauchten Brot und Milch und fuhren die 15 km zum Coop in der Inselmitte von Muhu im Dörfchen Liiva. Unterwegs besuchten wir das Pädaste manor house (nur von aussen angeschaut) und den prähistorischen Begräbnisort Mala Kula. In Liiva war ungewohnt viel los, einerseits ist hier die Schnellstrasse vom Fährenhafen zur Insel Saaremaa, andererseits hat es hier auf Muhu doch eine recht grosse Anzahl Ferien- oder Sommerhäuschen mit Gästen in der Hochsaison. Neben dem grossen Parkplatz hatte es auch Souvenirläden, eine Fischräucherei und mehrere Restaurants und eben einen Coop.
Auf der grossen Strasse fuhren die Autos sehr schnell, nicht so gemütlich für uns, erstaunlicherweise auch recht viele, obwohl die Fähre vom Festland nur gerade im Stundentakt fährt. Auf den kleineren Strassen geht’s ruhiger zu, und auf der Naturstrasse waren wir dann ganz allein.
Zurück beim Boot, der Wind hatte aufgefrischt und soll noch stärker werden, optimierten wir die Festmacher und holten zusätzliche aus der Backskiste, denn für morgen ist noch mehr Wind angesagt. Wir werden hier eingewindet.


Kiefernwald auf Muhu bei Lounaranna

Lounaranna Sadam - Lounaranna Sadam, 0 sm.

Wetter: am Morgen stürmischer Regen aus SW, erst am späteren Nachmittag etwas sanfter und etwas Sonne.

Abwettern auf Muhu

Bei dem Geschaukel und Lärm und dem Regengeprassel am Morgen drehten wir uns nochmals um, wir standen auf, als der Regen aufhörte. Aber starkwindig war es immer noch.
Erst am späteren Nachmittag machten wir einen Spaziergang durch den Wald und zu den Sumpfgebieten – die typische Landschaft von Estland und der Insel Muhu im Besonderen. Einfach auf die Brämen und Mücken musste man aufpassen.
In der Nacht und morgen früh soll es nochmals sehr stürmisch werden, wir sind hier genau in der Mitte zwischen einem Hoch 1024hPa über Russland und einem Tief 987hPa über Norwegen, das gibt einen tüchtigen S- oder SW-Wind, wahrscheinlich auch mit Gewitter.


Ein bisschen grenzwertig, die Velotour mit den Bromptons, dafür sehen wir die originale Landschaft von Muhu.

Lounaranna Sadam - Lounaranna Sadam, 0 sm.

Wetter: stürmische Nacht, am Morgen Regenschauer und etwas Sonne, am Nachmittag leicht bewölkt, immer mit starkem SW.

South Muhu Bicycle Trail

In der Nacht regnete es. Auch der Wind rüttelte tüchtig am Boot, und der Vormittag war immer wieder etwas nass, aber nicht so sehr wie angekündigt.
Am Nachmittag kam die Sonne und wir holten die Velos raus und fuhren auf der Veloroute Nr. 336, die rund um die Insel Muhu führt.
Allerdings war die Piste und der Naturweg für uns nicht so bequem: es wechselte zwischen groben Steinen, Wurzeln, Sand und Kies. Sehr schnell kamen wir so nicht vorwärts. Zwischendurch gab es dann eine Betonplatte, auf der früher die Kanonen standen. Und dann kamen alte, grobe, holprige Pflastersteine, die krumm und unmöglich für unsere kleinen Räder waren. Zum Glück konnten wir am Rand auf einem schmalen sandigen Streifen fahren. Das war eine Herausforderung für die Bromptons. Andere Velofahrer sahen wir auf der Route nie.
Einige Häuser standen auf riesigen Grundstücken, meistens Sommerhäuser mitten in den Pampas. Und wir kamen wieder an Alvar-Flächen vorbei, d.h. karge Wiesenlandschaften mit dünner Humusschicht auf Kalkplatten wie auf Öland und Gotland. Kurz vor dem Fährhafen Kuivaste kamen wir auf die Asphaltstrasse, wie angenehm! Im danebenliegenden Yachthafen waren einige Boote, aber es gab noch freie Plätze.
Der Rückweg führte über die Strasse, wofür unsere Bromptons besser geeignet sind.


Einer der vielen Seevögel, die uns in Muhu lange belärmten. Unser Festmacher scheint ideal zum Balancieren.

Lounaranna Sadam - Heltermaa, 38 sm.

Wetter: zuerst zu wenig Wind aus WSW, später SSW3, zwischendurch NE3 mit dicker Wolke, dann NW3-5 und W4-5, meist leicht bewölkt.

Wieder mal Segeln

Nach der langen Pause auf Muhu freuten wir uns aufs Segeln. Aber die erste Stunde hatten wir keinen Wind (im engen Fahrwasser hätten wir sowieso nicht segeln können), sobald wir aus der Landabdeckung kamen, konnten wir langsam segeln. Bei der Abzweigung zum Muhu-Hafen Kuivastu – es hatte etwas mehr Wind gegeben – entschieden wir uns, gleich die folgende Etappe anzuschliessen.
Dann war der Wind wieder ca 1 Stunde lang sehr schwach und wir fuhren mit Diesel. Doch mit den dunklen Wolken frischte es plötzlich auf, bis zu 4-5 bf und schon musste gerefft werden.
Der Insel Muhu entlang ging es relativ nah am Land entlang, sodass wir die wenigen Häuser und den Wald sehen konnten. Sonst segeln wir hier, wo es in Landnähe sehr untief ist, weit draussen und zu sehen gibt es vom Boot aus nicht viel.
Im Hafen Heltermaa wurde, nachdem wir uns angemeldet hatten, die Schweizerfahne gehisst. Am Abend waren wir die einzigen Gäste im Hafen und konnten noch lange draussen sitzen (wolkenlos und windstill). Wir sind auf Hiiumaa angekommen.


Typische Landschaft in Estland: Alvar (dünne Vegetationsschicht auf Kalkstein) und unendlich viel Platz für Wälder und Sümpfe.

Heltermaa - Sviby (Vormsi), 14 sm.

Wetter: leicht bewölkt, W5.

Hiiumaa-Velotour und Passage nach Vormsi

Die Wetterberichte sahen heute um den Mittag Gewitterregen vor. So machten wir am Morgen eine schöne Velotour im Süden der Insel Hiiumaa, fuhren entlang einer Alvar-Landschaft, besuchten das Dörfchen Suuremoisa mit kurzem Blick auf das «Schloss» von Suuremoisa (erbaut 1760) und seinen Park und fanden auch noch einen kleinen Coop für Einkäufe (Milch und Brot und Gemüse braucht es immer). Die Hauptstrasse der Insel war gut zu befahren, einzig bei einer Fährenankunft brausen 100 Autos und 10 Lastwagen im Pulk vorbei, das erfolgt aber nur alle 1 ½ Std. Noch vor dem Mittag waren wir wieder zurück.
Der Regen wurde abgesagt, das Gewitter auch, so fuhren wir nach dem Lunch gleich hinter der Fähre durch das lange Fahrwasser, so mussten wir dieser sicher nicht ausweichen. Es hatte genug Wind, um nur mit dem Genua auch im engen Fahrwasser zu segeln. Die Passage hinüber zur viertgrössten Estlandinsel Vormsi war auch kein Problem, erst die lange Kanalfahrt vor dem Hafen mit Wellen und starkem Wind und zwischendurch nur 1,3m Wasser unter dem Kiel verlangte grosse Aufmerksamkeit – und auch das Hafenmanöver mit 5bft.
In der Marina – gerade hinter dem Fährhafen – waren wir allein, und die Hafenmeisterin hisste die Schweizerfahne. Sie sagte, dass wir seit ihren 5 Jahren das erste Schweizerboot seien, die Flagge sah auch ganz neu aus.


Toni transportiert das defekte Brompton mit dem Brompton auf der Insel Vormsi

Sviby (Vormsi) - Sviby (Vormsi), 0 sm.

Wetter: schön und warm, leichte Winde aus SE.

Inselrundfahrt mit dem Velo mit tragischem Ende

Heute wollten wir die kleine Insel erkunden. Es hatte auch keinen Segelwind. Wie auf allen Inseln hier, führte die Strasse einsam durch den Wald. Es leben nur 350 Leute hier und entsprechend wenig Häuser waren zu sehen. Wir kamen an mehreren Ferien- oder Sommerhäusern vorbei, mit kurzgeschnittenen Rasenflächen ums Haus, diese waren jetzt in der Saison auch bewohnt. Nach einer Stunde überholte uns das erste Auto und etwas später eine Velofahrerin. Es gab reife Heidelbeeren im Wald und wir pflückten einige, um unser Mittagessen aufzubessern (Birchermüesli). Aber sobald es windstill wurde, griffen die Moskitos an und wir flüchteten.
Wir sahen die alte Steinkirche St. Olav und den berühmten alten Friedhof im Wald. Die Gräber von etwa 1850 hatten Radkreuze aus Sand- oder Kalkstein (engl. sun cross, estn. Rõngasrist, skandinavische Tradition aus der Bronzezeit).
Weiter ging es an die Küste zum Leuchtturm Saxby mit winzigem Museum. Obwohl es inzwischen ziemlich warm, an der Sonne sogar heiss geworden war, konnte hier nicht geschwommen werden, die Küste war einfach zu flach und am Grund hatte es unregelmässige Steinplatten.
Etwa 5km vor dem Dorf Hullo passierte es: es gab einen lauten Knall und das Hinterrad vom grünen Brompton war platt. Auch der Pneu hatte einen grossen Riss!
Eine Weile wurde das kaputte Velo geschoben, dann packte Toni das zusammengeklappte Velo auf die Fronttasche und das Gepäck kam in den kleinen Rucksack, bzw. wurde unter den Arm geklemmt. Er fuhr los (Brompton mit Brompton) und ich versuchte es mit Autostopp. Das erste Auto hielt sofort an und nahm mich mit ins Dorf. Mit Einkaufen wurde es nichts mehr, weil nichts mehr getragen werden konnte. Die nächste halbe Stunde wanderte ich durch den Wald, das war noch angenehm. Doch an der Sonne wurde es heiss und es waren nochmals 5 km bis zum Hafen. Also nochmals Autostopp mit Erfolg!
Das verpasste Schwimmen wurde dann in der Hafenbucht nachgeholt. Heute stehen noch 3 zusätzliche Segelboote hier.


Die Fähre von Vormsi, welche die Insel 4x täglich mit dem Festland verbindet.

Sviby (Vormsi) - Sviby (Vormsi), 0 sm.

Wetter: stürmisch aus SE und regnerisch, warm.

Abwettern auf Vormsi

Das Wetter hielt sich an den Wetterbericht, nur das angekündigte Gewitter kam nicht. Vorsorglich hatten wir noch gestern die Kuchenbude aufgestellt, so konnten wir trotz des Regens und des Windes im Cockpit sitzen.
Heute war ein fauler Tag mit Lesen, Bilder aussortieren und bearbeiten, die Weiterreise planen. Und halt immer nach draussen schauen: Die Fähre kommt am Donnerstag 5x, sonst 4x täglich, und sie «übernachtet» hier, damit die erste Fahrt um 6:30 Uhr stattfinden kann. Einmal sahen wir, dass sie voll war und nicht alle Autos mitnehmen konnte. Aber die ganze Versorgung der Insel geschieht mit dieser Fähre (Abfall, Lebensmittel, Diesel / Benzin, Bagger, Sand, etc.). Wahrscheinlich wird das geschlagene Holz auf der Insel mit einem Frachter abgeholt, allerdings dürfte das ein kleiner Frachter mit sehr geringem Tiefgang sein.


Der Laden in Dirhami, wo das Einkaufen zum Erlebnis wurde! Ein Tante-Emma-Laden, wie früher, winzig, so eng und vollgestopft.

Sviby (Vormsi) - Dirhami, 25 sm.

Wetter: W2 – SW1-3, zuerst bedeckt, später sonnig.

Wieder unterwegs und segeln

Wir mussten unsere Kuchenbude klatschnass einpacken. Auch das Deck war nass, als wir ablegten. Gleich hinter der Fähre fuhren wir unter Motor zwischen den Bojen im engen Fahrwasser. Erst gegen 10 Uhr konnte der Motor abgestellt werden. Und dann wurde getrimmt, wie beim Regattasegeln, denn der Wind war schwach und drehte. Später, als es 3 bf wurden, wurde es genussvoll. Inzwischen war auch die Sonne da.
In Dirhami waren noch mehrere Plätze am Schwimmsteg frei und der Hafenmeister half beim Festmachen.
Wir spazierten zum nächsten Laden, wo das Einkaufen zum Erlebnis wurde! Ein Tante-Emma-Laden, wie früher, winzig, so eng und vollgestopft, dass man sich kaum umdrehen konnte. Der Verkäufer konnte sogar deutsch von der Schule her. Wir kauften das allernötigste, und Salat zum Apothekerpreis.
Der Hafen füllte sich bis zum Abend, vorwiegend finnische Boote kamen und einige wenige Esten.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.