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Norwegen 2018, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 3:
Über die Nordsee und Helgoland nach Dänemark

von Vlieland nach Hvide Sande 

2018-04-19 - 2018-04-24, 6 Tageseinträge, 246 sm.

Das Wetter war uns gut gesinnt, wir konnten in einem Nachtschlag von Vlieland bis Helgoland durchfahren. Und hier besuchten wir wie immer den Lummenfelsen. Da das Wetter aber weiterhin günstig schien, fuhren wir nochmals in einem Nachtschlag bis nach Hvide Sande in Dänemark.



Sonnenuntergang auf der wellenlosen Nordsee

Vlieland - auf See, sm.

Wetter: schön, SE3-4.

Mit den Gezeiten unterwegs

Die Nacht war warm. Der Wecker klingelte früh. Als wir um 4.45 Uhr ablegten, dämmerte es schon im Osten. Die Strömung schob uns schnell durch die Bojenstrasse hinaus in die Nordsee, wo wir dann die Segel setzten. Hier kenterte der Strom, und wir segelten mit dem Strom durch die Nordsee den friesischen Inseln entlang. Es hatte wenig Verkehr, und Segelboote sahen wir gerade mal eines. Aber die Windfarm vor Borkum gab uns etwas Probleme, der Wind wurde gestört, und wir konnten nicht auf der Ideallinie durchsegeln.
Der Wind blies kräftig und wir kamen so schnell voran, dass wir befürchteten, Helgoland in der Nacht zu erreichen. Aber es kam anders: als die Strömung nach 6 Stunden von vorne kam, wurden wir gebremst und mussten gar aufkreuzen. Regina fuhr wie auf Schienen. Die Nordsee war flach wie der Zürisee und Regina pflügte ruhig durchs Wasser. Das Kochen war einfach und gemütlich und wir assen, bevor es dunkel wurde. Die Sonne ging um 20.30 Uhr unter, aber eine Stunde später war es immer noch nicht ganz dunkel.
Die ganze Nacht über waren die Sterne zu sehen, und sogar eine Sternschnuppe, sonst war es dunkel, und man sah die Leuchttürme jeder Insel und auch die vielen beleuchteten Seezeichen blinken. Am Anfang der Nacht bewegte sich die Temperatur im zweistelligen Bereich, später gegen Helgoland zu hatten wir nur noch 8 Grad im Boot. Das ist frisch!! Dafür bleiben Gemüse und Früchte auch ohne Kühlung frisch.


Basstölpel im Flug vor Helgoland

auf See - Helgoland, 126 sm.

Wetter: schön, ESE 2-3.

Eiskalte Nachtfahrt nach Helgoland

Jeder von uns war froh, nach 2 Stunden wieder abgelöst zu werden, um sich aufwärmen zu können. Im Stockdunkeln erreichten wir den Seestrassenkreisel vor Cuxhaven, wo die zwei Seestrassen der Nordsee und die Fahrwasser Elbe, Jade und Weser zusammenkommen. Wir hatten Glück, es hatte relativ wenig Verkehr, und wir gelangten gut über die Seestrassen. Später konnten wir den Sonnenaufgang erleben, und bei schönem Wetter erreichten wir Helgoland.
Alle Plätze waren schon besetzt, der grösste Steg allerdings war gar nicht da, den hatte die Fähre im Winter mal kaputtgefahren. Also mussten wir im Päckli anlegen (als Erste). Es werden aber sicher noch mehr Schiffe kommen und dann auch aussen an uns festmachen. Das erste war ein Spaziergang zur Hafenchefin, ins Städtchen fürs Internet und dann brauchten wir einen Kaffee.
Am Nachmittag stiegen wir auf das «Oberland» von Helgoland und wanderten wie immer, wenn wir hier sind um die Insel. Der Weg führt an den berühmten Vogelfelsen vorbei. Hier herrscht inzwischen Wohnungsnot. So viele Vögel, Tölpel, Lumen, Möwen und haben wir hier noch nie gesehen. Etwa 10 000 Seevögel brüten hier. Am lautesten sind die Tölpel, die aktiv sind, schnäbeln, streiten und sehr laut kommunizieren. Die Lumen scheinen tagsüber zu schlafen. In der Nähe der Felsen stinkt es extrem nach Vogelkot.
Zurück im Hafen sahen wir, dass wir noch einen Nachbarn bekommen hatten. Und als wir gerade am Abwaschen waren, knallte ein Katamaran in unser Nachbarschiff. Er fuhr die Kurve viel zu schnell und wegen des Rückenwindes schaffte er sie nicht mehr. Am meisten hat er sein eigenes Boot beschädigt.


Hafenfront von Helgoland

Helgoland - Helgoland, 3 sm.

Wetter: schön, schwacher Wind aus W-NW, kühl.

Gemütlicher Pausentag

Diese Nacht hatten wir sehr gut geschlafen, bis wir von der Sonne geweckt wurden. Gegen 10 Uhr mussten wir uns verlegen, unser Innenlieger wollte abfahren, vorher mussten wir noch den defekten Katamaran «kalt» (d.h. ohne Motor) an den Notsteg verlegen. Sein Problem gestern war ein gerissenes Kupplungskabel, d.h. anstatt der Rückwärtsgang zum Abbremsen war der Vorwärtsgang drin. Wir lagen nun an einem anderen Steg mit senkrechter Leiter auf das Kai hinauf. Anschliessend spazierten wir nochmals in die Stadt, einerseits zum Einkaufen, andererseits fürs Internet (Mail, Logbuch, Wetterberichte) und einen Kaffee.
Nach dem Mittagessen mussten wir in den anderen Hafen hinüberfahren, um zu tanken (hier kriegt man den Diesel steuerfrei, also günstig) und füllten nun auch den oberen Tank voll. Wieder zurück am Liegeplatz waren wir beide am Boot beschäftigt: Bugspriet für den Gennaker installieren, die neuen Festmacherleinen mit einer Schlaufe verspleissen und einige Leinen mit einem Takel versehen, Fenster hochsauber reinigen und Nahtdichter für die Sprayhood und die Kuchenbude auftragen, und einiges mehr.


Beim Gennakersegeln vor Sylt

Helgoland - auf See, sm.

Wetter: SE2-5, meist schön, am Morgen Nebel.

Super Segeltag mit ablandigem Wind

Gemäss dem aktuellen Wetterbericht ist das Wetterfenster nicht so gross für unseren weiten Nachtschlag. Deshalb waren wir um 7 Uhr auch schon bereit fürs Ablegen. Allerdings hatte es dichten Nebel im Hafen, alles war nass, feucht und kalt.
Mit Radar und Seekartenplotter tasteten wir uns aus dem Hafen und fuhren unter Motor zwischen den Inseln Helgoland und Düne nach Norden, erst ausserhalb des Schutzgebietes setzten wir die Segeln, aber immer noch mit dem Radar, die Sicht war noch nicht besser. Auf dem Plotter sahen wir die AIS-Signale der Fischerboote, auf dem Radar deren Echo, so konnten wir ohne Probleme den eigentlich schönen Wind nutzen und segelten recht zügig den Nordfriesischen Inseln entlang nach Norden. Auf der Höhe von Amrun lichtete sich dann der Nebel und wir hatten Sonne, blauen Himmel und freie Sicht aufs Meer und in der Ferne auf die Inseln Amrun und Sylt. Allerdings wurde der Wind etwas schwächer und drehte nach SSE, also fast Vorwind. Wir beschlossen, wieder einmal den Gennaker aus der Kiste zu lassen. Bald segelten wir wunderprächtig für 4 Stunden mit diesem grossen Vorsegel und kamen sehr schnell vorwärts.
Wir waren schon in Dänemark auf der Höhe von Esbjerg, als der Wind wieder stärker wurde. Gerade rechtzeitig konnten wir den Gennaker bergen, bevor der Wind die 20-kn-Grenze überschritt. Der Wind blieb bei dieser Stärke und drehte nach ESE, als wir die Fahrrinne «Slugen» erreichten, und hier konnten wir genau mit Vorwind, aber schnell mit Kurs W NW an den Bojen vorbei sausen. Allerdings war es mittlerweile dunkel geworden, von den Bojen sah man dafür die roten und grünen Blinksignale. Das ist fast einfacher für die Navigation, denn die Lichter sieht man früher als die Boje selber. «Slugen» ist eine Fahrrinne, die durch die Untiefen bei Blavand führte, und hier haben sie auch mehrere Windparks aufgestellt, die auch entsprechend beleuchtet waren. Diese störten uns aber nicht, weil die Windgeneratoren nicht im Wege standen, sondern eben in den Untiefen, wo wir sowieso nicht hingelangen wollten.
Gegen Mitternacht erreichten wir das Ende der Fahrrinne und konnten uns dann wieder mit dem starken ESE-Wind nach Norden treiben lassen. Mit 7kn kamen wir, gut gerefft, vorwärts. Es hatte Sternenhimmel, der Mond schien, das Wasser war relativ flach. Bald war wieder Ablösung, Toni durfte schlafen gehen, Elisabeth kam an die Kälte.


Im Fischerhafen Hvide Sande gab es noch einen Platz für Gäste für uns

auf See - Hvide Sande, 117 sm.

Wetter: E5 und S 2-3 mit Böen 7, Gewitter und Regenschauer, am Tag schön mit starkem W.

Blitzspektakel

Es wurde wirklich immer kälter, bald war die Temperatur nur noch einstellig. Der Mond verschwand hinter schwarzen Wolken. Der Wind fing an hin und her zu drehen und bald kam er von achtern, so musste aufgepasst werden, keine Patenthalse zu machen. Doch gegen 2 Uhr, Toni hätte noch ½ Stunde schlafen dürfen, frischte es plötzlich noch mehr auf (bis 28 kn) und es fing an in allen Richtungen zu blitzen. Der Skipper wurde geweckt, das Gross dicht genommen und die Genua noch mehr eingerollt, Laptop und Handys kamen in den Backofen (als minimaler Blitzschutz) und dann sassen wir da zu zweit und es war ziemlich unheimlich, fast zum Fürchten. Doch so schnell das Spektakel gekommen war, war es auch schon wieder weg und mit ihm der Wind. Wir kamen nur noch langsam vorwärts, es begann zu regnen und wir beschlossen, in den nächsten und einzigen Hafen hier, nach Hvide Sande zu flüchten, denn der ursprüngliche Wetterbericht von vorgestern sagte anschliessend an den S-Wind-Dreher starken Westwind voraus. Die Nacht war allerdings schon fast vorbei, als wir um 4.45 Uhr am einzigen freien Platz festmachen konnten. Alle anderen Plätze waren von den Fischerbooten besetzt. Aber wir hatten genug von der Kälte. So krochen wir in unsere Kojen und liessen uns erst von der Sonne wieder wecken.
Nach einem Besuch im Städtchen, das war ja gut kennen, im Café, und in der Bäckerei kehrten wir zurück aufs Boot, verkrochen uns in unsere Kuchenbude, wo die Sonne wärmte und wir windgeschützt waren.
Morgen werden wir einen Pausentag einschalten, der Wind wird 7-8 bf erreichen, da ist es im Hafen gemütlicher.


Die Hobby-Fischer üben offenbar für das Hering-Festival am Wochenende

Hvide Sande - Hvide Sande, 0 sm.

Wetter: Starkwind aus W, manchmal Sonne.

Fauler Ausruhtag

Nach dem Ausschlafen spazierten wir durch Hvide Sande und über die Brücke. Viele Fischer standen am Wasser, anscheinend ist im Moment Heringsaison, am Wochenende gibt es ein Heringswettfischen.
Das öffentliche Internet war nicht immer überall zu haben, der Update fand deshalb eher spät statt. Die Luft war kalt, der starke Wind noch kälter. Aber es hatte doch schon einige (deutsche) Touristen, die ihr Eis schlecken mussten.
Am Mittag war es dann in unserer Kuchenbude angenehm warm. Lesend und am Laptop verbrachten wir den Nachmittag. Es kam kein anderes Segelboot, wir waren die einzigen hier (Keiner segelt hier bei diesen Temperaturen!!). Am Abend wurde im Backofen eine Pizza gemacht und gleichzeitig wurde es gemütlich warm im Boot.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.