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Atlantik/Portugal 2019, Log-Übersicht

Logbuch Etappe 2:
Nordseeküste

von Stavoren nach Boulogne-sur-Mer 

2019-06-01 - 2019-06-16, 16 Tageseinträge, 290 sm.

Vom IJsselmeer segelten wir über die Waddenzee in die Nordsee und entlang der Küste nach Scheveningen. Südlich von Rotterdam fuhren wir durch das niederländische Zeeland und die Kanäle nach Vlissingen. Entlang der belgischen Küste erreichten wir Frankreich und segelten bis Boulogne im engl. Kanal. In Vlissingen und Boulogne warteten wir einige Tage auf rechten Segelwind, und auch Dunkerque konnten wir ausgiebig erkunden.



In der Waddenzee fahren die Auffahrt-Ausflügler wieder zurück ins Ijsselmeer, mitten drin im Fahrwasser der Frachter, der mit uns in der Schleuse war.

Stavoren - Den Helder (KMJC), 26 sm.

Wetter: schön, SSW4 – W2.

Durch die Schleuse in die Waddenzee

Etwas später als geplant verliessen wir den Hafen in Stavoren und segelten hart am Wind quer über das Ijsselmeer zur Schleuse bei Den Oever. Es reichte wegen der Windrichtung nicht in einem Schlag, zwei Wenden waren nötig, um nicht in die Untiefen zu gelangen. Aber bei so schönem Wetter und diesem Wind ist das ein Genuss, etwas weiter segeln zu müssen.
Vor der Schleuse konnte das Segelschiff vor uns noch gerade reinschlüpfen, bei uns war bereits rot und wir mussten kurz am Wartepier festmachen. Hinter uns kam ein grosser Frachter, der durfte dann zuerst in die Schleuse, gerade hinterher dann wir und ein anderes Boot, dann war die Schleuse voll. Das Festmachen in der Schleuse war nicht ganz so einfach, der grosse Frachter hatte noch seine Schraube in Betrieb und produzierte grosse Strömungen und Wirbel. Für das andere Boot, etwas kleiner und leichter als unsere Regina, war das gar nicht gut. Das Boot wurde herumgeschleudert und an die Wand gedrückt, der Ton des Aufpralls (Plastik und Metall gegen die Betonwand der Schleuse) tönte höchst unangenehm. Der Schaden war aber offenbar nicht allzu gross, sie fuhren dann auch weiter.
In der Waddenzee zwischen Den Oever und Den Helder kamen uns unzählige Segelschiffe entgegen, eine riesige und ewiglange Kolonne, einige mit Spinnaker, die meisten mit Butterfly, einige mit flatterndem Genua, denn der Wind kam genau von hinten bzw. für uns genau von vorn. Die Auffahrtsausflügler fuhren von den Westfriesischen Inseln wieder zurück ins Ijsselmeer. Für uns gab es leider kein Segeln mehr, wir nutzten im engen Fahrwasser bei diesem Gegenverkehr unseren Motor, wurden aber vom Tidenstrom mit 1.5 kn geschoben.
In der Königlichen Marine (KMJC heisst Koninklijke Marine Jacht Club) wurden wir vom Hafenmeister begrüsst und er half uns beim Festmachen. Und Elisabeth nutzte dann den Waschsalon der Marina, und auch die Duschen und das WC sind top, sauber und voll funktionstüchtig. Einzig die Umgebung ist etwas stier, sie liegt hinter dem Fährhafen nach Texel und mitten in einem militärischen Sperrgebiet.
Am Abend machten wir einen Spaziergang in die Stadt und hatten ein wunderbares Essen bei einem Italiener, aber mit holländischen Riesenportionen.


Schönes blaues Wetter, aber die holländische Nordseeküste ist sonst eher langweilig - zumindest vom Wasser aus gesehen.

Den Helder (KMJC) - IJmuiden, 44 sm.

Wetter: schön, S 4-5.

Sonniger Segeltag in der Nordsee

Da es gestern spät geworden war – es ist hier jetzt sehr lange hell, so merkt man kaum, wie spät es schon ist – mussten wir heute den Wecker stellen. Denn der Tidenstrom wartet nicht auf Langschläfer.
Wir wurden, als wir aus dem Hafen kamen, schon gleich geschoben, und das blieb so bis am Nachmittag. Da wir gegen den Wind aufkreuzen mussten, reichte aber die Zeit nicht ganz bis IJmuiden und der Strom war am Schluss wieder gegen uns. Die letzte Stunde fuhren wir unter Motor, Gegenstrom mit fast 2 Knoten und erst noch aufkreuzen ist nicht lustig und geht eigentlich nicht. Der ganze Tag war sonnig und warm, allerdings gegen den Wind mussten wir doch eine Windjacke anziehen.
Im Hafen von IJmuiden gab es noch viel Platz. Einige Passanten liegen längs am Steg nahe der Hafeneinfahrt, dafür weit weg von der Infrastruktur. Wir suchten uns einen freien Platz in einer Pfostenbox und besuchten das Hafenbüro. Anschliessend spazierten wir noch an den Strand, der heute bei dem schönen Wetter sehr gut besucht war. Die Leute, teils tiefbraun, teils krebsrot, waren am Heimgehen.
Die vielen IJsselmeermücken, die als blinde Passagiere mitgekommen waren, - zum Glück stechen sie nicht - waren inzwischen alle verschwunden.
Am Abend kam eine Gewitterfront und es kühlte schnell ab. Und das Schiff wurde automatisch abgespült.


Der Yacht- und Passantenhafen von Scheveningen mitten in der Stadt zwischen den hohen Häusern.

IJmuiden - Scheveningen, 25 sm.

Wetter: bedeckt, SW2-3, später etwas Sonne.

langsames Gezeitenstromsegeln

Als der Wecker uns weckte war es schon hell. Auch fuhren schon andere Segler vor uns aus dem Hafen. Dann mussten wir uns in Geduld üben, denn der Wind war «nicht besonders» stark, aber zum Glück wurden wir mit 1- 1,5 Knoten geschoben, so kamen wir doch noch auf 5kn und war akzeptabel. Heute war es kühler und bewölkt, wir hatten wieder mal die Segelanzüge an. Später nahm der Wind, der immer etwas drehte, noch ein bisschen zu und wir fuhren schneller, allerdings gelangten wir am Schluss trotzdem wieder in den Gegenstrom. Trotzdem konnten wir bis vor die Hafeneinfahrt segeln.
In Scheveningen waren schon alle Gästeplätze besetzt, wir machten in der 3. Reihe im Päckchen fest. Die beiden anderen Segelboote sind aber nicht bewohnt, wir konnten ungeniert drübersteigen.
Ein Spaziergang führte uns durch die Stadt vom Hafenviertel (scheint ziemlich in zu sein, es gibt ausser den vielen Segelschiffen und Motorbooten eine Unmenge von Restaurants und Bars, die Fischer haben ihren eigenen Hafen) bis zum Bade- und Kasinostrand und zurück.
Weil hier alle Boote mit dem Bug zur Hafenausfahrt stehen müssen, blies uns der Wind ins Cockpit und wir verzogen uns zum Znacht in den Salon, da auch die Sonne schon früh hinter den Häusern verschwand.


In der Altstadt von Hellevoetsluis, eine ehemalige Militärwerft aus dem 17. Jhd.

Scheveningen - Hellevoetsluis (Heliushaven), 32 sm.

Wetter: zu Beginn wolkenlos mit wenig E Wind, später windlos, am Nachmittag bedeckt, am Abend heftige Gewitter.

Von der Nordsee ins Seeland

Wegen des Stroms mussten wir pünktlich abfahren. Einige wenige Meilen konnten wir mit dem vorhandenen Wind segeln, bei weniger als 5kn Wind mussten wir die Segel aber einrollen und motoren. Zum Glück hatten wir heute keine so grosse Strecke vor uns. Zuerst mussten wir die Maas Mündung überqueren, den Zugang für alle Arten von Hochseeschiffen in die Häfen von Rotterdam. Wir motorten später das Slijkgat hinauf (hier hatte es noch Gegenströmung und wieder Wind, aber im Fahrwasser nicht segelbar). Durch die Schleuse bei Stellendam kamen wir dann ins Haringvliet, einer der Seen im Seeland. Nach nochmals einer halben Stunde unter Motor erreichten wir die vielen Häfen von Hellevoetsluis. Wir legten in der Helius Cape Marina an und wurden vom Hafenmeister sehr freundlich begrüsst, kaum war das Schiff festgebunden.
Am Nachmittag spazierten wir durch die alte Stadt Hellevoetsluis, welche eigentlich keine Altstadt war, sondern eine Ansammlung von Häusern für die frühere Werft aus dem 17 Jhd., eine militärische Anlage, wo doch noch einiges erhalten war bzw. so renoviert oder neu gebaut wurde, dass es hübsch aussieht. Es hatte sehr viele Restaurants, offensichtlich spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Mitten in der «Altstadt» hatte es auch eine Marina, einige Museumsschiffe, ein graues Kriegsschiff aus Holz, ein ehemaliges Feuerschiff (schwimmender Leuchtturm) und einige mehr. Hier befindet sich auch das älteste Trockendock von Europa.
Es war ein heftiges Gewitter angesagt, wir hörten es bereits donnern, der Niederländer am gleichen Steg sagte, gemäss den Radionachrichten sei die Front über Belgien besonders schlimm gewesen mit nussgrossen Hagelkörnern. Wir wussten nicht, wie lange es regnen sollte, so genossen wir noch kurz vor dem Regen die schöne, saubere und moderne Hafeninfrastruktur (Dusche). Das Gewitter bzw. die Sturmfront wurde schon am Mittag am Funk als Gale Warning für alle Teile der Niederlande durchgegeben.


In der Krammerschleuse zwischen Volkerak und Oosterschelde

Hellevoetsluis - Kats, 41 sm.

Wetter: zu Beginn Regen, meist bedeckt, sehr wenige Sonnenstrahlen, Winde W-N 1-3.

Schleusenfahrt durch Zeeland

Das gestrige Gewitter war nicht schlimm, aber über die Nacht hatten wir tüchtig Wind, der uns an den Steg drückte. Und am Morgen beim Losfahren begann es zu regnen, zum Glück nur kurz.
Wir hatten gestern auf Grund des Wetterberichts (zuerst harter Gegenwind im Fahrwasser des Gats, nachher schwache Winde aus Nord) entschieden, nicht über die Nordsee nach Süden zu motoren, sondern die Gelegenheit zu nutzen, durch das Seeland zu fahren. So machten wir quasi eine Sightseeingtour durch das vom Rhein gebildete Delta und die neue Seenlandschaft. Unsere Fahrt war geprägt durch die beiden Schleusen bei Willemstad und Volkerak, wo wir wegen des hohen Masts nicht die Sportbootschleuse nutzen konnten, sondern mit dem professionellen Verkehr (Frachter, Tanker) die Schleuse teilen mussten. Wir fuhren also vom Haringvliet (der nördlichste See) durch den Volkerak, am Grevelingenmeer vorbei über das Mastgat in die Oosterschelde. In der Osterschelde gibt es Gezeiten wie auf der Nordsee, also auch Gezeitenstrom. Und natürlich fuhren wir gegen den Strom.
Kats ist ein über 400jähriges Dörfchen mit 500 Bewohnern und entstand auf einem der ersten Polder hier in Südholland, der ca. 1600 von der Nordsee mit Deichen abgerungen wurde. Auf dem Abendspaziergang zum Dorf fanden wir aber keine so alten Häuser, aber viele aneinandergebaute kleine, hübsche Häuschen mit breiten Strassen.


Im zentralen Hafen von Middelburg bei der Mittagspause: eine der Brücken, die wir nicht unterqueren mussten

Kats - Vlissingen, 22 sm.

Wetter: sonnig, am Morgen SW5, später weniger, am Abend windstill und Regenschauer.

Schleusen und Brücken à-gogo

Der Tag verging heute schnell mit Warten. In die beiden Schleusen konnten wir, im Gegensatz zu gestern, allerdings gerade einfahren, als wir kamen. Aber bei allen 6 Klapp- oder Drehbrücken mussten wir warten und uns in Geduld üben.
Wir hatten ja noch Glück, ab 6 bf wird die Hongerslikbrug nicht mehr hochgeklappt, der Wind war dort nur 5 bf. Und eine der Schleusen war so schmal, dass beim Einfahren fast die Fender das Tor berührten. Das Mittagessen genossen wir an einem Steg mitten in Middelburg, einem sehr hübschen Städtchen. Auf dem Walcherenkanal mit den vielen Brücken fuhren wir zusammen mit einem englischen Segelboot.
Vom Kanalfahren haben wir jetzt genug. Die Velofahrer auf dem Veloweg gleich neben dem Kanal waren schneller, sogar die Fussgänger wären schneller gewesen.
Heute konnten wir sogar einige wenige Meilen segeln, wir hatten aber meist Gegenwind, und im manchmal engen Fahrwasser konnten wir uns mit unserem schweren Schiff kein Wende-Zickzack leisten, denn es hatte auch Gegenverkehr. Aber wir freuen uns jetzt aufs richtige Segeln. Vorerst müssen wir aber hierbleiben, für die nächsten beiden Tage ist Starkwind und Sturm angesagt. Das war absehbar, denn das Sturmtief kommt von den Azoren, wir verfolgten es jeden Tag auf den Wetterkarten.


In Vlissingen am Bellamypark mitten im Zentrum.

Vlissingen - Vlissingen, 0 sm.

Wetter: E5 bis S6, etwas Sonne, etwas Regen.

Sightseeing am Pausetag

Nach dem langen Ausschlafen zahlten wir beim Hafenmeister nochmals eine Nacht, der Atlantiksturm kommt in der Nacht und morgen. Dann spazierten wir in die Stadt und auf den Deich zur Westerschelde, am anderen Hafen vorbei, in die Fussgängerzone. Der Abschluss der windigen «Wanderung» war dann der Besuch eines grossen Supermarktes in der Gewerbezone, ziemlich weit weg vom Zentrum, aber nicht mehr so weit bis zu unserem Hafen retour.
Am Nachmittag gab es noch einige kleine Wartungsarbeiten am Schiff, sonst war es ein eher gemütlicher Tag, es hatte auch noch Zeit zum Lesen.
In der Nacht soll dann der Sturm aus S und SW mit 8bf mit Böen bis 50kn über uns rasen. Wir prüften nochmals unsere Festmacher. Es dürfte ziemlich schaukeln und auch lärmig werden.


Heute gabs kein Bild, deshalb eines von gestern: Diese Gesellen haben wir in Vlissingen gesehen, sie warten wohl auf die Reparatur und den nächsten Einsatz als Seezeichen.

Vlissingen - Vlissingen, 0 sm.

Wetter: den ganzen Tag stürmisch SW7-8, am Morgen mit Regen, am späteren Nachmittag sonniger.

Sturm abwettern im Hafen

Irgendetwas tönte eigenartig, so stiegen wir morgens um 3 Uhr nochmals hinaus in den Regen und prüften die Leinen und passten die Länge an und setzten eine zusätzliche Festmacherleine. Nachher konnten wir, trotz des Lärms, der halt 8bft im Schiff produziert, und des Geschaukels und Geruckels, eigentlich recht gut schlafen. Aber beim Aufstehen waren wir dann so spät dran, dass es direkt zum Brunch überging.
Am Nachmittag, nachdem der Regen aufgehört hatte, gingen wir nochmals Einkaufen und besuchten kurz das Fest gerade oberhalb des Hafens. Das Fest heisst Cuisinemachine, die Konzerte und der Eintritt sind gratis, und es hatte beliebig viele Ess-Stände, für die man aber mit Coupons zahlen musste, die an der Kasse mit etwas Aufschlag gekauft werden konnten. Am Nachmittag waren viele Familien auch mit ihren Kleinkindern da. Die Konzerte gehen bis Mitternacht.
Toni selektionierte die Bilder der ersten Etappe und bearbeitete sie. Bald können sie auch ins Internet gestellt werden.


Auf der Westerschelde wieder mit den Gefahren der Hochsee konfrontiert: Containerfrachter von Antwerpen.

Vlissingen - Zeebrugge, 16 sm.

Wetter: sonnig, SW2-3, später bedeckt und NE3.

Kreuzen vor Belgiens Sandstrandküste

Der Wind nahm über Nacht immer mehr ab, am Morgen stand Regina ganz ruhig im glatten Hafenwasser. Und auch die Weiterfahrt war sehr gemütlich, die Seeschleuse ging für uns auf, ohne dass wir anhalten mussten. Auch auf der Westerschelde hatte es keine starken Winde. Dafür hatten wir eine starke Strömung nach Westen und auch viel Verkehr mit Containerschiffen und Tankern (die Westerschelde ist die Zufahrt zu Antwerpen).
Wir mussten wohl aufkreuzen, aber mit dem starken Strom von etwa 2 kn hatten wir einen ganz kleinen Wendewinkel. Mehr störten die vorhandenen Wellen (Dünung vom vergangenen Starkwind und die Wellen der grossen Schiffe) und der schwache Wind. So segelten wir nur bis Zeebrugge und nicht wie vorgesehen nach Oostende, solange hätte uns der Gezeitenstrom nicht gereicht.
Nach dem Festmachen und dem Zmittag und einem Kaffee fuhren wir mit den Velos der Küste entlang durch Seebrugge nach Blankenberge und staunten über die Menschenmenge, die in beiden Städten auf dem Deichweg und auch in den anderen Strassen spazierten. Aber heute war Pfingstsonntag, da haben alle Zeit dafür. Wir staunten aber auch über die Bäderstadt selber, ein riesiger Strand, total belegt mit Strandkörben und -hüttchen, eine Unmenge von Restaurants und Cafés und Essständen, und vor allem die vielen hohen Häuser, die den Deichweg säumten, alles Hotels und Ferienwohnungen. Diese hohen Häuser sieht man auch vom Meer aus sehr gut und sehen aus wie Felswände oder Riffe.


Ein in gleicher Richtung fahrendes Segelschiff kurz vor dem Regen, hinten im Dunkeln die Skyline von Oostende

Zeebrugge - Nieuwpoort, 21 sm.

Wetter: trüb, zwischendurch Regen, NE2, am Abend Gewitter und regnerisch.

Nochmals Belgiens Küste

Bei dem angesagten schwachen achterlichen Wind brauchten wir den Gezeitenstrom, sonst würden wir nirgends hinkommen. Also mussten wir bis fast 11 Uhr warten. Der Strom war aber nicht besonders stark, max. 1.5 kn. So kamen wir nur sehr langsam vorwärts, und zwischendurch wechselte der Wind von NE2 auf S1 und brachte einen kurzen und heftigen Regenschauer, nachher gings weiter mit dem raumen Wind. Bei dieser Geschwindigkeit konnten wir die Badehotels an der Küste Belgiens, die wie Klippen aus dem Sandstrand ragen, gut und lange beobachten. Kurz vor dem Kippen des Stroms erreichten wir die Hafeneinfahrt von Nieuwpoort und fanden dort einen guten Platz beim KYCN (Koninklijke Yacht Club Nieuwpoort).
Der Ort Nieuwpoort an Zee ist recht weit weg vom Yachthafen, so kamen wir zu unserer heutigen Wanderung. Die Ladenstrasse und die Flaniermeilen sehen hier etwas gepflegter und gehobener aus als in Blankenberge. Es stehen auch einige Kunstwerke auf den Plätzen. Und es flanierten ebenso viele Leute hier, zusätzlich gibt es den langen Pier der Hafeneinfahrt, der als Flaniermeile genutzt wird. Nach zwei Stunden marschieren hatten wir genug und besuchten den anderen Stadtteil, Nieuwpoort-Stad, nicht mehr. Das nächste Mal nehmen wir bei diesen riesigen Distanzen wieder das Velo!


Der Belfried, the Belfry, le Beffroi in Dunkerque

Nieuwpoort - Dunkerque, 15 sm.

Wetter: bewölkt, später sonnig, N2-3.

In Frankreich angekommen

Weil wir wegen des Tidenstroms nicht vor 11 Uhr abfahren konnten, fuhren wir am Vormittag noch nach Nieuwpoort-Stad. Diesmal mit dem Velo, so waren wir schnell in dem hübschen Städtchen, mit den speziellen Häusern aus Backstein oder Klinker. Aber alles war noch verschlafen und erst langsam erwachte die Stadt. Die Cafés waren noch zu. So machten wir uns unseren Kaffee auf dem Boot selber und genossen dazu ein frisches Croissant.
Endlich konnten wir ablegen. Der Wind war nicht sehr stark, aber mit dem Strom kamen wir doch segelnd bis Dunkerque. Zwischendurch fuhr Regina sogar über 7 Knoten (über Grund). Im Hafen angekommen holten wir gleich die Velos wieder aus der Kiste, um in die Stadt zu fahren. Wir waren zwar schon 2x hier, aber für eine Stadtbesichtigung hatten wir nie Zeit gehabt und ohne Velo wäre es weit. Die Plätze sind riesig, die Trottoirs sind sehr breit und die Stadt lebt. Die Häuser sind nicht mehr so putzig und gepflegt wie in Holland oder Belgien, und offenbar ist auch die Stadtplanung sehr viel toleranter, was Neubauten betrifft. Auf alle Fälle haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angeschaut. Hier gibt es sogar zwei Belfriede, die nicht-kirchlichen Türme aus dem 15 Jhd., welche auch UNESCO-Weltkulturerbe sind. Und auch einige der Kunstwerke im öffentlichen Raum sahen wir beim Vorbeigehen/-fahren. Im Schatten war es kühl, an der Sonne aber angenehm.
Der Abend war geprägt durch die komplizierte Planung der Weiterreise: Strom, Wetter, Zeit. Gemäss Wetterbericht hat es morgen sehr wenig Wind und es regnet, der Strom fliesst ab 1 Uhr oder 13 Uhr nach Westen, und die Schleusen in Dover oder Calais öffnen nur gerade um die Zeit von Hochwasser +/-2h. Am Folgetag gibt es 7bf Wind gegenan. Und einen Tag später hat es wieder keinen Wind. Wir warten mal den morgigen Wetterbericht ab.


Wir beginnen einen kleinen Regenspaziergang, das Schiff steht nun in einer Box im Hafen Grand Large von Dunkerque.

Dunkerque - Dünkirchen, 0 sm.

Wetter: meist Regen, fast kein Wind, kühl.

Pause mangels Windes

Die komplizierte Planung von gestern haben wir vergebens gemacht: Es hatte praktisch keinen Wind, und es regnete fast den ganzen Tag. Und zum Motoren hatten wir keine Lust, unsere Stegnachbarn motorten heute nach Dover. Aber etwas Nautisches haben wir trotzdem gemacht: Wir verlegten das Schiff vom Visitor-Steg in eine Box, nachdem wir im Hafenbüro zwei zusätzliche Nächte gebucht hatten. Morgen soll es recht garstig werden, 6 bft mit Regen.
Am Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang zum Schiffsausrüster Uship und ergänzten unsere Ausrüstung (und nahmen einen Katalog mit für weitere Regentage auf dem Schiff). Und wider Erwarten hatten wir noch eine halbe Stunde Sonne, bevor dann die nächste Front die Wolkenschleusen öffnete.


Das Gebiet Grand Large, wo sich auch der Hafen befindet, wird für die Industrie nicht mehr benötigt (Bootsbau, Werft), es gibt hier viele neue Wohnungen, die meisten auffallend wie diese Häuser.

Dünkirchen - Dünkirchen, 0 sm.

Wetter: bewölkt, manchmal ein Regenguss, SW6.

Pause wegen des Wetters

Wegen der intensiven Beschäftigung mit der nächsten Etappe, den Strömungen und den Wetterberichten wussten wir, dass wir heute nicht fahren würden. Hier im Hafen war der Wind trotz heftigen Böen moderat, aber auf dem Wasser hätten wir SW6-7 gehabt. Und bei dieser Windstärke gegenan aufzukreuzen macht uns keine Freude.
Wir machten einen Spaziergang in die Stadt zum Einkaufen. Eigentlich wollten wir auch den Belfried besteigen, aber über Mittag ist der Turm geschlossen. Beim Rückweg nahmen wir den Bus bis zum Hafen. Der Bus fährt hier seit einem halben Jahr gratis für alle im 10-Minutentakt, und offenbar werden die Busse auch häufiger benutzt. Aber die vielen Autos zur Pendlerzeit lassen darauf hinweisen, dass der Preis nicht alleine massgebend ist.
Im Hafen sind einige Boote losgefahren, einige neue sind dazugekommen. Wir verbrachten den Nachmittag auf dem Boot und genossen die Ruhe und die Zeit.


Die schnellen Fähren zwischen Calais und Dover fahren vor uns und hinter uns durch.

Dunkerque - Boulogne-sur-Mer, 48 sm.

Wetter: zuerst bewölkt, SW5, später sonnig, abnehmender Wind N1 bis am Abend.

Fähren Calais-Dover gekreuzt

Am Morgen besuchten wir nochmals den Segelladen für eine Seekarte der englischen Küste und für neue nautische Wäscheklammern. Und da wir schon in der Stadt waren, besuchten und bestiegen wir noch den alten Belfried von Dunkerque.
Der Strom nach W startete vor Dunkerque erst gegen 15 Uhr, wir starteten schon mal um halb eins, und ab ein Uhr segelten wir gegen den – nun abnehmenden – Strom gegen den Wind aufkreuzend nach Westen auf Calais zu. Der Wind war sehr unregelmässig, mehrere Male zwischen 5 und 19 kn pendelnd, dazu um 40° drehend: zum Segeln eher stressig. Erst kurz vor Calais hatten wir den Strom in die richtige Richtung, nun aber den Wind genau gegen uns. Und die schnellen Fähren zwischen Dover und Calais querten unsere Spur vor uns und hinter uns. Zehn Meilen vor Boulogne wurde der Wind so schwach, dass wir auf Motorantrieb wechseln mussten, und eine halbe Stunde vor dem Hafen mussten wir gegen den Strom fahren.
Der Hafenmeister war natürlich nicht mehr da, als wir ankamen, also keine Dusche und kein Internet. Das müssen wir morgen erledigen. Vor und nach dem Essen rechnete Toni die Ströme für die Ueberquerung des engl. Kanals. Der Wetterbericht ist von 12 Uhr, also nicht mehr ganz frisch, morgen wird es wohl einen aktuellen Bericht geben. An Land müssen wir nicht, also gehen wir schlafen.


Die Burg und die Basilika im historischen Zentrum von Boulogne-sur-Mer.

Boulogne-sur-Mer - Boulogne-sur-Mer, 0 sm.

Wetter: bewölkt und recht sonnig, SW-Winde.

Boulogne, im historischen Zentrum

Beim Hafenmeisterbesuch erhielten wir den Code fürs Internet, und als Erstes schauten wir uns die verschiedenen Wetterberichte an. Schnell war es klar: 5-6 bft hart am Wind über 50 Seemeilen lockte uns nicht mehr. Wir gingen nochmals ins Büro und buchten eine zusätzliche Nacht. Der Rest des Morgens ging sehr schnell vorbei. Etwas lesen, Planungen, Waschmaschine nutzen, die Sorgleinen ersetzen, etwas auf dem Internet surfen, Einkaufen, etc.
Am späteren Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang durch die Stadt, zuerst durch die Fussgänger- und Einkaufszonen, dann ins historische Zentrum auf den Hügel mit den alten Häusern, dem Belfried aus dem 11. Jdt. und der Basilika Notre-Dame (ehemaliger Bischofssitz). Für einen Samstag hatte es nicht sehr viele Leute, und im historischen Zentrum waren recht viele französische Touristen. Dass die Geschichte bis zur Römerzeit (damals hiess die Stadt Bononia) zurückgeht, sieht man nirgends in der Stadt, immerhin hat Cäsar von hier aus Britannia erobert. Auch Napoleon nutzte diese Stadt für seine kriegerischen Tätigkeiten.
Wir liegen gerade neben dem grössten Fischereihafen Frankreichs, und wir hören und spüren es, wenn die Schiffe rausgehen oder hereinkommen. Es sind aber alles relativ kleine Schiffe, nicht so grosse Monster wie in Norwegen. Und wenn man durch die Stadt schlendert, sieht man viele Graffiti über ganze Hauswände oder auch kleine auf dem Elektrokasten. Neben der Sommersprachschule gibt es hier auch eine Schule für Design und Kunst.


Velotour bei Boulogne, Blick auf den Strand und die Waterfront von Wimereux.

Boulogne-sur-Mer - Boulogne-sur-Mer, 0 sm.

Wetter: meist schön, starke SW-Winde.

Velotour um Boulogne

Am frühen Morgen schaute sich Toni die Wetterberichte an, und schlüpfte dann wieder unter die Decke. Das Wetter entsprach den Prognosen: starke SW-Winde. Wir machten es uns gemütlich und genossen die Sonne windgeschützt hinter der Sprayhood. Gegen Mittag packten wir unsere Velos aus und fuhren zum südwestlichen Vorort Le Portel, besuchten dort den Strand bzw. schauten uns die Deichstrasse an. Die Häuser stehen weit oberhalb des Sandstrandes, und eine massive betonierte «Küste» führte hinunter. Anschliessend besuchten wir noch den Leuchtturm Alprech und die Ruinen des Forts Alprech über der Falaise.
Mit einer Schussfahrt mit Rückenwind gings auf einer anderen Strasse zurück nach Boulogne und durch die Innenstadt zum anderen Stadtende, wo Nausicaà, das grösste Aquarium Europas steht. Von hier konnten wir auf dem Veloweg nach Wimereux pedalen. Wimereux ist ein altes Städtchen am Strand, ein Badeort mit schönen alten weissen Häusern und vielen Hotels entlang der Waterfront. Es ist zugleich auch ein Wassersportzentrum, viele Kite-Surfer waren unterwegs.
Nach einem Kaffee mit Crêpe fuhren wir, diesmal gegen den Wind, wieder zurück nach Boulogne und genossen nochmals die Sonne im Cockpit. Der Hafen war etwa zur Hälfte besetzt, aber immerhin vier Hallberg-Rassys standen hier, eine 31er, eine 34er, eine 36er und wir mit 40 Fuss. Vielleicht kommen heute Abend spät noch einige Schiffe mit dem Strom von Calais.


 

Das ist der Text in der Fusszeile.