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Rund England 2023, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 13:
Passage Nordsee

von Sanday, Kettletoft nach Leirvik (Stord) 

2023-08-03 - 2023-08-07, 5 Tageseinträge, 258 sm.

Passage von den Orkney-Inseln (Sanday) über die Nordsee nach Norwegen (Leirvik, am Hardangerfjord). Nächtliche Starkwindfahrt durch die vorgelagerten Schären und windstiller Ankerplatz zum Ausruhen.



Blick aus dem Küchenfenster: Unsere Nachbarn von Pierowall sind nun an der anderen Gästeboje in Sanday.

Sanday, Kettletoft - Sanday, Kettletoft, 0 sm.

Wetter: meist bedeckt oder Nebel, selten Sonne, stürmischer NW, kalt.

Vorbereitung auf die Passage

Trotz des starken Windes konnten wir gut und lange schlafen, keine Fischerboote am frühen Morgen, kein Schwell, nur das Schaukeln des Schiffs in den Windwellen. Im Laufe des Tages wurde der Wind stärker, es war lärmiger, der Wind pfiff um den Mast, und immer hörte man eine andere Leine oder Fall an den Mast schlagen. Wir sahen, dass die Franzosen vom letzten Hafen an der anderen Gästeboje waren. Aber erst am späteren Nachmittag machten sie einen Dinghiausflug ans Land.
In einer etwas ruhigeren Phase machten wir den Windpiloten bereit, d.h. vor allem das Ruder musste ins Wasser gesetzt werden. Und das Dinghi auf dem Vordeck wurde entlüftet und klein zusammengerollt vor dem Mast festgezurrt.
Und sonst machten wir es uns gemütlich, bei Sonne im Cockpit, meist aber unten im Salon. Und wir gingen früh schlafen, denn morgen wird es früh losgehen, wir werden dem Tief, das gerade über uns nach Norwegen zieht, 2 Tage lang nachsegeln und den NW-Wind nutzen.


Erster Tag der Nordsee-Passage war grau und kalt.

Sanday, Kettletoft - unterwegs, 0 sm.

Wetter: NW 4-6, teils etwas Sonne, sonst bedeckt.

Start der kalten Nordsee-Passage

Den ganzen Abend lang schauten wir die verschiedenen Wettermodelle und studierten die Fronten. Wir hatten nur ein kleines Wetterfenster für unsere Überfahrt von etwa 250nm, da waren sich mal alle Modelle einig. Wann sollten wir nur los? Zu früh kämen wir in den Starkwind, zu spät kämen wir in die Flaute, und der hohe Schwell löst sich eher später auf…
Wir lösten um 7 Uhr die Leine von der Boje.
Und es ging los!
Wir hatten den ganzen Tag einen kalten Wind von NW. Wir hatten Thermounterwäsche an und 3 Fasis und natürlich den Segelanzug. Das Gross war immer im Reff 1, öfters auch im Reff 2, und kurz auch im Reff 3. Zum Essen brauchten wir nicht viel, d.h. der Skipper, wie immer bei solchen Wellen und dem ekligen Geschaukel, nur eine Bouillon.


Ganz allein auf der Nordsee, schöne Wolken, schöner Wind.

unterwegs - unterwegs, 0 sm.

Wetter: NW 3-5, kurz 6, oft sonnig oder mit Mond, zwischendurch bedeckt.

Eigentlich ein schöner Segeltag

Die Hundswache von 12-4 Uhr übernahm wie immer die Nachtdiensterfahrene. Der Mond leuchtete und ganz dunkel war es eigentlich nie. Schon gegen 3 Uhr dämmerte es.
Viel zu sehen gab es nicht. Viel Verkehr gab es auch nicht, ausser vereinzelte Frachter und Tanker und wenige Fischer (teils ohne AIS, d.h. auf dem Seekartenplotter nicht sichtbar), wir mussten aber nie ausweichen.
Zwischendurch, am Rande der Flaute, die eben auch nach Osten zog, war dann bei N3 Regina ziemlich langsam, bei diesen Wellen, über 2m, wird sie tüchtig gebremst. Die Mitte zwischen Sanday und Norwegen erreichten wir etwa 2 Stunden später als geplant.
Der Skipper fütterte sogar die Fische!
Gegen den Abend wurden dann die Wellen kleiner und der Wind zog wieder etwas an, wir kamen nun in den Bereich des Tiefs, das vor Norwegen gestaut wurde. Und gegen Mitternacht waren wir in der Gegend der norwegischen Offshore-Plattformen, hell erleuchtet und teils mit riesiger Abfackelgasflamme. Da wir aber auf dem geplanten Kurs segeln konnten, mussten wir auch hier nicht vom Kurs abweichen. Am frühen Morgen querten wir das Verkehrstrenngebiet vor der norwegischen Küste, auch hier reichte es gerade, ohne Kursänderung zwischen zwei Frachtern durchzufahren.
Am Nachmittag konnten wir wieder Funk empfangen, die Küste sahen wir aber noch lange nicht. Die Wellen waren immer noch teils 2m hoch, aber sehr langgezogen, meist bei schönem Wetter und Halbwindkurs, eigentlich sehr angenehm zum Segeln.
Am späten Abend nahm der Wind wieder zu und wir verkleinerten die Segelfläche, lange sollte es ja nicht mehr gehen.


Bei Sonnenaufgang erreichten wir den bestens geschützten Ankerplatz Bömlahamn für eine kleine Schlafpause.

unterwegs - Leirvik (Stord), 258 sm.

Wetter: N5-6, später 4, nachher windlos, sonnig und sommerlich warm.

Ankerpause nach strenger Nacht

Gegen Mitternacht frischte der Wind noch mehr auf und gegen 1 Uhr, mitten in der Hundewache von Elisabeth, raste Regina mit 7.4 Knoten nach Osten. Ziemlich unheimlich! Der Hydrovane-Windpilot brauchte bei den Böen Hilfe, um den Kurs zu halten. Für die Wache, die es schon etwas mit der Angst zu tun bekam, ziemlich anstrengend. Auch der Skipper konnte nicht schlafen, weil die Wellen so laut an die Bordwand klatschten und das Boot ziemlich bedenklich in Schräglage fuhr.
Wir kamen der Norwegischen Küste immer näher und waren jetzt zu zweit im Cockpit. Zum Glück nahmen die Wellen und die Windstärke ab. Um 4 Uhr erreichten wir bei den vorgelagerten Schäreninseln den Leuchtturm Raudholmane und die schmale Öffnung in den fast wellenlosen Bömla- und Hardangerfjord. Bald hatten wir weder Wellen noch Wind. Bei Sonnenaufgang fiel der Anker in der windlosen und von Felswänden umgebenen Bucht von Bömlahamn auf den Grund und wir fielen im Salon auf die Polster in einen tiefen Schlaf.
Nach 4 Stunden weckte der Wecker, Frühstück im Cockpit, Anker auf und weiter ging es, jetzt unter Motor, weil es windstill war bis Leirvik. Im Gästehafen war genug Platz, als wir am Mittag ankamen. Nach dem Zmittag an der Sonne und einem kleinen Spaziergang durchs Städtchen wurde Regina gründlichst vom Salz befreit und wir konnten die schöne Dusche geniessen. Endlich wieder sommerliche Temperaturen (bis 20 Grad).
Im Laufe des Tages füllte sich der Hafen, meist waren es Motorboote.


In Leirvik, Blick über den Hardangerfjord in die Berge.

Leirvik (Stord) - Leirvik (Stord), 0 sm.

Wetter: bewölkt, später Regen.

In Norwegen

Wieder weckte der Wecker, weil nur der Vormittag trocken bleiben sollte. Es gab frische Brötchen, der Supermarkt ist hier nicht weit (ausser «Notbrot» war nichts mehr da).
Wir machten uns gleich gegen 9 Uhr (wieder norwegische Zeit, wir haben wieder umgestellt, uns aber noch nicht angepasst) mit den Velos auf den Weg, um den Baumarkt zu besuchen, denn wir brauchten eine neue Schlauchverlängerung, die war gestern beim Reginaputzen geplatzt. Der Baumarkt ist weit ausserhalb der Stadt, und wir mussten uns wieder an den Rechtsverkehr gewöhnen (rechts bleiben!). Allerdings mussten wir den Weg suchen. Aber wir kamen sogar wieder trocken zurück zum Boot.
Hier ist alles unglaublich sauber, gepflegt und schön gemacht. Es liegt kein verrostetes Gerümpel im Garten oder hinter dem Haus wie in Schottland und auch keine fahruntauglichen Autos sind zu sehen. Der Autoverkehr ist viel leiser als anderswo (es gibt schon viele E-Autos hier), die Autos fahren langsam und halten weit vor dem Fussgängerstreifen und bevor man überhaupt daran denkt, die Strasse zu queren.
Kurz nach unserer Ankunft im Hafen begann es zu regnen, vom morgigen Sturm spürten wir sonst noch nichts, aber es kamen immer mehr Boote in den Hafen, um 15 Uhr waren alle Plätze des Gästehafens belegt. Am Abend kam dann gar eine HR36 längs zu uns, kommend von Utsira (7-8bft. Wind), beide Crew ziemlich erschöpft.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.